Test: BlitzWolf BW-VP9
Lange Zeit hatten namhafte Hersteller das Heimkino Segment voll im Griff. Strenggenommen ist das auch immer noch so, doch in den letzten Jahren versuchen sich auch viele kleine Hersteller, vor allem aus Fernost, auf diesem Markt zu beweisen.
Billig-Beamer überfluten den Markt regelrecht und versprechen überaus viel, doch mit echtem Heimkino haben sich reichlich wenig am Hut. Ansprechen möchte man überwiegend preisbewusste Käufer, die in wenigen Schritten ein Bild in guter Qualität an die Wand zaubern möchten.
Hinweis: Der folgende Test des BlitzWolf BW-VP9 ist etwas anderes aufgebaut als die bisher erschienenen Projektoren-Testberichte. Der Test ist an die Zielgruppe angepasst, weshalb Messwerte zur Helligkeit und Farbgenauigkeit eine geringere Rolle spielen.
Design, Verarbeitung und Lieferumfang
Mit Gehäusemaßen von 300 x 225 x 130 mm ist der BlitzWolf BW-VP9 zwar kein Mini-Beamer, trotzdem zählt er noch zu den kompakteren Modellen, die man sehr gut unterwegs einsetzen kann.
Das Design ist weitestgehend unspektakulär. Die Front des rechteckigen Kunststoff-Gehäuses zieren die Linse mit manuellem Fokusrad, das BlitzWolf Logo und ein farblich vom Rest des Gehäuses abgehobenes Designelement, das einen frontal ausgerichteten IR-Empfänger versteckt. Die beiden 5 Watt Lautsprecher hat BlitzWolf jeweils an den Seiten des Beamers platziert.
Sämtliche Anschlussmöglichkeiten befinden sich auf der Rückseite. Dort hätten wir zwei HDMI-Buchsen mit einem nicht näher spezifizierten HDMI-Standard, zwei USB-Buchsen, die der Stromversorgung von Peripherie oder der Datenübertragung dienen, eine AV-Buchse, eine 3.5 mm Klinkenbuchse und eine RJ45-Buchse. Die Stromversorgung erfolgt über ein herkömmliches Kaltgerätekabel mit C13-Stecker. Daneben befindet sich ein Powerknopf mit einem weiteren IR-Empfänger und einer Power-LED.
Oberseitig befindet sich im hinteren Gehäuseteil ein gut erreichbares Bedienfeld. Zum Ausgleich von Unebenheiten ist die Unterseite mit vier höhenverstellbaren Standfüßen versehen. Schraubt man die Füße ab, lässt sich optional über die Gewinde eine Adapterplatte montieren. Im vorderen Teil befindet sich mittig ein Schnellspann-Einstellfuß, worüber sich der Projektionswinkel bzw. die Bildhöhe verändern lassen.
Was die Belüftung angeht, so wird Luft über die Gehäuserückseite angesaugt. Ein Filter verhindert, dass Schmutz und Staub in den Beamer gelangen. Der Luftauslass befindet sich seitlich neben einem der Lautsprecher.
Die Verarbeitungsqualität ist nicht zu beanstanden. Das Fokusrad dreht zuverlässig und ohne Spiel, der Schnellspann-Einstellfuß lässt sich präzise arretieren und auch der Rest wird dem Preis von 200€ gerecht.
Der Lieferumfang enthält neben dem Beamer noch eine Fernbedienung (IR und Bluetooth), eine Linsen-Schutzkappe, ein AV-Kabel, ein HDMI-Kabel und ein Kaltgerätekabel. Ein Quick-Start-Guide und eine mehrsprachige Bedienungsanleitung liegen ebenfalls bei.
Technische Daten zur Projektion
Der BlitzWolf BW-VP9 ist ein LCD Beamer mit LED Lichtquelle. Die native Auflösung des Beamers erreicht hochauflösende 1920 x 1080 Pixel. Das Seitenverhältnis ist wahlweise zwischen 16:9 und 4:3 wechselbar.
Den Lichtstrom gibt BlitzWolf mit 6500 Lumen an. Dieser Wert allein sagt nicht aus, wieviel Licht der Beamer tatsächlich auf die Projektionsfläche wirft bzw. wie hell das projizierte Bild sein wird. Er gibt lediglich den Lichtstrom an, den die Lichtquelle abgibt.
Etwas konkreter ist die Angabe in ANSI-Lumen, die einem Messverfahren folgt und angibt, was auf der Projektionsfläche ankommt. Allerdings ist auch dieser Wert mit Vorsicht zu genießen, da er meist unter kaum erreichbaren Idealbedingungen ermittelt wird. Einen Wert in ANSI-Lumen gibt BlitzWolf im Falle des BW-VP9 nicht an. Die Lebensdauer der LED liegt bei ca. 40.000 Stunden.
Das Projektionsverhältnis des BlitzWolf BW-VP9 liegt bei 1.53:1. Welchen Abstand zur Projektionsfläche man für welche Bildbreite benötigt, ergibt sich aus „Bildbreite * Projektionsverhältnis“. Um ein ca. 2 m breites Bild (90 Zoll) zu erzeugen, müsste man den Beamer im 3 m Abstand aufstellen.
Der Fokus wird manuell über das Fokusrad eingestellt. Ein Autofokus ist in dieser Preisklasse auch nicht zu erwarten. Gleiches gilt für die Trapezkorrektur (Keystone-Korrektur) und den Zoom, die beide rein digital erfolgen.
Funktionen und Benutzeroberfläche
Sobald wir den BlitzWolf BW-VP9 einschalten, werden wir von einer Android 9 Benutzeroberfläche begrüßt, die Android TV sehr ähnlich ist. Trotzdem handelt es sich um kein vollwertiges Android TV. Funktionen wie Google Cast (Chromecast) oder der Google Assistant Sprachassistent funktionieren nicht.
Die Hardware, auf der das Android OS läuft, ist mit der einer TV Box / einem Streaming Stick vergleichbar. Das System bildet ein Amlogic S905X2 SoC mit einer Quad-Core Cortex-A55 CPU und einer Mali G31 GPU. Dem stehen 2GB DDR3 RAM und 16GB eMMC Datenspeicher zur Seite. Kabellose Datenübertragungen werden durch WiFi (2.4 / 5 GHz) und Bluetooth 4.0 ermöglicht.
Die Benutzeroberfläche ist angenehm flüssig bedienbar. Über den bereits installierten Google Play Store lassen sich zusätzliche Apps und Spiele herunterladen. Die freie und plattformübergreifende Mediaplayer-Software „Kodi“ befindet sich ebenfalls vorinstalliert auf dem Gerät und profitiert von der Leistung des S905X2. Mit unterschiedlichen Videoformaten und Medien-Containern kommt der BlitzWolf BW-VP9 klar. Selbst hochauflösende 4K Titel laufen flüssig darauf.
Was Streaming angeht, gibt es einiges zu beachten. Der BlitzWolf BW-VP9 ist kein zertifiziertes Android TV Gerät und unterstützt lediglich Widevine L3. Um Netflix, Prime Video oder Disney+ in hoher Auflösung streamen zu können, wird allerdings Widevine L1 benötigt. Dadurch ist die Wiedergabe bei vielen Streaminganbietern auf SD-Qualität (480p) limitiert oder funktioniert gar nicht.
Das betrifft natürlich nur das integrierte Android. Schließt man ein zertifiziertes Wiedergabegerät (z.B. Chomecast, NVIDIA Shield TV oder Fire TV Stick) über HDMI an, gibt es keine Einschränkung.
Datenübertragungen über WLAN sind schnell, sofern der Beamer nicht zu weit vom Sender entfernt steht. Sollte es dennoch stocken, ist der LAN-Anschluss eine gute Alternative. Daneben ist es möglich, Inhalte von einer Festplatte oder einem USB-Stick aus abzuspielen.
Etwas mau sieht es dagegen bei den Bildeinstellungen aus. Das OSD ist direkt in die Android Benutzeroberfläche integriert. Einstellungen zum Zoom, der Trapezkorrektur und des Projektionsmodus sind vorhanden. Einstellungen zur Bild- und Tonqualität stehen nur im HDMI-Modus zur Auswahl. Folgende Einstellungen zur Bildqualität sind möglich.
- Bildmodus: Standard, Vivid, Soft, Sport, Movie, Monitor, Game und User
- Farbtemperatur: Standard, Warm und Cold
- Erweiterte Einstellungen: Helligkeit, Kontrast, Sättigung und Schärfe
- DNR: Off, Low, Medium, High und Auto
- Seitenverhältnis: Auto, 4:3, Panorama und Fullscreen
- HDMI Color Range: Auto, Full und Limit
Auch was die Audioausgabe über die beiden 5 Watt Lautsprecher betrifft, gibt es im HDMI-Modus mehr Einstellungsmöglichkeiten. Einstellen lassen sich der:
- Sound Modus: Standard, Music, News, Movie, Game und User
- Treblebass: Treble und Bass
- AGC: Max Level (dB), Attrack Time (ms), Release Time (ms)
- Virtual Sound: On / Off
- Sound Output Device: Speaker
Einen RGB-Regler oder erweiterte Farbeinstellungen gibt es leider nicht. Genauso wird Wiedergabe von 3D- und HDR-Inhalten nicht unterstützt.
Bildqualität
Für den Test der Bildqualität haben wir ein 75 Zoll großes Bild auf die glatte Wand projiziert. Bei hellem Umgebungslicht ist das Bild noch einigermaßen zu erkennen. Freude kommt dabei aber nicht auf, weshalb der BlitzWolf BW-VP9 nicht für Tageslichtprojektionen zu empfehlen ist.
Im leicht abgedunkelten Raum ist die Darstellung hingegen akzeptabel und im dunklen Raum sogar ziemlich gut. Gemessen am Preis des Beamers erreicht die Lichtquelle tatsächlich eine ordentliche Helligkeit, die sich für 100 – 120 Zoll Projektionen eignet. Natürlich im komplett abgedunkelten Raum!
Farben stellt der BW-VP9 besonders lebhaft mit einem Hauch an Übersättigung dar. Im HDMI-Modus geben die Farbprofile und die erweiterten Einstellungen allerdings einen gewissen Spielraum bei der Anpassung. Mit kontrastreichen Szenen kommt der Beamer gut zurecht.
Das Pixelgitter fällt durch die native 1080p Auflösung angenehm klein aus. Die Bildschärfe ist knackig und fällt zu den Rändern hin augenscheinlich nicht zu sehr ab. Kleiner Text bis 16 pt. wird lesbar projiziert. Die Helligkeit wird gleichmäßig auf der Bildfläche verteilt.
Tonqualität
Ein klarer Vorteil des BlitzWolf BW-VP9 selbst gegenüber deutlich teureren Beamern ist das verbaute Lautsprechersystem. Satte Bässe und filigrane Höhen sind zwar nicht zu erwarten, doch Klang und Lautstärke sind mit einem guten Bluetooth-Lautsprecher vergleichbar.
Die hohe Lautstärke wird auch benötigt, denn mit ca. 48 dB drehen die Lüfter des Beamers unverhältnismäßig laut, was den Filmgenuss extrem stört. Hier hätte BlitzWolf leisere Lüfter verbauen dürfen. Die Lüfter nachträglich auszutauschen ist möglich. Es sind nämlich herkömmliche PC-Lüfter verbaut.
Gamingtauglichkeit
Kommen wir noch kurz zur Gamingtauglichkeit des BlitzWolf BW-VP6. Der Beamer eignet sich durchaus, um auf großer Leinwand mit der Playstation, Xbox oder Nintendo Konsole zu zocken.
Die maximale Bildwiederholfrequenz liegt bei 60 Hz. Ein geringer Input-Lag (Eingangsverzögerung) ist vorhanden, verdirbt aber nicht den Spielspaß.