Vorwort: Vernee Mix 2
Und täglich grüßt das fast-randlos Smartphone aus China! Das Vernee Mix 2 ist ein 18:9 Smartphone, das Ende September 2017 angekündigt wurde und seit Oktober 2017 auch erhältlich ist. Trotz der verwirrenden Versionsnummer 2, ist es das erste „tri-bezel-less“ Smartphone des Herstellers. Ein Vernee Mix (1) wurde nie veröffentlicht. Vermutlich handelt es sich dabei um einen “Scherz” des Herstellers, mit Blick auf das Xiaomi Mi Mix 2.
Design, Verarbeitung und Lieferumfang
Nach dem ungefähr 10. China-Smartphone im so genannten „tri-bezel-less“ Look, ist dieser Design-Typ keine große Besonderheit mehr. Typisch ist der, zum oberen Gehäuserand hin, besonders gering ausfallende Abstand. Das Smartphone gehört dabei zu den tri-bezel-less Geräten, bei denen dieser Abstand mit 5.5 mm nicht sonderlich schmal ausfällt. Das erst vor wenigen Wochen getestete Elephone S8 kommt beispielsweise auf nur 4 mm. Auch die seitlichen Abstände fallen mit 3.5 mm eher bescheiden aus. Die Gesamtabmessung des Smartphones beträgt 157.8 x 76.2 x 8.2 mm. Das Gewicht liegt bei 195g.
Aufgebaut ist das Vernee Mix 2 folgendermaßen:
Die Frontseite bildet zum einen das 6 Zoll große und in 2K auflösende Display. Die Frontkamera befindet sich bauartbedingt unterhalb des Displays. Dabei sticht vor allem der 15 mm breite und lediglich für die Frontkamera genutzte Abstand zwischen Display und Gehäuserahmen ins Auge. Statt hier kapazitive Bedientasten oder sogar eine Home-Taste unterzubringen hat Vernee die Fläche einfach ungenutzt freigelassen. Schade! Oberhalb des Displays befindet sich mittig der schmale Ohrhörer. Links unterhalb dessen befindet sich der Näherungssensor. Wiederum darüber hat Vernee eine Benachrichtigungs-LED untergebracht, die allerdings nicht individuell anpassbar ist.
Der metallene und auch schwarze Gehäuserahmen umfasst auf der rechten Rahmenseite die typische Power-Taste und eine darunter befindliche Lautstärkewippe. Im oberen Teil der rechten Rahmenseite ist der SIM-Tray untergebracht. Dieser kann mit zwei Nano-SIM-Karten bestückt werden. Eine 3.5 mm Audiobuchse ist vorhanden und befindet sich im oberen Rahmenabschnitt. Die Rahmenunterseite bilden typischerweise eine mittige MicroUSB-Buchse, ein danebenliegender Lautsprecher und das Mikrofon. Leider hat sich Vernee gegen den aktuellen USB-C Standard entschieden.
Ein wahrer Hingucker ist die gläserne Rückseite des Vernee Mix 2. Gleichzeitig ist diese aber auch besonders anfällig für Fingerabdrücke. Einmal in der Hand gehalten und schon glänzt die Rückseite nicht mehr so schön. Die haptische Wahrnehmung fällt positiv aus. Das recht schmale Smartphone kann gut umgriffen werden und liegt trotz der eher glatten Glasrückseite sicher in der Hand. Weitere Merkmale der Smartphone-Rückseite sind eine duale Hauptkamera mit danebenliegendem LED-Blitz, ein kreisrunder Fingerabdruckscanner und das aufgedruckte Hersteller-Logo samt Modellhinweis.
Die Verarbeitungsqualität ist nicht zu beanstanden. Unschöne Spaltmaße zwischen Rahmen, Display und Rückseite sucht man vergebens. Power-Taste und Lautstärkewippe sitzen fest im Gehäuse und weisen einen angenehmen Druckpunkt auf. Der Lieferumfang umfasst das Smartphone, eine Silikon-Schutzhülle, ein Ladegerät, ein MicroUSB-Kabel, eine weitere Displayschutzfolie für Vorder- und Rückseite (eine vorderseitige Schutzfolie befindet sich zudem bereits auf dem Smartphone), sowie eine mehrsprachige Bedienungsanleitung.
Display
Wie zu erwarten, steht auch bei diesem Smartphone das Display klar im Vordergrund. Das IPS Display des Vernee Mix 2 besitzt eine Diagonale von 6 Zoll und löst dabei mit 2160 x 1080 Pixel auf. Dadurch kommt das Smartphone auf eine Punktdichte von 402 PPI, was in einer gestochen-scharfen Darstellung resultiert. Das Seitenverhältnis beträgt 18:9. Im Gegensatz zu herkömmlichen 16:9 Smartphones erscheint das Gerät deutlich langgezogener und gleichzeitig schmaler. Viele Apps und Videos sind allerdings noch nicht auf das 18:9 Format angepasst, was zu unschönen schwarzen Balken an den Rändern führt.
Das Screen-to-Body Verhältnis gibt der Hersteller mit 93.07% an. Nachgerechnet ergibt sich ein Screen-to-Body Verhältnis von nur 77.3%. Wie so oft sollte man sich gerade im Bereich der China-Smartphones nicht auf Herstellerangaben verlassen! Zum verwendeten Displayschutz schweigt Vernee.
Die Farbwiedergabe des Displays ist vergleichsweise kühl. Farben werden weitestgehend natürlich und nicht zu übersättigt dargestellt. Eine nachträgliche Darstellungsanpassung ist mangels MiraVision nicht möglich. Hervorstechend ist die wirklich gute Kontrastdarstellung des Displays. Genauso wenig ist die Blickwinkelstabilität zu beanstanden. Farben, Helligkeit und Kontrast bleiben selbst bei abweichenden Betrachtungswinkeln sehr gut erhalten. Die maximale Leuchtdichte des Panels liegt bei 440 cd/m². Bei Sonnenschein ist das Display noch gut ablesbar. Die automatische Helligkeitsanpassung arbeitet nur wenige Sekunden verzögert und erkennt sich ändernde Lichtverhältnisse präzise.
Der Touchscreen unterstützt bis zu 10 gleichzeitige Eingaben. Alle Eingaben wurden im Laufe der Testphase präzise und ohne Verzögerung erkannt. Ungewollte Ghost-Touches sind nicht aufgetreten.
Leistung
Bei der Prozessorwahl hat sich Vernee für den Anfang 2017 vorgestellten MediaTek Helio P25 (MTK6757CD) entschieden. Der Prozessor besteht dabei aus 8 Cortex A53 Prozessorkernen, die maximal mit 4 x 2.5 GHz und 4 x 1.6 GHz takten. Für die grafische Rechenleistung ist die Mali-T880 GPU zuständig.
Erhältlich ist das Mix 2 mit einem wahlweise 4GB oder 6GB großen Arbeitsspeicher. Der interne Flash-Speicher vom Typ eMMC5.1 bietet bei beiden Modellen eine Speicherkapazität von 64GB. Zusätzlich kann der interne Speicher mittels einer MicroSD-Speicherkarte erweitert werden. Möchte man die Speichererweiterungsmöglichkeit nutzen, muss wegen des Hybrid-SIM-Slots jedoch auf die Dual-SIM-Funktion verzichtet werden.
Der MediaTek Helio P25 ist üblicherweise ein grundsolides Mittelklasse System-on-Chip, das vor allem durch eine gute Performance und eine gleichzeitig ebenfalls gute Energieeffizienz überzeugt. Im Alltag konnte das Vernee Mix 2 jedoch nicht ganz überzeugen. Im Vergleich zu anderen Smartphones mit gleicher Ausstattung zeigte das Mix 2 Anzeichen von teilweiser Überforderung. Apps öffneten zum Teil nur verzögert und auch allgemein wirkte es so, als würde das System nicht immer rundlaufen. Unter Volllast machte sich zudem ein, wenn auch nur geringes, Thermal Throttling bemerkbar. Der Arbeitsspeicher erreichte im Test eine Geschwindigkeit von 4613.96 MB/s, was für einen DDR3-Speicher spricht. Der interne eMMC5.1 Flash-Speicher erreichte eine Schreibgeschwindigkeit von 132.65 MB/s und eine Lesegeschwindigkeit von 106.51 MB/s.
Wie die Alltags-Performance, zeigt auch die Gaming-Performance Anzeichen eines nicht ganz rund laufenden Systems. Viele Mobile-Games sind zwar durchaus flüssig spielbar, wagt man sich jedoch an grafisch anspruchsvolle Spiele, zeigen sich vermehrt Bildeinbrüche.
Benutzeroberfläche
Das Betriebssystem des Vernee Mix 2 nennt sich „VOS“ und basiert dabei auf Android 7.0. Im Gegensatz zu vielen anderen Hersteller-Benutzeroberflächen, orientiert sich VOS weitestgehend an Stock-Android. Unter anderem gibt es Zusatz-Features wie z.B. eine Gestensteuerung, das Systemoptimierungs-Tool DuraSpeed, als auch lassen sich die Shortcuts der Statusleiste nach Belieben anpassen. Bloatware bzw. Drittanbieter-Apps sind keine vorinstalliert. Verschiedene Google Apps befinden sich wiederum bereits auf dem Smartphone.
Updates werden Over-The-Air (OTA) empfangen. Inwiefern das Mix 2 ein Upgrade auf Android 8 erhalten wird, ist nicht bekannt.
Kamera
Falsche Werbeversprechen sind gerade bei China-Smartphones keine Seltenheit. Oftmals wird gerade in Bezug auf schwer nachvollziehbare Hardwaremerkmale gelogen, dass sich die Balken biegen. Auch Vernee führt mit dem Mix 2 den Kunden an der Nase herum. Angekündigt wurde das Smartphone mit einer dualen Hauptkamera, bestehend aus zwei Sony IMX258 Bildsensoren und einer optischen Bildstabilisierung. Tatsächlich hat Vernee völlig andere Sensoren, einer davon Fake, verbaut. Auch die optische Bildstabilisierung, die bereits mit der Ankündigung des Smartphones als unglaubwürdig erschien, hat in Wahrheit nie ihren Weg in das Gerät gefunden. Trotzdem bewirbt Vernee das Smartphone weiterhin mit einer „OIS“ und lustiger Weise im Zusammenhang mit „telephone lenses“, womit vermutlich ein optischer Telezoom (den es ebenfalls nicht gibt) gemeint sein sollte.
Hauptkamera
Der in Wahrheit verwendete Bildsensor der Hauptkamera ist ein 13 Megapixel AR1335 1/3.2 Zoll CMOS von ON Semiconductor. Die Blende gibt Vernee mit f/2.0 an. Der zusätzliche Fake-Sensor ist, dem Treiber nach zu urteilen, ein Galaxycore GC0310 VGA Bildsensor. Ein herkömmlicher LED-Blitz ist vorhanden.
Die Aufnahmequalität der Hauptkamera entspricht gerade noch dem, was man in der Preisklasse um 150€ erwarten kann. Bei guten Lichtverhältnissen sind einigermaßen akzeptable Bildaufnahmen möglich. Auf einen hohen Detailgrad und eine hohe Bildschärfe sollte man sich allerdings nicht einstellen. Bildaufnahmen sind zum Teil doch stark verrauscht und neigen zu einer geringen Unschärfe zu den Bildrändern hin. Der automatische Weißabgleich funktioniert leider nicht zufriedenstellend, was in farblich stark verfälschten Aufnahmen resultiert.
Der Autofokus liefert zufriedenstellende Ergebnisse. Die Fokussierung erfolgt präzise und zumindest bei guten Lichtverhältnissen auch vergleichsweise schnell. Bei schlechten Lichtverhältnissen wird er jedoch zunehmend träge. Die Auslösezeit ist noch akzeptabel, wenn auch nicht sonderlich schnell. Der versprochene Telezoom ist ein rein digitaler 2-fach Zoom. Eine optische Bildstabilisierung gibt es definitiv nicht.
Features der Kamera-App sind neben dem herkömmlichen Foto- und Videoaufnahmemodus, ein FaceBeauty-Modus, ein Blur-Modus, ein Mono-Modus, ein Panorama-Modus und ein Pro-Modus. Der Blur-Modus bietet einen künstlichen Bokeh-Effekt, der durch verschrieben einer kreisrunden Unschärfemaske entsteht. Der Pro-Modus ist ein manueller Aufnahmemodus, der Einstellungsmöglichkeiten zum Weißabgleich, dem ISO und dem Lichtwert bietet.
Videos nimmt die Hauptkamera mit maximaler FHD (1080p) Auflösung auf. Die maximale Bildwiederholrate liegt bei 30 Bildern-pro-Sekunde. Bei schlechten Lichtverhältnissen reduziert sich diese jedoch auf weniger als 9 Bilder-pro-Sekunde, was zu stark ruckelnden und kaum brauchbaren Videoaufnahmen führt. Der aufgenommene Ton ist akzeptabel, wenn er auch geringfügig dumpf klingt.
Frontkamera
Die Frontkamera bilden ein 5 Megapixel Galaxycore GC5025 Bildsensor und eine f/2.8 Blende. Durch die Position der Frontkamera unterhalb des Displays sollte man das Smartphone vor jedem Selfie entsprechend drehen. Brauchbare Selfies aufzunehmen wird mit dieser Frontkamera regelrecht zur Qual. Die geschossenen Aufnahmen weisen größtenteils eine deutliche Bildunschärfe auf und wirken zudem farblich verwaschen. Hat man schließlich ein einigermaßen klares Bild aufgenommen, ist es meistens völlig überbelichtet. Videos nimmt die Frontkamera mit maximaler 480p Auflösung auf.
Konnektivität
Telefonie
Im Mobilfunk kann das Smartphone mit gleichzeitig zwei Nano-SIM-Karten betrieben werden (Dual-SIM). Die hierzulande üblichen 2G, 3G und 4G Frequenzbänder werden unterstützt. Auch mit LTE Band 20 versteht sich das Vernee Mix 2 bestens. Die Empfangsqualität überzeugt sowohl bei der Telefonie, als auch beim mobilen Surfen. Gesprochenes wird klar und deutlich übertragen.
WLAN und Bluetooth
Zur kabellosen Datenübertragung ist das Smartphone mit einem Dual-Band WiFi Modul (802.11 a/b/g/n/) ausgestattet. Bluetooth wird mit Version 4.0 unterstützt. Die Empfangsqualität im WLAN fällt unterdurchschnittlich aus. Im Test konnte kaum eine stabile Verbindung zu einem 5 GHz Netz hergestellt werden. Im 2.4 GHz Netz fiel die Empfangsstärke teilweise so gering aus, dass eine stabile Verbindung nur im Router befindlichen Raum hergestellt werden konnte. Im Bluetooth-Verbund arbeitet das Mix 2 wiederum erwartungsgemäß.
GPS und Sensoren
Punktabzüge gibt es auch bei der Positionsbestimmung via GPS / GLONASS. Das Smartphone weist im Freien einen so miserablen Satellitenempfang auf, der selbst von anderen Smartphones im Gebäudeinneren übertrumpft wird. Dementsprechend dauert es ewig, bis überhaupt einmal ein GPS Fix gefunden wird. Ist ein GPS Fix gefunden, geht dieser meist auch schnell wieder verloren. Zum Navigieren ist das Smartphone schlichtweg ungeeignet. Die sensorische Ausstattung beläuft sich auf einen Näherungssensor, ein Gyroskop, einen Beschleunigungssensor, einen Helligkeitssensor und einen E-Kompass.
Fingerabdruckscanner
Der Fingerabdruckscanner entsperrt das Smartphone präzise. Von 10 Entsperrversuchen werden im Schnitt 9 korrekt erkannt. Bis man nach dem erfolgreichen Entsperren jedoch auf dem Home-Screen landet, dauert es gerne mal 2 Sekunden.
Akku
Der Akku des Vernee Mix 2 besitzt eine Kapazität von 4200 mAh, was auch in etwa dem nachgemessenen Wert entspricht. Eine Akkuladung reicht aus, um bei normaler Nutzung durch den Tag zu kommen. Die durchschnittliche Screen-on-Time liegt zwischen 6 und 7 Stunden.
Für ein schnelles Aufladen des Smartphones sorgt Pump Express Plus. Das mitgelieferte Ladegerät unterstützt diese Funktion ebenfalls. Bereits nach 1 ½ Stunden ist der Akku um 75% geladen. Ein vollständiger Ladevorgang benötigt im Schnitt 2 ½ Stunden. Lädt man das Smartphone stattdessen mit einem nicht PE+ kompatiblen Ladengerät auf, dauert ein Ladevorgang ungefähr 4 Stunden.