Vernee Apollo Testbericht – Fazit: Enttäuschend!

Aktualisiert von Timo Altmeyer am 1. Oktober 2024

Lange war bekannt, dass Vernee mit dem “Vernee Apollo” ein Flaggschiff-Smartphone ins Rennen schickt, das einerseits gut ausgestattet ist und gleichzeitig zu einem attraktiven Preis erhältlich sein wird. Mittlerweile ist das Vernee Apollo zu einem Preis von etwa 250€ erhältlich. Alle Infos zur Ausstattung findet ihr an dieser Stelle!

6.6

Unsere Bewertung
Vernee Apollo Test

Erster Eindruck zum Vernee Apollo

Vernee Apollo Smartphone Testbericht / Review - Unboxing

Lieferumfang

„Built for VR“ – Mit diesem Solgan vermarktet Vernee das Apollo Smartphone. Dementsprechend fällt auch der Lieferumfang umfangreicher aus. Enthalten ist neben dem Smartphone nämlich auch eine Virtual Reality Brille ähnlich einem Google Cardboard. Im Gegensatz zur Google Pappbrille besteht die Vernee VR Brille aus Kunststoff. Ein USB-Typ-C Kabel, ein Schnellladegerät „Pump Express“ mit EU-Stecker, eine SIM-Nadel sowie eine mehrsprachige Bedienungsanleitung liegen als weitere Zubehörteile dem Lieferumfang bei. Eine Displayschutzfolie ist bereits von Werk aus aufgetragen.

Design und Verarbeitung

Das Design unterscheidet sich kaum vom kleineren Vernee Apollo Lite und erinnert etwas an ein OnePlus 3 bzw. 3T. Das Unibody-Gehäuse besteht weiterhin aus gebürsteten Aluminium. Optische Veränderungen gibt es sowohl bei der Kamera-Umrandung und dem Fingerabdruckscanner, die nicht mehr quadratisch, sondern rund sind. Durch das Unibody-Design ist die Rückseite nicht abnehmbar, weshalb auch der Akku nicht gewechselt werden kann.

Als Displayglas verwendet Vernee ein 2.5D Curved Glas. Dadurch verlaufen die Ränder des Displayglases abgerundet, wodurch das Smartphone vor allem optisch schnittiger erscheint. Eine Benachrichtigungs-LED befindet sich oberhalb des Displays. Diese ist nicht konfigurierbar und leuchtet lediglich in den Farben Rot, Grün und Blau. Kapazitive Bedientasten unterhalb des Displays sucht man vergebens. Vernee setzt lieber auf virtuelle Displaytasten, obwohl unterhalb des Displays genügend Platz gewesen wäre. Schade - der leere schwarze Balken unter dem Display bleibt allerdings der einzige Kritikpunkt am recht gut aussehenden Vernee Apollo.

Die Verarbeitung ist nicht zu bemängeln. Das Unibody Metallgehäuse ist sauber herausgearbeitet. Unschöne oder scharfe Kanten gibt es nicht. Gleiches gilt für die beiden SIM-Kartenslots. Die seitliche Einschalttaste und die Lautstärkewippe, die auch aus Metall bestehen, sitzen fest im Gehäuse. Selbst bei schnellen Bewegungen machen sich die Tasten durch kein störendes Rascheln bemerkbar. Der Druckpunkt der Tasten ist nicht zu beanstanden.

Display

Wie es sich für ein VR Smartphone gehört, verwendet das Apollo ein 2K OGS IPS Panel. Die Bezeichnung "OGS" steht für "One Glass Solution", wodurch das Display- und das Touch-Panel ohne eine zweite Glasschicht miteinander verbunden sind. Dadurch können Smartphones vor allem dünner und leichter produziert werden.

Bei einer Displaydiagonale von 5.5 Zoll und einer Auflösung von 2560 x 1440 Pixel erreicht das Vernee Apollo eine Punktdichte von 534 DPI. Vorteile gegenüber einem Full-HD Panel gibt es so gut wie keine. Einerseits eignet sich das Smartphone besser für VR Anwendungen, andererseits wird durch die hohe Auflösung auch der Energieverbrauch gesteigert, was zu geringeren Akkulaufzeiten führt. Egal ob man ein 2K oder Full-HD Panel vor sich hat, bei einer 5.5 Zoll Displaydiagonale sind einzelne Pixel so oder so nicht zu erkennen.

In einer mehrwöchigen Testphase konnte das Display punkten. Nach dem ersten Einschalten erschien das Display kalt und die Farben wirkten etwas blass. Innerhalb der Displayeinstellungen gibt es allerdings „MiraVision“, womit sich auch die Farbtemperatur nachträglich anpassen lässt. Die Blickwinkelstabilität überzeugt. Selbst bei extremen Betrachtungswinkeln wird die Displaydarstellung nicht verfälscht. Die maximale Displayhelligkeit ist ebenfalls nicht zu beanstanden. Der Touchscreen erkennt bis zu 5 gleichzeitige Eingaben. Sämtliche Eingaben wurden im Laufe des Tests präzise erkannt. So genannte „Ghost Touches“ haben sich nicht bemerkbar gemacht. Inwiefern Vernee ein hochwertiges Displayschutzglas verwendet ist nicht bekannt. Kratzer hat das Displayglas bei täglicher Verwendung in der Hosentasche keine davongetragen.

Virtual Reality

VR Anwendungen sollten bei diesem Smartphone im Mittelpunkt stehen. Die im Lieferumfang enthaltene VR-Brille liefert erste Anreize in Richtung Virtual Reality. Die Verarbeitungsqualität ist gut und der Tragekomfort passt. Selbst der Linsenabstand kann individuell angepasst werden, wodurch sich die Brille auch für Personen mit Fehlsichtigkeit eignet. Was der Vernee-VR-Brille allerdings fehlt, ist ein Magnetschalter. Ohne Magnetschalter kann z.B. die Google Cardboard-App nicht gesteuert werden. Ein QR-Code, womit die Cardboard-App auf die Brille angepasst wird, fehlt. Allerdings können App und Brille auch mit den Standardeinstellungen problemlos verwendet werden.

In der Praxis ist Virtual Reality mit dem 2K Display des Vernee Apollo eine verdammt coole Angelegenheit. Den Fliegengittereffekt (siehe Bilder), der das VR-Erlebnis meist trübt, nimmt man kaum mehr wahr. Trotzdem ist das Apollo nicht die beste Wahl für VR. Zu Google Daydream ist Smartphone nämlich nicht kompatibel!

Leistung

Für eine ordentliche Alltrags-Performance sorgt der MediaTek Helio X25 Prozessor in Kombination mit einem 4GB LPDDR3 Arbeitsspeicher. Der Prozessor selbst basiert auf dem niedriger getakteten Helio X20 und bietet insgesamt 10 Prozessorkerne, die sich in 2 Cortex-A72 Kerne (2x2.5 GHz) und 8 Cortex-A53 (4x2.0 GHz und 4x 1.55 GHz) Kerne unterteilen. Die GPU ist eine Mali-T880.

Apps lassen sich verzögerungsfrei starten und auch im Multitasking zeigt das Smartphone keine Schwächen. Trotzdem gibt es noch Optimierungsbedarf. Anhand einzelner Benachmark-Ergebnisse, die wir mit AnTuTu und Geekbench 4 durchführten ist zu erkennen, dass Vernee die Höchstleistung des Helio X25 noch nicht ausgeschöpft hat. In AnTuTu erreicht der Prozessor normalerweise um die 99.000 Punkte. In unserem Test waren nicht mehr als 90.583 Punkte zu erreichen.

Anspruchsvolle Spiele auf dem 2K Display flüssig wiederzugeben wird für den Prozessor zur Tortur. Zwar hält sich die Hitzeentwicklung noch im angemessenen Bereich, anhand der Bildeinbrüche bei Spielen wie Real Racing 3 wird deutlich, dass der SoC zu kämpfen hat.

Die Speicherausstattung beläuft sich, wie bereits angemerkt, auf einen 4GB großen Arbeitsspeicher und einen 64GB großen internen Speicher. Der interne Speicher ist zusätzlich mit einer Micro SD-Speicherkarte erweiterbar. Man sollte allerdings darauf achten, dass Vernee trotz der beiden SIM-Trays auf einen Hybrid-Slot verwendet, bei dem entweder die Dual-SIM-Funktion oder die Speichererweiterung genutzt werden kann. Die Schreib- und Leseraten des internen Flash-Speichers sind durchschnittlich und liegen bei 163.05 MB/s Lesen bzw. 137.08 MB/s Schreiben. Der RAM erreicht Kopiergeschwindigkeiten von 6562.39 MB/s.

Benutzeroberfläche

Das Vernee Apollo wird mit einem fast Stock-Android 6.0 ausgeliefert. Bis auf geringfügige Zusatz-Einstellungen zur Navigation Bar oder MiraVision, gibt es keine Unterschiede zu Stock-Android. An Drittanbieter-Apps ist nur der „GoVR Player“ vorinstalliert. Dieser ist nicht in das System integriert und kann problemlos über die App-Verwaltung deinstalliert werden. Leider hatten wir im Laufe des Tests vereinzelte Abstürze, weshalb dahingehend Optimierungsbedarf besteht. Ansonsten ist die installierte ROM nicht zu bemängeln.

Das letzte OTA stammt vom 16.01.2017. Der letzte Sicherheitspatch stammt (leider) vom 05. Juli 2016. Zu einem Update auf Android 7 hat Vernee aktuell noch keine Angaben gemacht.

Kamera

Hauptkamera

Die Hauptkamera, bestehend aus einem Sony IMX230, 21 Megapixel Mittelklasse-Kamerasensor und einer f/2.2 Blende konnte bereits in Geräten anderer Hersteller überzeugen. Demnach sollte man eigentlich eine gute Bild- und Videoqualität erwarten könne, doch mit dem Vernee Apollo verhält es sich etwas anders.

Softwareseitig ist die Hauptkamera so miserabel optimiert, dass gute Aufnahmen nur schwer zu erzielen sind. Bei guten Lichtverhältnissen ist die Aufnahmequalität noch passabel, zeigt aber bereits ein leichtes Bildrauschen und fehlende Details. Hinzukommt, dass im automatischen Fotomodus Aufnahmen teilweise völlig überbelichtet sind. Bei schlechten Lichtverhältnissen wird erst recht deutlich, wie schlecht die Hauptkamera optimiert ist. Sämtliche Aufnahmen werden durch ein deutliches Bildrauschen und eine deutliche Unschärfe überzogen. Hinzukommt, dass die Farben zunehmend verblassen.

Dem Autofokus, der Auslösezeit und dem Blitz mangelt es ebenfalls an Optimierung. Der Autofokus fokussiert in den wenigsten Fällen akkurat. Die Auslösezeit ist unterdurchschnittlich. Teilweise dauert es mehr als eine Sekunde bis die Hauptkamera auslöst. Dementsprechend sind dann auch die Aufnahmen verwackelt und unscharf. Der Blitz und Auslösen der Kamera sind nicht aufeinander abgestimmt. Überbelichtete oder gar nicht belichtete Bilder sind die Folge.

Frontkamera

Überzeugender arbeitet die 8 Megapixel Frontkamera mit f/2.4 Blende. Details werden gut eingefangen und die Aufnahmequalität ist nicht allzu sehr von den Lichtverhältnissen abhängig. Für das ein oder andere Selfie ist die Frontkamera durchaus geeignet.

Konnektivität und Fingerabdruckscanner

Das Vernee Apollo unterstützt 2G, 3G und 4G Mobilfunkstandards. Zu den hierzulande verwendeten LTE Bändern 3, 7 und 20 ist das Apollo kompatibel. Worauf man achten sollte ist der Hybrid-Slot des Smartphones, durch den die Dual-SIM-Funktion oder die Speichererweiterung nur alternativ genutzt werden können.

Telefonie und Audio

Im Mobilfunknetz schlägt sich das Vernee Apollo erstklassig. Die Empfangsstärke und Sprachqualität war zu keiner Zeit zu bemängeln. Durch VoLTE („Voice over LTE“) wird die Sprachqualität nochmals gefördert.

Der Lautsprecher klingt langweilig und flach. Es fehlt eindeutig die Dynamik und das Volumen. Zum Musik hören ist der Lautsprecher eindeutig ungeeignet. Zur Freisprechverwendung ist er ausreichend. Die Klangqualität über den 3.5mm Kopfhöreranschluss ist gut. Musik wird rauschfrei und dynamisch wiedergegeben.

WiFi und Bluetooth

Weniger gut schlägt sich das Smartphone im WLAN. Die Verbindungsqualität und die Reichweite im 2.4 GHz und 5 GHz Netz sind unterdurchschnittlich. Selbst in direkter Nähe zu dem verbundenen Dual-Band AC Router war die Signalschwäche spürbar. Das Bluetooth 4.0 verrichtet nur bei geringer Reichweite gute Dienste. Im Verbund mit einem Bluetooth Lautsprecher wurde das Signal bereits nach wenigen Metern gestört.

GPS und Sensoren

Die Sensoren belaufen sich auf einen Näherungssensor, einen Helligkeitssensor, ein Gyroskop, einen Beschleunigungssensor und einen E-Kompass. NFC bietet das Smartphone nicht. Alle Sensoren arbeiten akkurat. Das GPS Modul des Vernee Apollo arbeitet hingegen nur durchschnittlich. Dass Smartphones mit MediaTek SoC gerade beim GPS der Konkurrenz von Qualcomm hinterherhinken ist schon lange bekannt. In der Testphase wurde ein GPS Fix erst nach gut 15 Sekunden gefunden. Die Signalstärke war zwar bis auf wenige Meter genau, jedoch nicht immer konstant.

Fingerabdruckscanner

Lobenswert ist der rückseitige Fingerabdruckscanner. Die Erkennungsrate lag mit nur einem gescannten Finger bei 9/10. Das Entsperren des Smartphones gelingt zeitnah mit der Auflage des Fingers.

Akku

Kommen wir zu guter Letzt zu dem frustrierendsten Unterpunkt dieses Testberichts. Der Akku des Vernee Apollo ist eine regelrechte Katastrophe. Der Akku unseres Testexemplars war nach dem ersten Einschalten alles andere als kalibriert. Obwohl der Akku als vollständig aufgeladen angezeigt wurde, schaltete sich das Smartphone noch etwa 3 Stunden einfach aus. Nach einem Neustart wurde der Ladestand mit 0% angezeigt, das Smartphone war jedoch noch gut eine Stunde nutzbar.

Mit dem Vernee Pump-Schnellladegerät war das Smartphone bereits nach 1er Stunde und 6 Minuten aufgeladen. Überraschenderweise lag die nachgemessene Ladekapazität bei gerade einmal 2.100 mAh. Dementsprechend kurz fiel auch die Laufzeit wieder aus. Ein 2K Display verbraucht einfach deutlich mehr Energie als ein Full HD Display. Nachdem der Akku ungefähr 5x entladen und auch über Nacht geladen wurde, pendelte sich die Kapazität bei etwas unter 3.000 mAh ein. Die von Vernee Angegebenen 3.180 mAh wurde nicht erreicht.

Bei normaler Nutzung erreicht das Vernee Apollo Laufzeiten von ungefähr einem Tag. Bei geringer Nutzung sind maximal 1 ½ Tage möglich. Im Standby ist der Verbrauch sehr gering. Über Nacht wurden gerade einmal 2% des Akkus verbraucht. Wer sein Smartphone viel nutzt, sollte mit dem Vernee Apollo auf jeden Fall ein Ladegerät griffbereit halten!

Vernee Apollo

6.6

POSITIV

VR-Brille im Lieferumfang

Ansprechendes Design

Gute Verarbeitung

Qualitativ gutes Display

Gute Alltags-Performance

Schneller Fingerabdruckscanner

Sauberes Android 6

Sprachqualität und VoLTE

NEGATIV

Schwache Performance bei Spielen

Schlecht optimierte Hauptkamera

Verbindungs- und Reichweitenschwaches WiFi Modul

Reichweitenschwaches Bluetooth Modul

Leistungsschwaches GPS

Hybrid-SIM-Slot

Schwacher Lautsprecher

Nicht kalibrierter Akku

FAZIT

Enttäuschend! Mit diesem einen Wort lässt sich das Resultat eines mehrwöchigen Testlaufes des Vernee Apollo zusammenfassen. Wer sich von diesem Smartphone viel erhofft, wird (aktuell) bitter enttäuscht werden und sollte (noch) die Finger davon lassen. Mit dem hochauflösenden 2K Display in Kombination mit VR-Anwendungen werden zwar durchaus interessante Ansätze verfolgt, doch überwiegen die Nachteile eines solchen Panels deutlich die Vorteile. Äußerst kritisch ist die schlecht optimierte Hauptkamera und regelrecht katastrophal war der nicht kalibrierte Akku. Vor allem softwareseitig besteht Verbesserungsbedarf und man kann nur hoffen, dass Vernee die meisten Fehler ausgemerzt bekommt.

PREISVERGLEICH

  • Ich habe ein Mal ein Verbrecher Apollo Lite gekauft. Das Smartphone ist schon nicht schlecht. Das eigentlich schlimme sind die leeren Versprechungen der Firma Verbrecher. Bis heute ist kein Android 7 dafür erschienen, wobei dies vor etwa 1 1/2 Jahren erscheinen sollte. Komischerweise haben selbst die Modder schneller gearbeitet und inzwischen Android 7 und 8 als Rom rausgebracht.

  • Hey, die Bilder der Kamera finde ich gar nicht mal so schlecht. Aber du hast recht, irgendwie liegt so ein grauer Schleier über den Bildern. Denkst du da kommt noch eine Verbesserung von Vernee? Das Apollo hat mich schon seit der Ankündigung interessiert.

    • Hi, Vernee kann aus der Hauptkamera deutlich mehr herausholen, sofern sie die Software optimieren würden. Der Sony IMX230 ist kein schlechter Bildsensor und die verbaute Linse sicherlich auch nicht. Die Software ist aber einfach nur schlecht abgestimmt, weshalb die Kamera aktuell nicht mehr Punkte verdient hat. Ob Vernee noch großartige Verbesserungen veröffentlichen wird, kann man aktuell noch nicht sagen.

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