Thermal Master P2: Design und Verarbeitung
Thermal Master bewirbt die P2 als „zweitkleinste Wärmebildkamera der Welt“ und das ist angesichts ihrer Größe absolut nachvollziehbar. Mit 9,7 Gramm Gewicht und kompakten 27 × 18 × 9,8 Millimeter ist sie kaum größer und schwerer als ein Zwei-Euro-Stück. Perfekt für unterwegs, aber eben auch klein genug, um schnell mal in einer Tasche oder zwischen Werkzeugen zu verschwinden.

Das Aluminiumgehäuse wirkt hochwertig und stabil, aber nicht so robust, dass die P2 als echtes Baustellen-Tool durchgehen würde. Es fehlt eine IP-Zertifizierung, sodass weder Staub- noch Wasserschutz garantiert ist. Auch extreme Hitzequellen wie offene Flammen oder direkte Sonneneinstrahlung sind tabu. Die App warnt sogar davor, falls man es dennoch versucht.
Immerhin gibt es ein mitgeliefertes Schutzcase, das die Kamera vor Kratzern und leichten Stößen bewahrt. Eine sinnvolle Ergänzung, denn so lässt sich die P2 sicher verstauen. Dank Karabiner-Öse kann das Case einfach am Werkzeuggürtel oder Rucksack befestigt werden.

Thermal Master P2: Installation & Kompatibilität
Die Thermal Master P2 ist schnell startklar – zumindest theoretisch. Einfach die Temp Master App herunterladen, per USB-C-Anschluss die Kamera ins Smartphone stecken und schon geht’s los. In der Praxis gibt es aber ein paar Stolpersteine.

Das erste Problem sind Smartphone-Hüllen. Wer eine dickere Schutzhülle nutzt, wird schnell merken, dass die Kamera oft nicht richtig einrastet. Bleibt nur die Hülle abzunehmen oder das mitgelieferte USB-C-Verlängerungskabel zu nutzen. Damit bleibt die Schale dran, aber die Handhabung wird etwas fummeliger.
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Zweites Manko ist die Kompatibilität nur für Android. iPhone-Nutzer gucken in die Röhre, denn iOS wird nicht unterstützt. Wer also mit einem iPhone 16 (USB-C hin oder her) hofft, die Wärmebildkamera nutzen zu können, hat Pech gehabt. Auch ältere Android-Geräte könnten Probleme machen, denn die P2 setzt mindestens Android 6.0 voraus.
Immerhin funktioniert die Einrichtung ansonsten reibungslos. Die Kamera wird sofort erkannt und die App startet automatisch, sobald das Gerät angeschlossen ist. Kein Treiber-Chaos, kein umständliches Setup. Einfach anschließen und loslegen, sofern man die richtigen Voraussetzungen erfüllt.

Thermal Master P2: Software & Bedienung
Die App bietet eine solide Grundausstattung an Funktionen. Es gibt 12 Farbpaletten, um Temperaturunterschiede besser darzustellen, eine Temperaturanzeige mit Markierungen und die Möglichkeit, Bilder und Videos aufzuzeichnen. Sogar ein digitaler 15-fach-Zoom ist dabei, auch wenn der eher Spielerei ist, weil er einfach nur ins Bild hineinzoomt, ohne zusätzliche Details zu liefern.
Doch es gibt auch einige Nerv-Faktoren. So ist die Menüführung nicht immer nachvollziehbar. Wichtige Funktionen wie der Auslöser für Fotos oder Videos sind in Untermenüs versteckt, was unnötig umständlich ist. Auch das Bild-in-Bild-Overlay ist nicht optimal gelöst. Zwar lässt sich das Kamerabild mit einblenden und in der Größe anpassen, doch eine exakte Überlagerung ist nicht möglich, da das Bild nur bis zur Bildschirmgröße skaliert werden kann.
Immerhin läuft die App auf aktuellen High-End-Smartphones wie dem Samsung Galaxy S24 oder Google Pixel 9 weitgehend stabil. Doch im Test zeigte sich, dass der „Razor X“-Algorithmus eine echte Prozessorbremse sein kann.
Durch die softwareseitige Hochskalierung auf 512 × 384 Pixel wirkt das Bild zwar etwas schärfer, doch auf leistungsärmeren Geräten führt die Funktion zu spürbaren Rucklern, sinkender Bildrate und gelegentlichen Abstürzen. Wer ein älteres oder schwächeres Smartphone nutzt, sollte die Funktion besser deaktiviert lassen.
Thermal Master P2: Bildqualität & Auflösung
Die Thermal Master P2 wirbt mit einer nativen Auflösung von 256 × 192 Pixeln, was für eine Wärmebildkamera dieser Größe durchaus ordentlich ist. Durch den Razor X-Algorithmus wird das Bild softwareseitig auf 512 × 384 Pixel hochskaliert, was es insgesamt etwas schärfer wirken lässt. Klingt gut, hat aber seine Grenzen.
Das Bild ist solide, aber nicht perfekt. In den meisten Alltagsszenarien, sei es beim Aufspüren von Wärmelecks, beim Prüfen von elektronischen Bauteilen oder beim Lokalisieren von heißen Wasserrohren, liefert die Kamera gut erkennbare Temperaturunterschiede. Doch bei feinen Details zeigt sich schnell die Grenze der Auflösung. Kleine Komponenten auf einer Platine oder feine Leitungen hinter einer Wand verschwimmen oft zu einem unklaren Bereich.
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Trotzdem schlägt sich die P2 in ihrer Klasse sehr gut. Vielfach teurere Profi-Geräte haben oftmals keine höhere Auflösung und auch die thermische Empfindlichkeit von < 40mK ist vergleichsweise ordentlich, sodass selbst kleinere Temperaturunterschiede gut sichtbar sind.
Thermal Master P2: Praxistest
Für den Praxistest haben wie die P2 in verschiedenen Szenarien ausprobiert:
1. Wärmebrücken und Isolationsprobleme aufspüren
Beim Check von Fenstern, Türen und Wänden zeigt die P2 zuverlässig Temperaturunterschiede. Kalte Zugluft wird sichtbar, schlecht gedämmte Stellen leuchten im Wärmebild auf. Für Heimwerker und Energieberater ist das eine nützliche Funktion, allerdings nur mit Einschränkungen. Denn durch die relativ niedrige Auflösung sind kleine Undichtigkeiten schwer zu erkennen, und die Messpunkte könnten etwas präziser sein.

2. Elektronik & Platinenanalyse – Funktioniert, aber mit Grenzen
Beim Prüfen von Schaltkreisen und Platinen offenbart sich ein Problem. Die P2 hat eine recht lange Naheinstellgrenze. Wer einzelne Bauteile auf einer Platine testen will, muss etwa 10 cm Abstand halten, was die Präzision erschwert. Heißt, größere Bauteile wie Chips oder Spannungsregler kann man erkennen, aber winzige SMD-Widerstände oder Mikrocontroller sind schwer zu identifizieren.
Für Elektronik-Bastler ist die Kamera also brauchbar, aber nicht die beste Wahl. Speziell für diesen Anwendungsbereich hat Thermal Master allerdings die P2 Pro im Programm. Die Thermal Master P2 Pro (*auf Amazon) ist die "weltweit kleinste Wärmebildkamera", die zusätzlich ein Makroobjektiv besitzt.
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3. Rohrleitungen & Heizsysteme prüfen – Top für Heimwerker
Hier glänzt die P2. Heizungsrohre, verstopfte Leitungen oder defekte Fußbodenheizungen lassen sich schnell identifizieren. Die Kamera zeigt klar, wo die Wärme verläuft, oder eben nicht. Das hilft, um Probleme frühzeitig zu erkennen, ohne gleich Wände aufreißen zu müssen.
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4. Auto & Motoranalyse – Praktisch, aber kein Profi-Tool
Auch für KFZ-Mechaniker kann die P2 hilfreich sein. Man kann etwa nach überhitzten Bremsen, undichten Kühlsystemen oder fehlerhaften Zündspulen suchen. Hier macht sich die hohe Temperaturtoleranz (bis 600 °C) bezahlt. Doch auch hier gilt, dass feine Details nur schwer auszumachen sind und der digitale Zoom wenig hilft.
5. Alltag & Spaßfaktor – Vom Haustier-Check bis zur „Nachtsicht“
Wer gerne experimentiert, kann mit der P2 allerlei lustige und nützliche Entdeckungen machen. Haustiere, die sich auf einer Couch ausgeruht haben, hinterlassen sichtbare Wärmeabdrücke. Eine kürzlich abgestellte Tasse Kaffee leuchtet noch minutenlang auf dem Tisch. Sogar im Dunkeln lässt sich durch Körperwärme etwas „sehen“. Das erinnert fast an Predator-Vision.

Sonstige Bemerkungen
Während des Betriebs führt die Kamera immer wieder kleine Anpassungen durch, um die Temperaturwerte genau zu halten. Dabei macht sie ein hörbares „Klick“-Geräusch. Das ist normal, kann aber irritieren, wenn man die Kamera in ruhiger Umgebung nutzt.
Der Stromverbrauch hat sich im Praxistest als extrem niedrig erwiesen. Im aktiven Betrieb zieht die P2 gerade mal 0,3 Watt, was kaum ins Gewicht fällt. Selbst mit einem durchschnittlichen Smartphone-Akku (z. B. 5000 mAh) kann man die Kamera über 6 Stunden lang nutzen, bevor der Akku schlapp macht. Auch ältere Geräte sollten damit keine Probleme haben.