Erster Eindruck zum Chuwi Hi9 Air
Update 10. Oktober 2018
Des Weiteren gibt es Neuigkeiten rund um das Tablet. So hat der Hersteller kürzlich eine Revision des Chuwi Hi9 Air veröffentlicht, die nicht mehr auf den Helio X20 setzt, sondern den Helio X23 zur Basis hat. Der Helio X23 SoC ist allerdings nur ein im Leistungscluster schneller taktender Helio X20. Statt mit 2.1 GHz takten die beiden Cortex-A72 Kerne mit 2.3 GHz.
Zudem hat Chuwi ein Update auf Android 9 in Aussicht gestellt. Sämtliche Tablets mit Helio X20, X23 und X27 Prozessorbasis sollen Anfang 2019 ein Update auf Android 9 erhalten. Solche Ankündigungen sind jedoch mit Vorsicht zu genießen. Nur in wenigen Fällen halten insbesondere chinesische Produzenten solche Versprechen auch wirklich ein!
Design und Verarbeitung
Beginnen wir mit der Optik des Chuwi Hi9 Air. Das Gehäuse ist im so genannten Unibody-Design gehalten. Ausschlaggebend hierfür ist, dass die Gehäuserückseite und der Gehäuserahmen nicht zusammengesetzt sind. Stattdessen ist das Gehäuse aus einem Stück, in diesem Fall Aluminium, gefertigt. Die Kanten sind astrein abgerundet und unschöne Spaltmaße sucht man vergebens.
Das Tablet ist ausschließlich im matten Schwarz erhältlich. Nachteilig ist hierbei die hohe Anfälligkeit für Fingerabdrücke. Bereits nach dem Auspacken war die Rückseite regelrecht mit Fingerabdrücken übersät. Schön ist anders!
Die Gehäuseabmessungen betragen 241.7 x 172.0 x 8.4 mm. Chuwi selbst gibt die Gehäusedicke mit nur 7.8 mm an! Das Gewicht liegt bei (noch) handlichen 560g. Haptisch liegt das Tablet gut in der Hand. In einer Hand das Tablet halten und mit der anderen bedienen ist problemlos möglich.
Die seitlichen Bedientasten sind lediglich aus Kunststoff gefertigt, weisen jedoch einen guten Druckpunkt auf. Sämtliche Anschlüsse, die Kameras und die Bedientasten sind für eine Querformat-Nutzung ausgerichtet. Die rückseitige Hauptkamera ist von einer abnehmbaren Kunststoffabdeckung umgeben, hinter der sich die beiden SIM-Slots und der MicroSD-Speicherkartenslot verbergen. Die Anschlussmöglichkeiten belaufen sich auf eine nicht mehr zeitgemäße MicroUSB-Buchse und eine 3.5 mm Klinken-Audiobuchse. Einen HDMI-Out vermisste das Chuwi Hi9 Air leider.
Die Verarbeitungsqualität entspricht dem Preis. Bis auf die Anfälligkeit für Fingerabdrücke hinterlässt das Gehäuse einen ordentlichen Eindruck. Die abnehmbare Kunststoffabdeckung sitzt fest und zeigt selbst nach wiederholtem Ab- und Aufsetzen keinen Verschleiß.
Lieferumfang
Der Lieferumfang umfasst neben dem Tablet ein MicroUSB-Kabel, ein USB-Ladegerät (5V 2A) sowie eine Bedienungsanleitung und eine Garantiekarte. Eine Displayschutzfolie ist bereits ab Werk auf dem Display aufgeklebt.
Display
Das Display ist ein 10.1 Zoll IPS Display mit Full Lamination Technologie und hochauflösender 2560 x 1600 Pixel Auflösung. Ein Full Lamination Panel zeichnet sich durch eine spezielle Fertigungstechnologie aus, bei der LCD, Touchscreen und Schutzglas nicht mehrschichtig verklebt sind, sondern eine Einheit bilden. Vorteile sind unter anderem ein insgesamt kompakteres Panel, eine höhere Farbintensität und eine bessere Lichtdurchlässigkeit.
Displaymessung
Laut dem Hersteller erreicht das Display eine maximale Leuchtdichte von 400 cd/m². Displaymessungen ergaben eine durchschnittliche Leuchtdichte von lediglich 198 cd/m². Inwiefern Chuwi die maximale Displayhelligkeit nur softwareseitig reduziert hat, wird sich hoffentlich in zukünftigen Updates zeigen.
Der gemessene Schwarzwert erreicht 0.17 cd/m². Das Kontrastverhältnis liegt bei 1158:1. Die Messungen ergeben eine enttäuschende Displayhelligkeit, einen brauchbaren Schwarzwert und ein einhergehend akzeptables Kontrastverhältnis. Enttäuschend fällt leider die sRGB Farbgenauigkeit aus. Mit sRGB Farbeinstellungen gemessen liegt der durchschnittliche Farbabstand bei einem Delta E von 10.9.
Display im Alltag
Im Alltag präsentiert sich das Display mit besonders satten Farben. Gravierende Beeinträchtigungen der Farbkonstanz und des Kontrastverhältnisses treten bei flachen Betrachtungswinkeln nicht auf. Ein leichtes Backlight-Bleeding ist am unteren Displayrand feststellbar.
Was sichtlich und haptisch stört ist die ab Werk aufgetragene Displayschutzfolie. Diese ist nicht nur anfällig für Fingerabdrücke und Kratzer, sondern zeigt zudem eine miserable Gleitfähigkeit und beeinträchtigt auch die Farbwiedergabe. Die Lesbarkeit im Freien ist durch die geringe Leuchtdichte und die von Chuwi verwendete Displayschutzfolie stark eingeschränkt.
Displayeinstellungen und Funktionen
Mit Hilfe der Displayfunktion „MiraVision“, kann die Darstellung nach eigenen Wünschen angepasst werden. Einstellungsmöglichkeiten gibt es zum Kontrast, der Farbsättigung, der Bildhelligkeit, sowie zur Bildschärfe und Farbtemperatur. Eine spezieller Lese- und Nachtmodus ist vorhanden. Dieser kann nicht zeitgesteuert, sondern nur manuell über MiraVision aktiviert werden. Leider vermisst das Tablet einen Umgebungslichtsensor, sodass eine automatische Anpassung der Displayhelligkeit an das Umgebungslicht nicht möglich ist.
Touchscreen
Toucheingaben und Wischgesten werden präzise erkannt. Multitouch wird mit bis zu 10 gleichzeitigen Eingaben unterstützt. Eine spürbare Eingabeverzögerung tritt nicht auf.
Leistung und Benutzeroberfläche
Prozessor und Speicher
Das System-on-Chip des Chuwi Hi9 Air ist ein MediaTek MTK6797, besser bekannt als MediaTek Helio X20. Der Anfang 2016 erschienene und im 20 nm Verfahren gefertigte Prozessor hat bereits einige Jährchen auf dem Buckel und ist kein klassischer Prozessor den man in einem Tablet erwartet. Vielmehr wurde das SoC speziell für Smartphones designt.
Die CPU des Helio X20 setzt sich aus 10 Prozessorkernen zusammen, die sich wiederum in 3 Cluster unterteilen. Cluster 1 versteht sich als Leistungscluster und besteht aus zwei Cortex A72-Kernen, die mit bis zu 2.3 GHz takten. Cluster 2 besteht aus vier Cortex A53-Kernen, die mit bis zu 1.85 GHz takten. Cluster 3 ist ein Stromsparcluster dessen vier Cortex A53-Kerne mit 1.4 GHz takten. Die GPU ist eine ARM Mali-T880 MP4 die mit bis zu 780 MHz taktet.
Die Speicherausstattung beläuft sich auf einen 4GB LPDDR4 Arbeitsspeicher und einen 64GB eMMC5.1 Datenspeicher. Eine Speichererweiterung mittels MicroSD-Speicherkarte ist möglich. Die im Test gemessenen Speichergeschwindigkeiten enttäuschen. Gerade die RAM-Geschwindigkeit liegt hinter den Erwartungen und erreicht lediglich 4533 MB/s. Auch der Datenspeicher ist mit einer Schreibgeschwindigkeit von etwa 107 MB/s und einer Lesegeschwindigkeit von 116 MB/s nicht sonderlich schnell.
Benutzeroberfläche
Das Chuwi Hi9 Air wird bereits mit aktuellem Android 8.0 ausgeliefert. Die Benutzeroberfläche orientiert sich weitestgehend an Stock-Android. Drittanbieter-Apps oder Hersteller-Modifikationen gibt es nicht. System-Updates können Over-The-Air (OTA) empfangen werden. Project Treble wird unterstützt, Seamless Updates jedoch nicht.
Leistung im Alltag
Im Alltag zeigt das Chuwi Tablet deutliche Leistungsschwächen. Auf lange Ladezeiten und ruckelnde Animationen sollte man sich gefasst machen! Hinzukommen regelmäßige Totalabstürze die das Nutzungserlebnis gravierend beeinträchtigen. Der kurioseste Fehler der während der Testphase auftrat war jedoch, dass sich das Tablet nach dem Ausschalten des Displays nicht mehr aufwecken ließ und ein Neustart nötig wurde. Hier half nur noch ein Werksreset.
Video und Gaming
Zum Streamen von YouTube, Netflix und sonstigen Video-Diensten ist das Hi9 Air durchaus geeignet. Hochauflösende 1440p YouTube-Videos werden flüssig abgespielt. Gleiches gilt für Netflix, das mangels Widevine Level 1 Unterstützung (DRM) allerdings nur in SD gestreamt wird.
Aktuelle Mobile-Games, wie z.B. PUBG sind lauffähig und spielbar. Um eine einigermaßen flüssige und stabile Bildwiederholrate zu erreichen sind niedrige Grafikeinstellungen erforderlich. Nach 30 Minuten Gamen liegt die rückseitig gemessene Wärmeentwicklung bei knapp 35°C. Mangels Gyroskop sind Spiele mit Bewegungssteuerung nicht spielbar.
Kamera
Das Tablet ist mit einer rückseitigen 13 Megapixel Hauptkamera samt LED-Blitz und einer vorderseitigen 5 Megapixel Frontkamera ausgestattet.
Hauptkamera
Mit der Hauptkamera aufgenommene Bildaufnahmen sind farblich verfälscht, blass und verwaschen. Zudem werden Fotos häufig unscharf aufgenommen, als auch fehlt den Aufnahmen ein gewisser Detailgrad. Mit zunehmend schlechteren Lichtverhältnissen nimmt das Bildrauschen deutlich zu und Aufnahmen werden nochmals sichtbar unschärfer. Die vorinstallierte MediaTek Kamera-App ist nicht optimiert und wird in einer falschen Auflösung angezeigt. Daraus resultiert eine zu groß geratene Benutzeroberfläche.
Videos nimmt die Hauptkamera mit maximaler 3840 x 2176 Pixel Auflösung auf. Die Bilderwiederholrate erreicht unter guten Lichtverhältnissen einigermaßen flüssige 21 Bilder-pro-Sekunde. Unter schlechten Lichtbedingungen reduziert sich die Bildwiederholrate auf etwa 9 Bilder-pro-Sekunde. Die Tonaufnahmequalität ist klar, wenn auch leicht blechern.
Frontkamera
Wenig positives gibt es auch zur Aufnahmequalität der Frontkamera zu berichten. Diese eignet sich zwar zur Videotelefonie, weniger jedoch für Selfies. Farben werden überwiegend blass aufgenommen und eine grobe Bildkörnung macht sich selbst bei guten Lichtverhältnissen bemerkbar. Videos nimmt die Frontkamera mit maximaler 1920 x 1080 Pixel Auflösung auf.
Konnektivität
Mobilfunk
Das Chuwi Hi9 Air ist mit zwei Micro-SIM-Slots ausgestattet, die im Dual-Standy Modus betrieben werden können. Die hierzulande üblichen 2G, 3G und 4G Mobilfunkfrequenzen und Bänder werden unterstützt. Neben dem mobilen Surfen ist es möglich mit dem Tablet zu telefonieren und Kurznachrichten (SMS) zu verschicken.
Die Signalstärke zeigte im Test deutliche Schwächen. Im 4G LTE-Netz eingebucht, gibt sich das Tablet signalschwach und erreicht nur einen geringen Datendurchsatz. Die Sprachqualität ist durchwachsen.
WLAN und Bluetooth
Deutlich besser schlägt sich das Tablet im WLAN- und Bluetooth-Verbund. Unterstützt werden Dual-Band AC WiFi und Bluetooth 4.2. Im WLAN überzeugt das Hi9 Air durch einen angemessenen Datendurchsatz und eine konstante Signalstärke. Gleiches gilt für den Bluetooth-Verbund. Mehrere Bluetooth Geräte konnten im Test fehlerfrei verbunden und genutzt werden.
GPS und Sensoren
Ein GPS-Modul ist vorhanden. Einen GPS-Fix findet das Tablet bereits nach wenigen Sekunden. Die Positionsbestimmung erfolgt bis auf wenige Meter genau und erlaubt es auch mit dem Tablet zu navigieren. Ein E-Kompass fehlt allerdings. Die sensorische Ausstattung fällt übersichtlich aus. Verbaut ist lediglich ein Beschleunigungssensor.
Audio und UKW-Radio
Das Chuwi Hi9 Air ist mit zwei Lautsprechern ausgestattet, die sich links und rechts der Rahmenoberseite befinden. Verwendet man das Tablet im Querformat werden diese nicht verdeckt. Die Klangqualität ist noch akzeptabel. Was den Lautsprechern fehlt ist der gewisse „Kick“. Die maximale Wiedergabelautstärke ist vergleichsweise niedrig, als auch klingen die Lautsprecher eher flach. Die Klangqualität über die 3.5 mm Klinken-Audiobuchse ist ordentlich.
Ein interessantes Feature ist das integrierte UKW-Radio. Damit sich die Funktion nutzen lässt, muss ein Kopfhörer über die 3.5 mm Audiobuchse angeschlossen werden. Dieser dient als Antenne und ermöglicht den Empfang. Der empfangende Radiosender lässt sich anschließend über den Kopfhörer oder den Lautsprecher abspielen. Im Test funktionierte das Radio-Feature so wie es sollte.
Akku
Die Kapazität des Akkus gibt Chuwi mit 8.000 mAh an. Die im Benchmark auf mittlerer Displayhelligkeit erreichte Screen-on-Time liegt bei fast 9 Stunden. Die im Alltag erreichte durchschnittliche Akkulaufzeit liegt bei etwa 7 Stunden.
Bei intensiver Nutzung reduziert sich die Laufzeit auf etwa 4 Stunden. Ein Ladevorgang von 0 - 100% benötigt 6 Stunden.
Michael
Hallo Timo,
auch von mir vielen Danke für deinen Testbericht.
Meins ist heute angekommen und ich werde mich mal mit dem neuen Spielzeug beschäftigen.
Ich habe im Chuwi Forum und bei XDA einen Link auf das Lineage 15.1 (Oreo 8.1?) gefunden.
Was hälst du persönlich davon? Auch bezüglich eines möglichen “Virus” in einem Custom-ROM.
Torben
Guten Abend, ich möchte mir auch das Tablet hier zulegen. Weiß jemand ob es bereits verbesserte ROMs aus der Community gibt? Und wie sieht es allgemein mit Rooten aus, ist das möglich?
Timo
Hi Torben, Custom ROMs gibt es noch keine. TWRP und Root gibt es bereits.
Torben
Schade, dann werde ich noch warten. Ich suche nämlich ein günstiges 10″ Tablet mit LTE, auf das sich AOSP oder LineageOS flashen lässt.
Bernd
Hallo, ich hab mir das Tablet damals im Vorverkauf gekauft. Mit den meisten Punkten kann ich dir zustimmen, auch wenn ich nicht ganz so penibel bin und im gesamten mit dem Gerät zufrieden bin. Das System lief am Anfang wirklich nicht richtig rund. Das letzte Update hat schon einiges ausgebessert. Mein Frage an dich, lädt er bei dir auch nur bis 98% und hört dann auf? Ich komme einfach nicht auf die 100%. Mein Build ist der gleiche wie bei dir.
Timo
Hi Bernd, mittlerweile gibt es wieder einen neueren Build (20180604). Wenn du den noch nicht OTA empfangen hast, einfach über die Chuwi Webseite herunterladen und manuell flashen. Eine Anleitung ist enthalten.
Ansonsten kann ich dein Problem nicht nachvollziehen. Ich konnte das Tablet unter beiden Builds bis 100% laden. Wie lädst du denn auf? Im ausgeschalteten Zustand mit dem mitgelieferten Ladegerät + Kabel?
Bernd
Hallo Timo, danke für den Hinweis. Da werde ich gleich mal nachsehen. Ich lade im eingeschalteten Zustand mit einem 10 Watt Mehrfachladegerät.
Timo
Alles klar, versuch mal folgendes: Tablet komplett entladen und im ausgeschalteten Zustand und mit dem mitgelieferten Ladegerät nochmals aufladen.
Bernd
Hallo Timo, ich nochmal. Ich hab deine Schritte befolgt und konnte das Tablet komplett laden. Das Update habe ich dann auch gleich installiert. Hat alles super geklappt. Vielen Dank nochmal!!
Frederik
Hey Timo, danke für deinen ehrlichen Test. Ich wollte mir das Hi9 Air kaufen doch nachdem was du schreibst bin ich mir nicht mehr sicher ob es das richtige Gerät für mich ist. Die Liste der Negativpunkte ist ganz schön gewaltig. Denkst du dass Chuwi die meisten Fehler beseitigen wird und sich das Tablet doch lohnen könnte?
Timo
Hi Frederik, mit dem Kauf würde ich an deiner Stelle noch warten. Bisher fühlt sich das Tablet wie eine Baustelle an. Updates sind zwar schon ganze 3 erschienen, gravierende Fehler wurden aber noch nicht wirklich behoben. Sobald es Updates erscheinen die sich um die gravierenden Fehler kümmern, werde ich das Review updaten.
Frederik
Danke für deine schnelle Antwort. Ich werde dann warten und deine Review im Auge behalten.