Test: Amazfit GTS Smartwatch
Bereits im September 2019 wurde die Amazfit GTS für den internationalen Markt vorgestellt. Hersteller ist das in China ansässige Unternehmen Huami, das auch für die Entwicklung und Produktion verschiedener Xiaomi Wearables (z.B. Xiaomi Mi Band 4) verantwortlich ist.
Wie alle bisher erschienenen Amazfit Wearables, ist auch die GTS mit dem proprietären Amazfit OS ausgestattet. Die Zielgruppe sind vor allem Hobbysportler, denen Amazfit OS mehr als 12 Sportprogramme bietet.
Design
Auf den ersten Blick sieht die Amazfit GTS der Apple Watch zum Verwechseln ähnlich. Beide Uhren teilen sich ein rechteckiges Uhrengehäuse mit einem gekrümmten Displayglas. Das Uhrengehäuse ist 43.25 mm hoch und 36.25 mm breit. Die Dicke beträgt lediglich 9.4 mm. Durch das kompakte Design wirkt die Smartwatch selbst an schmalen Handgelenken sehr dezent. Das Gewicht beträgt ohne Armband knapp 25g und mit Armband 39g.
Silikonarmband mit Schnellverschluss
Apropos Armband: Dieses ist aus hautfreundlichem Silikon gefertigt, 20 cm lang, 20 mm breit und in 13 Stufen größenverstellbar. Eine Dornschließe und zwei Schlaufen halten die GTS sicher am Handgelenk. Über den Schnellverschluss lässt sich das Armband im Handumdrehen austauschen. Ersatzarmbänder mit Schnellverschluss gibt es in allen möglichen Variationen. Lediglich die Breite von 20 mm muss passen.
Hochwertiger Aluminiumrahmen
Hinter dem gekrümmten Displayglas verbirgt sich ein hochauflösendes AMOLED Display. Das abfallende Displayglas geht in einen schicken Aluminiumrahmen über. Rechterhand befindet sich die Powertaste als einziges, physisches Bedienelement. Weniger hochwertig ist die Rückseite der Smartwatch, die lediglich aus Kunststoff gefertigt ist.
Wasserdicht bis 5 ATM
Erwähnenswert ist noch die Wasserdichtigkeit bis 5 ATM. Das heißt so viel wie, dass die Smartwatch dem Druck einer angenommenen Wassersäule von 50 Metern standhält. Im täglichen Gebrauch scheut die GTS also kein Wasser und kann getrost beim Händewaschen und Duschen am Handgelenk bleiben. Auch schwimmen ist mit der Amazfit GTS möglich, immerhin bietet die Uhr hierfür auch ein eigenes Sportprogramm. Tauchen und Salzwasser sollte man jedoch meiden.
Sechs verschiedene Farben
Die Amazfit GTS ist in 6 verschiedenen Farben erhältlich. Neben klassischem Schwarz und Grau stehen Gold, Pink, Orange und Blau zur Auswahl.
Display
Im Gegensatz zu den älteren Amazfit Modellen, die auf ein transflektives Display setzen, nutzt die GTS ein 1.65 Zoll AMOLED Display.
Kräftige Farben, tiefes Schwarz
Der Displaytyp zeichnet sich durch besonders kräftige Farben (100% NTSC) und ein tiefes Schwarz aus. Das tiefe Schwarz wird dadurch erreicht, dass die nicht benötigten (schwarzen) Pixel einfach ausgeschaltet bleiben. Gleichzeitig wird so der Energieverbrauch reduziert, sodass die GTS selbst im Always-On Betrieb eine langanhaltende Akkulaufzeit erreicht. (Mehr zur Akkulaufzeit findest du am Ende des Testberichts.)
Gestochen scharfe Darstellung
Angesichts des Preises der Uhr ist das Display ein echtes Highlight. Auf das kleine 1.65 Zoll Display trifft eine überaus hohe Displayauflösung von 348 x 442 Pixel, was wiederum gestochen scharfen 341 PPI entspricht. Einzelne Pixel mit bloßen Augen zu erkennen ist kaum möglich. Die Helligkeit und der Kontrast sind tadellos und selbst bei starkem Lichteinfall gibt das Display eine gute Figur ab. Ein Helligkeitssensor passt die Displayhelligkeit automatisch dem Umgebungslicht an. Auf Eingaben reagiert der kleine Touchscreen präzise. Lediglich die Animationen sind leicht ruckelig und verzögert, was jedoch dem Amazfit OS geschuldet ist.
Kratzresistentes Displayglas
Das besonders kratzresistente Gorilla Glass 3 hält was es verspricht. Selbst nach mehrwöchiger, täglicher Nutzung der Uhr ist am Ende der Testphase kein Kratzer zu erkennen. Die Anti-Fingerprint Beschichtung verhindert nervige Fingerabdrücke und sorgt gleichzeitig für eine bessere Gleitfähigkeit auf dem Display.
Funktionen der Amazfit GTS
Die Amazfit GTS ist keine Uhr mit der man telefonieren, WhatsAppen, mobil bezahlen oder mal eben im Internet surfen kann. Der Fokus der Smartwatch liegt hauptsächlich auf den umfangreichen Sportfunktionen. Strenggenommen ist die GTS ein Mix aus Fitnessarmband und Smartwatch. Wer eine vollwertige Smartwatch wie die Apple Watch erwartet, ist bei den Uhren von Huami eindeutig fehl am Platz!
Wegen des proprietären Amazfit OS lassen sich keine eigenen Apps installieren, weshalb man auf die Apps und Funktionen angewiesen ist, die Amazfit vorgibt. Zugleich ist die GTS stark an die Amazfit App gebunden. Zur Einrichtung der Smartwatch, zur Auswertung der gesammelten Daten und zum Benachrichtigungsempfang wird eine Bluetooth-Verbindung zum Smartphone vorausgesetzt.
Amazfit GTS Firmware-Updates im Überblick
Update 26. Juni 2020
Neue Firmware 0.0.9.12 erschienen. Hierbei handelt es sich um ein neues Feature-Update. Die Amazfit GTS ist jetzt in der Lage auch den Mittagsschlaf zu überwachen. Getrackt wird nur der Schlaf, der länger als 20 Minuten andauert. Die Bewertung des Mittagsschlafs fließt dabei in die Gesamtbewertung des Schlafs mit ein.
Update 31. Mai 2020
Neue Firmware 0.0.9.05 erschienen. Dieses Update behebt nicht näher genannte Bugs.
Update 30. April 2020
Neue Firmware 0.0.8.90 erschienen. Die Smartwatch erhält mit diesem Update ein Wetter und UVI Control Center.
Update 28. März 2020
Neue Firmware 0.0.8.56 erschienen. Das Update verbessert die Performance der Smartwatch, fügt eine Vibration beim Ausschalten hinzu und zeigt einen Stop-Button, sobald der Alarm ertönt. Die Bug-Fixes betreffen PAI und die Stoppuhr.
Update 17. Januar 2020
Die Amazfit GTS hat ein Update erhalten. Laut Changelog verbessert die Firmware 0.0.8.37 die GPS-Geschwindigkeit und GPS-Genauigkeit. Im Test konnte diese Verbesserung nachvollzogen werden. Der GPS-Fix wird im Vergleich zur Firmware 0.0.8.33 insgesamt schneller gefunden und auch die Standortgenauigkeit ist ein wenig präziser.
Schrittzähler und Sportprogramme
Dass die GTS im Wesentlichen eine Sportuhr sein möchte, zeigen die insgesamt 12 Sportprogramme und die umfangreiche Sensorik, bestehend aus GPS, einem PPG BioTracker, einem 6-Achsen Beschleunigungssensor sowie einem 3-Achsen G-Sensor.
Schritte zeichnet die GTS zuverlässig auf. Armbewegungen im Sitzen oder beim Autofahren werden nicht als Schritte gezählt. Ein Tagesziel kann in 1000er Schritten über die Amazfit App festgelegt werden. Die Uhr selbst zeigt die zurückgelegten Schritte, die Strecke und die verbrannten Kalorien übersichtlich an. Eine Inaktivitätswarnung informiert über zu langes Sitzen.
Folgende Sportprogramme stehen dem Nutzer zur Verfügung:
- Laufen (Outdoor)
- Laufen (Indoor)
- Gehen / Wandern (Outdoor)
- Fahrradfahren (Outdoor)
- Fahrradfahren (Indoor)
- Schwimmen (Schwimmbecken)
- Schwimmen (Freiwasser)
- Ellipsentrainer
- Klettern
- Trailrunning
- Skiing
- Freies Training
Jedes der Sportprogramme ist auf die jeweilige Sportart zugeschnitten. Wählt man beispielsweise Schwimmen im Schwimmbecken aus, muss zunächst die Beckenlänge festgelegt werden. Aktivitätsziele lassen sich in Strecke, Dauer und Verbrauch festlegen. Je nach gewähltem Sportprogramm stehen auch Erinnerungsmöglichkeiten zur Distanz, Herzfrequenz und Geschwindigkeit zur Auswahl. Einige der Daten, wie z.B. die Geschwindigkeit oder die Herzfrequenz, lassen sich zusätzlich in Form eines Echtzeit-Diagramms darstellen. Alle relevanten Daten sind auf einen Blick einsehbar.
Praktisch ist die Auto-Pause Funktion der Sportprogramme. Sobald das Sportprogramm unterbrochen wird, pausiert die GTS die Datenerfassung. Im Test funktionierte das Feature weitestgehend präzise. Beachten sollte man allerdings, dass die Auto-Pause Funktion sehr scharf eingestellt ist. Legt man während des Lauftrainings eine kurze Gangeinheit ein, kann die Uhr bereits das Sportprogramm pausieren!
GPS und Outdoor
Um Outdoor-Aktivitäten noch präziser tracken zu können, ist die Amazfit GTS mit GPS ausgestattet. Was in der Theorie hervorragend klingt, verlangt in der Praxis noch einiges an Verbesserungsbedarf. Bis ein stabiles GPS-Signal aufgebaut ist, vergehen meist 15-60 Sekunden. Das ist vor allem dann nervig, wenn man es eilig hat.
Gleiches gilt für den Streckenverlauf, der je nach Umgebung sehr ungenau ausfällt. Auf freiem Feld liegt die Abweichung bereits bei 1-2 Metern. Im Wald oder städtischem Raum sind Abweichungen von gut 6-10 Metern möglich. Eine Export- und Importmöglichkeit für GPX bzw. TCX Dateien ist von Haus aus nicht vorhanden. Lediglich über Drittanbieter-Apps lassen sich die Trainingsdaten im entsprechenden Format exportieren.
Herzfrequenz und PAI
Die Herzfrequenz wird über einen PPG-Sensor (Photoplethysmographie) ermittelt. Im Messverfahren wird Licht in die Haut geleitet und gemessen, wie viel Licht abhängig vom Blutstrom zurückgestreut wird. In der Amazfit App lässt sich die Erkennungsfrequenz in 1, 5, 10 oder 30 Minuten einstellen. Im Work-Out arbeitet der Sensor durchgängig.
Leider ist die Herzfrequenzermittlung nur bedingt zuverlässig. Gerade während dem Work-Out gab es häufiger Ausfälle und Fehlmessungen. Trotz konstanter Leistung fiel die Herzfrequenz von 130 auf weniger als 80 und erholte sich erst wieder langsam auf einen realistischen Wert. Die Möglichkeit einen Pulsgurt mit der Uhr zu verbinden gibt es nicht.
Ein von Huami neu eingeführtes Feature ist die „Personal Activity Intelligence“ (PAI). PAI ist ein wissenschaftlich anerkanntes Verfahren zur Ermittlung des Gesundheitszustandes. Im Zeitfenster von 7 Tagen wird der so genannte PAI-Score (1-100) erfasst, der anhand der Herzfrequenz den individuellen Gesundheitszustand bewertet. Um die eigene Fitness zu steigern bzw. sich selbst zu motivieren ist PAI eine durchaus interessante Funktion. Wie zuverlässig der Wert ist, bleibt auf Grund der teilweise fehlerhaften Herzfrequenzaufzeichnung fraglich.
Schlafmonitor und Wecker
Die Schlafaufzeichnung wird automatisch mit dem Einschlafen gestartet. Eine manuelle Steuerung ist nicht möglich. Die gesammelten Daten umfassen die Einschlaf- und Aufwachzeit sowie die verschiedenen Schlafphasen. Die Erkennung der Einschlaf- und Aufwachzeit ist bis auf wenige Minuten Abweichung genau. Störend ist das Always-On Display, das sich während der Schlafüberwachung nicht abschaltet.
Mehrere Weckprofile können über die GTS oder die App gestellt werden. Der Wecker arbeitet zuverlässig und weckt auch aus einem festeren Schlaf auf.
Benachrichtigungen, Musik und Sonstige
Ist die GTS mit einem Smartphone verbunden, können auf dem Smartphone eingehende Benachrichtigungen an die Uhr übertragen werden. So lassen sich beispielsweise WhatApp Nachrichten oder eingehende Anrufe anzeigen. Auf die Nachrichten zu antworten ist allerdings nicht möglich. Welche App-Benachrichtigungen an die Smartwatch weitergeleitet werden, lässt sich über die Amazfit App festlegen.
Die Musik-Funktion der Uhr ist kein Musikplayer, sondern ein reines Steuerelement für die Musikwiedergabe des verbundenen Smartphones. Die Lautstärke ist anpassbar, Songs lassen sich überspringen und die Wiedergabe pausieren.
Zu den sonstigen Funktionen der Amazfit GTS zählen eine 7-Tage Wettervorhersage mit UV-Index, Luftfeuchtigkeit und Windstärke, ein Kompass, ein Timer, ein Countdown, sowie eine Handy-Suchfunktion.
Amazfit App
Wie bereits erwähnt ist die Smartwatch sehr stark an die Amazfit App gebunden. Die App kann kostenlos über den Google Play oder den Apple Store heruntergeladen werden. Alternativ zur Amazfit App lassen sich die Daten auch mit der Mi Fit App synchronisieren und in Google Fit oder Strava importieren.
Sportübersicht
Neben der Verwaltung der Uhr übernimmt die Amazfit App auch die Auswertung der gesammelten Daten. Sportaktivitäten lassen sich aufbereitet darstellen, sodass sich Rückschlüsse zur durchschnittlichen Herzfrequenz, der zurückgelegten Strecke oder den verbrannten Kalorien ziehen lassen. Alle Aktivitäten und die täglich erfassten Schritte können nach Tagen, Wochen und Monaten gefiltert werden.
Watchfaces
Zur Individualisierung der Smartwatch stehen mehr als 102 Watchfaces zur Auswahl. Die Watfaches lassen sich bequem über die Amazfit App auswählen und auf Knopfdruck mit der Smartwatch synchronisieren. Wem die Auswahl zu klein ist, der hat die Möglichkeit eigene Watchfaces zu erstellen oder auf Watchfaces aus der Community zurückzugreifen.
- Erstelle ein Watchface im Format .BIN oder lade dir ein Watchface herunter.
- Synchronisiere ein Watchface über die Amazfit App.
- Öffne auf deinem Smartphone den Dateipfad Android\data\com.huami.watch.hmwatchmanager\files\watch_skin_local
- Kopiere den Dateinamen der dort hinterlegten Datei und ersetze dein .BIN Watchface mit diesem Dateinamen.
- Nach einer erneuten Synchronisation befindet sich dein neues Watchface auf der Uhr.
Akku
Der Akku der Amazfit GTS hat eine Kapazität von 220 mAh. Zum Laden wird die Smartwatch in einen magnetischen 2-Pin Ladeconnector gesteckt. Die Ladezeit beträgt knapp 100 Minuten. Die Akkulaufzeit ist stark von der jeweiligen Nutzung abhängig.
Mit Always-On Display, 2 Stunden Sportprogramm, ungefähr 30 Benachrichtigungen am Tag und ausgeschaltetem GPS hält der Akku ungefähr 4 Tage. Deaktiviert man das Always-On Display, hält der Akku im Schnitt 15 Tage durch. GPS reduziert die Akkulaufzeit rapide. Wer eine Stunde im Wald läuft und dabei GPS nutzt, verliert in etwa 20% Akku.
Silke
Hallo, ich habe mir die Amazfit GTS bei Aldi gekauft. Bin soweit zufrieden mit der Uhr, aber jetzt nach knapp zwei Monaten löst sich das Armband auf. Wo bekomme ich ein Ersatzarmband für die Uhr?
heiko
Du kannst da ganz normale Uhrenarmbänder mit sonem Pin-Verschluss nehmen. Habe an meine auch ein anderes Armband gemacht. Gleiches Problem wie bei dir.
Ricardo
Ich habe einen Polar Brustgurt, kann ich den mit der Uhr koppeln? LG
Stefan
Nein kann man nicht. Steht so auch im Test falls du den gelesen hast.
Ricardo
Danke, dann habe ich das wohl überlesen. Das spricht dann natürlich gegen die GTS, sofern die Herzfrequenzmessung wirklich so ungenau ist, wie der Autor schreibt. Auf anderen Seiten liest man was anderes. Ich habe keine Ahnung was ich jetzt glauben soll.
Timo
Hi Ricardo, wie von Stefan bereits erwähnt, kannst du keinen externen Pulsgurt mit der Smartwatch verbinden. Bei anderen Amazfit Uhren gibt es diese Funktion, die GTS hat diese allerdings (noch?!) nicht integriert. Dass die Herzfrequenzmessung nicht so funktioniert wie sie sollte ist mir in 2/5 Fällen aufgefallen. Es gibt einige Dinge die dafür verantwortlich sein könnten, aber ich bin mir sicher, dass Huami noch an der Software schrauben muss. Ich hatte jetzt schon viele Amazfit Uhren am Handgelenk und nur bei der GTS kam es bisher zu diesem Fehler.