Test: 1MORE SonoFlow
Ruhe auf Knopfdruck - Was sich ein bisschen nach Träumen klingt, versuchen Kopfhörer mit aktiver Geräuschunterdrückung in die Realität umzusetzen. Das gelingt mal mehr oder weniger gut und hat in vielen Fällen einen Einfluss auf die Klangqualität.
Eine Zeit lang hat mich der 1MORE SonoFlow auf meinen Reisen und im Alltag begleitet. Ob der vergleichsweise günstige ANC-Kopfhörer überzeugen kann, klären wir in diesem Testbericht.
1MORE SonoFlow: Design, Verarbeitung und Lieferumfang
Der 1MORE SonoFlow hat ein elegantes und zugleich zeitloses Erscheinungsbild. Das geschlossene Gehäuse besteht nahezu komplett aus Kunststoff. Durch die metallische Farbgebung und saubere Verarbeitungsqualität wird dennoch Gefühl von Hochwertigkeit vermittelt. Der größenverstellbaren Kopfbügel hat 1MORE mit Aluminium verstärkt.
Das Kopfband und die Ohrpolster bestehen aus einem besonders weichem Schaumstoff und sind mit Kunstleder überzogen. Die Innenseiten der Ohrpolster sind im knalligen Rot gehalten, womit das überwiegend schlichte Erscheinungsbild etwas aufgepeppt wird. Der Links-Rechts-Indikator ist in Kurzform L und R auf die Innenseiten aufgedruckt, sodass man auf Anhieb erkennt, wie rum der 1MORE SonoFlow aufgesetzt werden muss.
Die Halterung zwischen Gehäuse und Bügel ist beweglich konzipiert. Dadurch lassen sich die Treibergehäuse einklappen und horizontal um ca. 50° frei bewegen. Eingeklappt lässt sich der 1MORE SonoFlow platzsparend im mitgelieferten Transport-Case verstauen.
Wo wir schon gerade beim Lieferumfang sind - enthalten sind die Kopfhörer, das praktische Transport-Case, ein USB-C Ladekabel und ein 2,5 mm auf 3,5 mm Klinke-Audiokabel, womit sich der Kopfhörer auch ohne Bluetooth betreiben lässt. Außerdem gibt es noch eine Kurzanleitung und eine Garantiekarte zur Hand.
Werfen wir noch einen kurzen Blick auf die Anschlüsse und Bedientasten. Sämtliche Tasten und ein Mikrofon befinden sich am rechten Treibergehäuse. Zu nennen wären die Einschalttaste, die gesondert von den beiden Lautstärketasten und der ANC-Taste platziert wurde. Den Kopfhörer per Touch zu bedienen ist nicht möglich.
An den Enden der Gehäuse befindet sich rechts der Anschluss für das 2,5 mm Audiokabel, links der USB-C Anschluss zum Laden des Kopfhörers. Insgesamt 3 LED-Indikatoren liefern Hinweise zum Akku, dem Betriebszustand und dem ANC.
Eine Sache die der 1MORE SonoFlow vermisst, ist ein IP-Rating. Ohne ist nur schwer abschätzbar, wie gut der Kopfhörer vor eindringendem Staub und Wasser geschützt ist. Wer den Kopfhörer bei schweißtreibenden Sportarten oder bei Regen tragen möchte, sollte sich dessen bewusst sein!
1MORE SonoFlow: Tragekomfort
Bei einem Over-Ear Kopfhörer wie dem 1MORE SonoFlow werden die Ohren des Trägers im Idealfall vollständig umschlossen. Das hat vor allem Auswirkungen auf den Tragekomfort, die Geräuschunterdrückung und den Klang.
Mich persönlich hat der Tragekomfort des SonoFlow überzeugt. Der Kopfhörer hat meine Ohren perfekt umschlossen und durch die weichen Polster konnte ich ihn auch als Brillenträger ohne Probleme für längere Zeit tragen. Paradebeispiel für den guten Tragekomfort war ein kürzlich von mir angetretener Langstreckenflug, bei dem ich den Kopfhörer mehr als 8 Stunden ununterbrochen auf dem Kopf hatte.
Durch das geringe Gewicht von 250 g und die gute Beweglichkeit der Treibergehäuse habe ich den Kopfhörer irgendwann gar nicht mehr bemerkt. Druckstellen gab es nach der etwas längeren Session keine.
Allerdings ist der Tragekomfort ein sehr subjektives Thema. Die Ohrpolster des SonoFlow fallen vergleichsweise schmal aus und je nach Ohrform bzw. Größe kann es gut sein, dass kein idealer Tragekomfort erreicht wird.
1MORE SonoFlow: Hardware
Für den Klang sind beidseitig verbaute, dynamische 40 mm Treiber zuständig, die den Frequenzbereich von 5 Hz bis 40 kHz abdecken. Die Kopfhörer-Impedanz gibt 1MORE mit 32 Ohm an.
Auf kabelloser Seite unterstützt der 1MORE SonoFlow Bluetooth 5.0 mit den Protokollen HFP/A2DP/AVRCP. Kompatible Audio-Codecs sind SBC und AAC, sowie der von Sony stammende LDAC, der im Vergleich mit SBC eine dreifach höhere Bitrate (bis 990 kBit/s) erzielt. Davon profitieren vor allem Nutzer eines Android-Geräts. Nutzer von Apple-Geräten müssen sich wegen fehlender Unterstützung mit AAC zufriedengeben.
Nennenswert ist außerdem die Unterstützung von Bluetooth-Multipoint. Damit ist es möglich, den SonoFlow mit zwei Geräten gleichzeitig zu koppeln, ohne dass man zwischen den Geräten hin und her wechseln muss.
1MORE SonoFlow: Klangqualität
Vorweg: Die Klangwahrnehmung ist von Person zu Person unterschiedlich. So klingt der 1MORE SonoFlow für mich:
Soundsignatur und Räumlichkeit
Wie bereits bei den zuletzt von mir getesteten 1MORE EVO, ist die Soundsignatur des 1MORE SonoFlow in Zusammenarbeit mit dem Grammy ausgezeichneten Toningenieur Luca Bignardi entstanden. Keineswegs ist der SonoFlow dadurch ein Kopfhörer für audiophile Musikliebhaber.
Der Kopfhörer ist für die breite Masse abgestimmt. Das Klangbild zeigt sich mit wohltuender Wärme, sodass er dem beiläufigen, alltäglichem Musikgenuss sehr gut gerecht wird. Etwas zu kurz kommt meiner Meinung nach die räumliche Abbildung, die etwas an Ortungsschärfe vermisst. Aktiviert man LDAC, wird die Darstellung etwas realistischer.
Tiefen, Mitten und Höhen
Der SonoFlow ist in der Lage, tiefe und runde Bässe zu erzeugen. Gegenüber dem restlichen Spektrum ist der Tiefton etwas betont, ohne jedoch aufdringlich zu dominieren. In der mittleren Bassregion klingt der Kopfhörer leicht verschwommen. Der Mittenbereich ist ausdrucksvoll, sodass sich Instrumente gut differenzieren lassen. Mit LDAC sogar gefühlt noch ein bisschen präziser.
Im Hochtonbereich präsentiert sich der Kopfhörer eher konservativ und nach oben hin begrenzt. Die Wahrnehmung feiner Luftigkeit im Klangbild ist dadurch limitiert. Eine unangenehme Schärfe tritt nicht auf.
Active Noise Cancelling (ANC)
Wie gut sich das QuietMax ANC des 1MORE SonoFlow schlägt, konnte ich sehr gut auf dem zuvor erwähnten Langstreckenflug ausprobieren. Wer schon mal geflogen ist, kennt den Lärm in der Innenkabine. Vor allem, wenn man nicht gerade einen der "leisen" Plätze ergattern konnte.
Das ANC lässt sich auf Knopfdruck über den Kopfhörer oder über die App einschalten. Vorausgesetzt man verwendet den Kopfhörer über Bluetooth. Im kabelgebundenen Betrieb ist kein ANC möglich, da sich der Kopfhörer gar nicht erst einschalten lässt. Im Flugzeug kann das durchaus ungünstig sein, da viele Entertainment-Systeme nur eine Kabelverbindung akzeptieren.
Ist das ANC eingeschaltet, wird es im Flugzeug hörbar angenehmer. Das nervige Brummen hat der SonoFlow beachtlich herausgefiltert. Mit einem Bose QuietComfort 45 kann der 1MORE SonoFlow zwar nicht mithalten, der Bose Kopfhörer kostet dafür aber auch das Dreifache des SonoFlow.
Neben ANC an und aus gibt es einen weiteren Modus. Der sogenannte "Transparency Mode" verstärkt die Umgebungswahrnehmung. Das ist vor allem dann nützlich, wenn man eine Durchsage mithören möchte, oder wenn man sich im Straßenverkehr bewegt.
1MORE SonoFlow: Bedienung und App
An die Platzierung der Bedientasten konnte ich mich nicht so wirklich gewöhnen. Die Tasten sind zwar gut tastbar hervorgehoben, man verrenkt sich aber immer wieder aufs neue das Handgelenk, um diese zu erreichen. Komfortabler wäre eine Bedienung per Touch gewesen.
Eine individuelle Belegung der Bedientasten ist nicht möglich. Songs lassen sich beispielsweise durch Gedrückthalten der Lautstärketasten wechseln. Den Sprachassistenten ruft man durch Gedrückthalten der ANC-Taste auf.
Um den vollen Funktionsumfang des 1MORE SonoFlow nutzen zu können wird die 1MORE MUSIC App benötigt. Die App steht kostenfrei über den Google Play Store oder den Apple App Store zum Herunterladen bereit. Das sollte man auch unbedingt tun, denn nur über die App kann LDAC aktiviert werden.
Ansonsten ist es über die App möglich das ANC zu steuern und es gibt 12 Equalizer-Profile sowie einen benutzerdefinierten Equalizer, der sich in 10 Stufen von 69 Hz bis 14053 Hz mit +-3 dB anpassen lässt. Neue Firmware-Updates empfängt der SonoFlow ebenfalls über die App.
1MORE SonoFlow: Mikrofon und Anrufe
Für Telefonate und Voice Calls greift der Kopfhörer auf insgesamt 5 Mikrofone zurück. Mit Hilfe künstlicher Intelligenz werden störende Umgebungsgeräusche herausgefiltert. Die Sprachqualität über den SonoFlow ist klar und wird für die Hörerinnen und Hörer gut verständlich abgebildet.
Selbst laute Störgeräusche werden effektiv unterdrückt, wobei hier die Sprachqualität etwas abnimmt.
1MORE SonoFlow: Akku
Die Kapazität des Akkus gibt 1MORE mit 720 mAh an. Die Laufzeit variiert laut Hersteller zwischen 50 und 70 Stunden, je nachdem ob das ANC eingeschaltet ist oder nicht. Dieser Wert deckt sich auch mit meiner Erfahrung. Nach ca. 50 Stunden musste der Kopfhörer erstmals an die Steckdose.
Zum Aufladen verwendet er einen USB-C Anschluss. Gedauert hat der gesamte Ladevorgang ca. 85 Minuten. Minimal mehr als die 80 Minuten die 1MORE angibt.
Muecahit Kayisi
Hallo Timo, Danke für Deinen Bericht. Ich bin mit den Kopfhörern sehr zufrieden, aber wenn ich im Büro bin, beschweren sich die Telko Teilnehmer, dass man meinen Sitznachbarn sehr deutlich hört. Kann man die Mikros oder deren Empfindlichkeit irgendwie einstellen? Danke. VG Mücahit
Timo
Hi Poridge, das funktioniert leider nicht. Sobald du das Ladekabel einsteckst, schaltet sich der Kopfhörer ab. LG
Poridge
Hey Timo, vielen Dank für den Test. Ich hätte noch eine kleine Frage. Kann ich den Kopfhörer während ich ihn benutze laden?