Test: ENGWE M20
Die Ästhetik des M20 verbindet rohe Energie mit Eleganz. Während seine robuste Erscheinung an ein Moped erinnert, bewahrt es dennoch alle Qualitäten eines herkömmlichen E-Bikes. Ein Siebengang-Shimano-System sorgt für Dynamik, und die breiten 4-Zoll-Reifen auf 20-Zoll-Felgen gewährleisten Stabilität auf jeder Fahrt. Komplettiert wird das Ganze durch eine gefederte Vorder- und Hinterradaufhängung.
Doch das eigentliche Aushängeschild des ENGWE M20 ist seine innovative Dual-Akku-Konfiguration. Das ermöglicht es, zwei Akkus entweder zusammen oder unabhängig voneinander zu nutzen. Mit einer kombinierten Reichweite von bis zu 150 Kilometern setzt das M20 neue Maßstäbe im E-Bike-Segment.
ENGWE M20: Unboxing und Montage
Das ENGWE M2 kam in einwandfreiem Zustand bei mir an. Das ist zweifelsohne dem vielen Polster und der robusten Verpackung zu verdanken, die für ENGWE typisch ist. Umweltfreundlichkeit sieht jedoch anders aus.
Auf den ersten Blick mag es so aussehen, als sei das Rad fast vollständig vormontiert, doch einige Handgriffe sind noch notwendig, bevor man rumcruisen kann. Montiert werden muss das Vorderrad samt Schutzblech, der Lenker, die Pedale und der Scheinwerfer. Das dafür benötigte Werkzeug ist im Lieferumfang enthalten, es empfiehlt sich jedoch zum eigenen, hochwertigerem Werkzeug zu greifen.
Für das Anschließen des optionalen Zusatzakkus ist zusätzliche Handarbeit erforderlich: Der Sitz muss zuerst abgeschraubt werden. Darunter verbergen sich mehrere Kabel, die dann noch verbunden werden müssen. Idealerweise mit Kabelbindern, um alles an Ort und Stelle zu halten.
In der mitgelieferten Anleitung werden alle Schritte verständlich erklärt. Alternativ zur Anleitung stellt ENGWE auf dem ENGWE YouTube-Kanal ein Aufbauvideo bereits, das den gesamten Aufbauprozess in weniger als drei Minuten anschaulich darstellt. Nach ungefähr 30 Minuten ist die gesamte Montage des ENGWE M20 erledigt.
ENGWE M20: Design und Ausstattung
Das ENGWE M20 unterscheidet sich durch sein Moped-Design deutlich von herkömmlichen E-Bikes und zieht damit garantiert Blicke auf sich. Das wurde bereits nach der ersten Probefahrt deutlich, als mich die Blicke der vorbeigehenden Fußgänger förmlich verfolgten.
Der Rahmen besteht aus robustem 6061 Aluminium und kommt wahlweise in den Farben Schwarz, Weiß oder Grün daher. Größentechnisch ist das M20 gute 167 Zentimeter lang und 114 Zentimeter hoch. Mit einem Gewicht von 42,7 Kilogramm, inklusive des Akkus, ist das E-Bike bereits recht schwer. Wenn ein Zusatzakku hinzugefügt wird, steigt das Gewicht sogar auf stattliche 45,9 Kilogramm.
Das Sitzdesign erinnert stark an die Sitzbank eines Motorrads und ist nicht höhenverstellbar. Auch der Vorbau lässt sich nur in seiner Neigung, nicht aber in der Höhe anpassen. Mit einer Körpergröße von 1,82 Meter konnte ich das M20 zwar noch fahren, allerdings ist das Fahrrad für Körpergrößen von 1,50 Meter bis 1,80 Meter konzipiert. Alles darüber wird auf Dauer unbequem und ist beim pedalieren alles andere als ergonomisch. Die maximale Tragkraft von 120 Kilogramm sollte ebenfalls nicht überschritten werden.
Ein besonderes Detail, das ins Auge sticht, sind die voluminösen vier Zoll breiten Reifen der mehr oder wenige bekannten Marke Chaoyang. Dazu gibt es passende Schutzbleche aus Metall, die einen soliden Eindruck hinterlassen.
In der weiteren Ausstattung vertraut ENGWE auf Komponenten, die bereits in anderen Modellen der Marke zum Einsatz kamen. Hervorzuheben sind zwei 160 Millimeter Scheibenbremsen mit Bremshebeln von WUXING sowie ein Shimano Tourney 7-Gang Schaltwerk, kombiniert mit einem Shimano SL-TX50 Daumenschalter. Beides sind mehr oder weniger Komponenten, die ihren Zweck erfüllen, jedoch im unteren Preissegment angesiedelt sind.
Die Motorleistung des Hinterrad-Nabenmotors kann sich sehen lassen. Mit einer Nennleistung von 750 Watt und einer Spitzenleistung von bis zu 1000 Watt zeigt das E-Bike was in ihm steckt. Damit ist es allerdings nicht in jedem Land für den Straßenverkehr zugelassen. In Deutschland darf das ENGWE M20 nur auf Privatgelände betrieben werden. Ein EU "Certificate of Conformity" stellt ENGWE auf seiner Webseite als Download zur Verfügung.
Das Steuersystem des ENGWE M20 ein YL81C-Controller, der über ein links am Lenker befindliches Display die Geschwindigkeit, Gesamtkilometer (ODO), Teilstrecke (Trip), Akkustand und den Assistenz-Level anzeigt. Am Lenker sind zusätzlich Schalter für das Licht und die elektronische Hupe untergebracht. Der rechte Griff fungiert auf seiner gesamten Länge als Gasgriff, ähnlich wie bei einem Moped. In den Optionen des Controllers lässt er sich deaktivieren.
Zu den weiteren Ausstattungsmerkmalen des ENGWE M20 gehören ein robuster Seitenständer, der das Gewicht des Fahrrads problemlos trägt, sowie ein Bremslicht, dessen Helligkeit sich bei Betätigung des Bremshebels intensiviert und so die Sicherheit während der Fahrt erhöht.
Zwei helle LED-Scheinwerfer, die zum Moped-Design des E-Bikes beitragen, sind im Winkel verstellbar. Hierdurch kann ein Scheinwerfer als Abblendlicht genutzt werden, während der andere als Fernlicht dient.
Das spannendste Ausstattungsmerkmal des ENGWE M20 ist seine Dual-Akku-Konfiguration. Neben dem 48V 13Ah Akku am Unterrohr besteht die Möglichkeit, einen weiteren 48V 13Ah Akku am Oberrohr anzubringen. Das resultiert in einer beeindruckenden Gesamtkapazität von 1.248 Wattstunden, die für ausgedehnte Fahrten ausreicht.
Der Akkustand kann auf Knopfdruck direkt am Akku abgelesen werden. Ein besonderer Pluspunkt ist der integrierte USB-A Ausgang, der den Akku als Powerbank nutzbar macht, wenngleich das Laden darüber recht langsam vonstatten geht. Zur Sicherung kann jeder Akku mit einem eigenen Schlüssel gesperrt werden.
Außerdem sind die Akkus abnehmbar. Einfach den Schlüssel in die Entsperrposition drehen und den Akku rausschieben. Da das Aufladen bis zu 10 Stunden in Anspruch nehmen kann, ist es empfehlenswert über Nacht zu laden.
ENGWE zeigt eine klare Weiterentwicklung in Sachen Qualitätskontrolle. Im direkten Vergleich zum ENGWE EP-2 Pro, einem der ersten E-Bikes des Unternehmens, sticht die verbesserte Verarbeitungsqualität des ENGWE M20 hervor.
Zwar erreicht ENGWE noch nicht das Qualitätsniveau bekannter Marken, aber die Fortschritte sind deutlich erkennbar. Das ist ein vielversprechendes Zeichen und unterstreicht das Engagement, solide und verlässliche Produkte auf den Markt zu bringen.
ENGWE M20: Praxistest
Kommen wir zum Praxistest des ENGWE M20, bei dem es vor allem um die Fahreigenschaften des E-Bikes geht. Dafür habe ich das E-Bike auf unterschiedlichen Belägen und Steigungen getestet. Mit einem Einschalter oben am Display aktivieren wir das E-Bike, und durch zwei Tasten am unteren Rand des Displays können wir die Unterstützungsstufe des Motors ändern. Ausgerüstet mit diesem Wissen starte ich meine erste Testfahrt.
Sobald ich in die Pedale trete, setzt der Motor erst mit einer leichten Verzögerung ein. Das ist charakteristisch für E-Bikes mit Trittfrequenzsensoren, die im Vergleich zu Drehmomentsensoren weniger präzise reagieren. Ähnlich wie beim Starten wird der Motor auch beim Stoppen des Tretens erst mit einer leichten Verzögerung ausgeschaltet.
Bei Steigungen offenbart der 750-Watt-Motor des ENGWE M20 seine beeindruckende Kraft. Selbst 20-Grad-Anstiege nimmt das Bike spielerisch, wenn auch die Geschwindigkeit auf steileren Passagen nachlassen kann. Steile Anstiege bedeuten trotz Akkuunterstützung eine ernsthafte Herausforderung und man sollte bereit sein, kräftig in die Pedale zu treten.
Ungedrosselt zeigt das ENGWE M20 sein wahres Potenzial: Es erreicht Geschwindigkeiten deutlich über den zulässigen 25 km/h. Auf meiner privaten Teststrecke konnte ich Spitzenwerte von bis zu 40 km/h erzielen und ENGWE selbst gibt sogar eine mögliche Höchstgeschwindigkeit von 45 km/h an. Damit ist das ENGWE M20 ein E-Bike das nicht nur durch seine Optik überzeugt, sondern auch mit Performance auftrumpft. Drosseln lässt sich das E-Bike übrigens über die Einstellungen des Controllers.
Eine potenzielle Gefahrenstelle ist der Gasgriff, der standardmäßig eingeschaltet ist. Sollte man beim Aufsteigen auf das E-Bike versehentlich den Griff mitdrehen, kann das E-Bike unerwartet und unkontrolliert losschießen. Um solche Vorfälle zu verhindern, empfiehlt es sich, die Unterstützungsstufe nach der Fahrt auf 0 zu setzen. Dadurch wird der Motor komplett deaktiviert.
Der Fahrspaß mit dem ENGWE M20 ist riesig. Durch die breiten Reifen schwebt das Fahrrad regelrecht über den Boden. Das grobe Profil sorgt für optimalen Grip und obwohl die Reifen mit bis zu 20 PSI aufgepumpt werden können, empfehle ich sie bei 11 bis 12 PSI einzupendeln.
Selbst größere Unebenheiten auf der Straße steckt das ENGWE M20 mühelos weg. Zusätzlichen Komfort bieten die Federgabel und der Stoßdämpfer am Hinterbau. Mit einem Drehknopf am rechten Gabelbein lässt sich die Druckstufendämpfung einstellen. Vollständig geöffnet liegt der Federweg bei ungefähr 6 Zentimeter. Das ist zwar nicht sonderlich viel, doch die gut federnden Reifen gleichen diesen Umstand aus und halten das Fahrerlebnis hoch.
Das Shimano Schaltwerk hat im Test zuverlässig funktioniert und die Gänge ließen sich reibungslos schalten. Die mechanischen Bremsen erfüllen ebenfalls ihre Zweck, auch wenn mir hydraulische Scheibenbremsen lieber gewesen wären. Bei einer Notbremsung aus 30 km/h stoppte das E-Bike effizient auf kurzer Strecke.
Zum Abschluss unseres Tests wollen wir noch einen Blick auf die Reichweite des ENGWE M20 werfen. Laut Hersteller soll der Akku auf der niedrigsten Unterstützungsstufe eine Reichweite von bis zu 75 Kilometern ermöglichen, und mit einem Zusatzakku könnten es sogar bis zu 150 Kilometer sein. Natürlich hängt die tatsächliche Reichweite von vielen Faktoren ab, wie dem Gelände, dem Fahrstil oder der Belastung. Und es ist bekannt, dass Herstellerangaben oft auf Idealbedingungen basieren.
In meinem Test habe ich jedoch ungefähr 60 Kilometer zurücklegen können, bevor der Akku neu aufgeladen werden musste. Das ist ein respektabler Wert, der für viele Alltagsfahrten und auch längere Ausflüge ausreichen dürfte. Das ENGWE M20 überzeugt somit nicht nur mit seiner Kraft und Geschwindigkeit, sondern auch mit einer praktikablen Reichweite.
Bastian
Ist es möglich, das Rad als 45er Roller zuzulassen und damit legal am Verkehr teilzunehmen?
Freiwillige Zulassung wie bei Spedelec wegen der THG Quote früher?
Sebastian Garbes
Hallo ich hab Mal ne Frage
Wie muss ich den Akku richtig laden da ich keine Berichte finde dazu können sie mir ja weiter helfen . Muss die ich den Schalter an machen beim laden des Akkus oder nicht und warum wird das Ladegerät so warm ?