Design und Verarbeitung
Das Design des Blackview BL8800 Pro ist in erster Linie auf Robustheit ausgelegt. Hier tritt es in die Fußstapfen seiner Rugged-Smartphone-Vorgänger. Es ist ganz klar ein Smartphone, das für den harten Alltagseinsatz konzipiert wurde - eine Tatsache, die man auf den ersten Blick sofort erkennt.
Mit seinen Abmessungen von 176,2 x 83,5 x 17,7 Millimeter und einem beachtlichen Gewicht von 367 Gramm ist das BL8800 Pro ein echter Brocken und garantiert kein Gerät, das man bequem in einer engen Hosentasche verstauen kann.
Wer jedoch nach einem robusten, widerstandsfähigen Smartphone sucht, wird die Größe und das Gewicht eher als Zeichen von Stabilität und Qualität wahrnehmen. Farblich hat man die Wahl zwischen „Mecha Orange“, „Navy Green“ und „Conquest Black“.
Das Gehäuse, eine Mischung aus Metall und hartem Gummi, verleiht nicht nur eine robuste Optik, sondern erfüllt auch seinen Zweck. Es sorgt dafür, dass sich das Smartphone auch unter schwierigen Bedingungen sicher greifen lässt. Sollte das Smartphone doch mal aus der Hand rutschen, hält es einen Fall aus Bauchhöhe ohne Probleme aus, was ein dreimalig hintereinander durchgeführter Falltest beweisen konnte.
Was die Wasserdichtigkeit betrifft, so ist das Blackview BL8800 Pro gemäß der IP68, IP69K und MIL-STD-810H zertifiziert, was bedeutet, dass es komplett staub- und wasserdicht ist. Man sollte allerdings beachten, dass das Smartphone trotz Zertifizierung nicht für allzu hohen Wasserdruck ausgelegt ist. Auch das wollte ich nicht ungetestet lassen und habe das Smartphone für 30 Minuten in einen Eimer voll Wasser gelegt, was es ohne Blessuren überstanden hat.
Die physischen Tasten für Lautstärke, Power und SOS sind gut erreichbar und haben einen angenehmen Druckpunkt, allerdings könnten sie etwas hochwertiger sein. Die Tasten sitzen etwas wackelig im Gehäuserahmen, sodass sich Staub, wie er auf Baustellen und Outdoor vorkommt, schnell darin festsetzen kann. Immerhin ist die USB-C Buchse durch eine Gummiabdeckung geschützt, sodass dort kein Schmutz eindringen kann.
Der Lieferumfang enthält das Smartphone, ein USB-Ladekabel und ein 33 Watt Schnellladegerät. Außerdem liegt eine Art Plektrum zum Entfernen des SIM-Einschubs bei. Eine Displayschutzfolie liefert Blackview leider nicht mit.
Display
Das Gerät verfügt über ein 6,58-Zoll-JDI IPS-Display mit einer Auflösung von 2408 x 1080 Pixeln und einer Bildwiederholfrequenz von 60 Hz.
Trotz der hohen Auflösung, die eine angenehme Schärfe liefert, können Animationen und Scrollbewegungen durch die 60 Hz Bildwiederholrate verzögert erscheinen. Dies wird besonders dann deutlich, wenn man an ein Smartphone mit einer Bildwiederholfrequenz von 90 Hz oder höher gewöhnt ist. Farben werden sehr intensiv dargestellt, was dazu führen kann, dass Videos und Fotos unnatürlich wirken.
Einzige Besonderheit ist der Handschuhmodus, mit dem sich der Touchscreen auch durch Handschuhe bedienen lässt. Im Handschuhmodus reagiert das Display bereits auf einfache Annäherungen, was zu einer Zunahme von Fehleingaben führen kann.
In der Preisklasse des Blackview BL8800 Pro wäre durchaus ein 90 Hz Display zu erwarten gewesen. Außerdem lässt die maximale Displayhelligkeit zu wünschen übrig. Gerade bei einem Outdoor-Smartphone, wo eine gute Lesbarkeit bei Sonnenschein essenziell ist, schwächelt das BL8800 Pro.
Performance und Funktionen
Im Inneren des Blackview BL8800 Pro arbeitet ein MediaTek Dimensity 700 Chip aus dem Jahr 2021, der durch üppige 8 GB LPDDR4X RAM und 128 GB UFS2.1 internen Speicher unterstützt wird.
Obwohl der Chip schon einige Jahre auf dem Buckel hat, zeigt das Smartphone bei alltäglicher Nutzung eine akzeptable Performance. Die Navigation durch Menüs und Apps funktioniert weitestgehend flüssig und auch mehrere parallellaufende Apps meistert das Gerät ohne größere Probleme.
Ein Kritikpunkt ist die weniger leistungsfähige Mali-G57 MC2 GPU. Während einfache Apps flüssig laufen, bringen grafikintensive Anwendungen das Smartphone schnell an seine Grenzen.
In Sachen Netzwerkperformance unterstützt das Gerät schnellen 5G Mobilfunk im Sub-6-GHz Frequenzbereich, WiFi 5 und Bluetooth 5.1. Im 4G-Netz werden alle gängigen Frequenzen und Bänder unterstützt, was die Kompatibilität mit den meisten europäischen Mobilfunknetzen gewährleistet. In den SIM-Tray können bis zu zwei SIM-Karten eingelegt werden. Eine Option zur Erweiterung des Speichers durch Einlegen einer microSD-Karte anstelle einer SIM-Karte gibt es jedoch nicht.
GPS, NFC und sogar ein FM-Radio sind an Bord, was es zu einem gut ausgestatteten Smartphone für unterwegs macht. Eine spezielle und gerade für Outdoor-Enthusiasten nützliche Funktion bietet die SOS-Taste. Bei Betätigung sendet sie automatisch eine Notfall-SMS mit den aktuellen GPS-Koordinaten an eine vorher festgelegte Notfallkontaktnummer.
Zum sicheren Entsperren hat Blackview einen Fingerabdruckscanner in die Einschalttaste integriert. Die Erkennungsgenauigkeit ist nicht sonderlich hoch, sodass ich im Test mehrere Anläufe benötigte, um das Gerät zu entsperren.
Software
Das Blackview BL8800 Pro läuft mit Doke OS 3.0, einem Betriebssystem, das auf Android 11 basiert. Das Betriebssystem enthält verschiedene vorinstallierte Apps. Manche davon, wie die MyFLIR App, erweisen sich als nützlich, während andere, wie ein Arielle Mobile Game, für ein Outdoor-Smartphone eher unpassend wirken.
Leider bleibt das Blackview BL8800 Pro in puncto Software-Updates hinter seinen Konkurrenten zurück. Ein Update auf Android 12 ist unwahrscheinlich. Hinsichtlich wichtiger Sicherheitsupdates, die für alle Android-Geräte unerlässlich sind, ist das ein erheblicher Nachteil. Den letzten Sicherheitspatch hat das Gerät im Oktober 2022 empfangen.
FLIR Wärmebildkamera
Die Wärmebildkamera nimmt geschickt ihren Platz im Kameramodul auf der Rückseite des BL8800 Pro ein. Gestartet wird sie über die MyFLIR App, eine insgesamt aufgeräumte und nutzerfreundlich gestaltete Anwendung, sodass selbst ungeübte Nutzer keine Schwierigkeiten haben sollten, sich zurechtzufinden.
Mehrere Farbschemata, die jeweils unterschiedliche Temperaturbereiche hervorheben, eröffnen eine Vielzahl von Nutzungsmöglichkeiten. Ein besonderes Highlight der App ist die Hoch-/Tiefpunkt-Funktion. Mit ihrer Hilfe lassen sich die heißesten und kältesten Stellen eines Bildes sofort erkennen - ein nützliches Werkzeug, wenn es darum geht, Hitzelecks in Gebäuden zu lokalisieren oder Temperaturunterschiede genauer zu untersuchen.
Die Einsatzmöglichkeiten der Wärmebildkamera sind enorm. Ambitionierte Heimwerker und Profis können mit ihrer Hilfe beispielsweise Wärmeverluste an Wänden und Leckagen an Rohrleitungen aufspüren. Jäger können sie nutzen, um in der Dämmerung Tiere zu entdecken, die mit bloßem Auge schwer zu erkennen wären. Und schließlich können Technikbegeisterte die Wärmeentwicklung ihrer Geräte überwachen und Überhitzungsprobleme aufspüren, bevor sie zu ernsthaften Schäden führen.
Trotz der positiven Aspekte gibt es auch einige Einschränkungen. Die Auflösung der Wärmebildkamera ist im Vergleich zu normalen Kameras niedrig, was die Detailschärfe begrenzt. Zudem muss die Kamera regelmäßig kalibriert werden, um genaue Ergebnisse zu liefern, wodurch sie sich für spontane Einsätze weniger eignet.
Weitere Kameras
Abgesehen von der Wärmebildkamera hat das Blackview BL8800 Pro auch eine herkömmliche Smartphone-Kameraausrüstung. Auf der Rückseite befinden sich neben der Wärmebildkamera insgesamt vier weitere Kameras.
Eine dieser Kameras ist die Hauptkamera mit 50 Megapixeln und f/1.8 Blende. Direkt unter der Wärmebildkamera ist eine 5 Megapixel "Thermal Assisted" Kamera positioniert, die die Wärmebildkamera durch Strukturdarstellung unterstützt. Die beiden verbleibenden Kameras haben eine Auflösung von 2 Megapixeln und dienen der Tiefendarstellung.
Auf der Vorderseite befindet sich außerdem eine 16 Megapixel Selfie-Kamera. Eine Ultraweitwinkelkamera gibt es nicht!
Hier einige Fotos, die mit der Hauptkamera aufgenommen wurden:
Die von mir im Test aufgenommenen Fotos waren, um es vorsichtig auszudrücken, durchschnittlich und überwiegend enttäuschend. Die Farben der Fotos entsprechen nicht der Realität und es fehlt deutlich an Detailgenauigkeit. Selbst unter guten Lichtverhältnissen macht sich Bildrauschen bemerkbar.
Bei Dunkelheit werden die Fotos zunehmend unscharf. Zwar reduziert ein spezieller Nachtmodus das Bildrauschen und hellt die Aufnahmen insgesamt auf, die Unschärfe kann er jedoch nicht beseitigen. In Anbetracht des Preises hätte man bei den Kameras, ebenso wie beim Display, mehr erwarten können.
Akku
Nach all der Kritik kommen wir wieder zu einer der Stärken des Blackview BL8800 Pro und das ist der mächtige 8.380 mAh Akku.
Mit einer solch hohen Kapazität kann das Smartphone bei moderater Nutzung problemlos drei Tage lang durchhalten, ohne dass es aufgeladen werden muss. Selbst bei intensiver Nutzung, zum Beispiel durch dauerhaftes Navigieren oder Spielen, kann es problemlos einen vollen Arbeitstag überstehen.
Eine hilfreiche Funktion ist das Reverse Charging, durch das das BL8800 Pro in eine Powerbank umgewandelt werden kann, um andere Geräte aufzuladen. Dies kann besonders nützlich sein, wenn man im Freien unterwegs ist, insbesondere wenn man bedenkt, dass das Smartphone aufgrund seiner robusten Bauweise und des leistungsstarken Akkus wahrscheinlich länger durchhält als die meisten anderen Geräte.
Wie so oft, gibt es allerdings auch hier einen Haken. Das Aufladen des riesigen Akkus kann einige Zeit in Anspruch nehmen. Selbst mit dem im Lieferumfang enthaltenen 33W-Schnellladegerät dauert es mehr als drei Stunden, um den Akku vollständig aufzuladen. Eine Möglichkeit zum kabellosen Laden wird leider nicht unterstützt.