Erster Eindruck zur Ryze Tello
Auf der diesjährigen Consumer Electronics Show 2018 haben der bekannte Drohnen-Hersteller "DJI" und das erst 2017 gegründete Startup "Ryze Technology" die Ryze Tello vorgestellt. Die Ähnlichkeit zur DJI Drohnen-Reihe ist kaum zu verkennen, verwendet die Tello unter anderem auch Technologien von DJI und Intel. Zielgruppe dieser, doch sehr an ein Spielzeug erinnernden Drohne sind vor allem experimentierfreudige Drohnenneulinge.
Ausgepackt
Bereits anhand der Verpackung wird klar, dass die Tello Drohne kein offizielles DJI Produkt ist. Fälschlicherweise wird die Drohne dennoch von vielen als DJI Tello bezeichnet. Statt der klassisch weißen DJI Verpackung, wird die Tello in einer schmalen Pappschachtel geliefert. Die transparente Vorderseite lässt einen ersten Blick auf die Drohne zu. Zwei kleine Logos von DJI und Intel weisen entsprechend auf die verwendeten Technologien hin.
Als „Ready-to-Fly“ ist die Drohne bereits ab Werk startklar. Sämtliche Motoren, Propeller und auch der Propeller-Schutz sind bereits vormontiert. Ersatzpropeller, ein Tool zum Lösen der Propeller und auch der Akku sind separat im Lieferumfang enthalten. Verschiedenfarbige Cover, Prop-Guards, Propeller und Akkus sind einzeln erhältlich. Ein (Ersatz)Akku schlägt mit etwa 25€ zu Buche.
Eine Bedienungsanleitung, die auf die zur Inbetriebnahme notwendigen Schritte hinweist, ist enthalten. Entscheidet man sich für das chinesische Modell der Ryze Tello, das oftmals günstiger zu erwerben ist, ist die Bedienungsanleitung entsprechend des Herkunftslandes der Drohne in der jeweiligen (Landes)Sprache verfasst!
Design und Verarbeitung
Optisch erinnert die Tello gewissermaßen an eine „Light-Variante“ der DJI Spark. Zum vergleichbaren Design trägt vor allem das oberseitige Cover bei. Dieses ist austauschbar und in verschiedenen Farben erhältlich. Die Abmessungen liegen bei 98 x 92.5 x 41 mm und einem Gewicht von nur 80g. Somit unterliegt die Tello nicht der Kennzeichnungspflicht entsprechend der Drohnen-Verordnung. Eine Versicherungspflicht besteht dennoch!
Die Drohne ist größtenteils aus einem robusten Kunststoff gefertigt. Die Propellerarme sind am Gehäuse fixiert und weder klapp- noch faltbar. Das Drohnengehäuse bildet die nach vorne gerichtete und fixierte 5 Megapixel Kamera, eine danebenliegende Status-LED, eine seitliche Einschalttaste mit gegenüberliegender MicroUSB-Buchse sowie den rückseitigen Akkuschacht. Unterseitig der Tello Drohne befinden sich Abstandssensoren bzw. das optische Sichtsystem. Die Verarbeitung und auch die Materialwahl lassen keine Wünsche offen. Leichtere bis mittlere Crashs sollte die Tello durchaus überstehen.
Die Propeller (3 Zoll) sind mit wenigen Griffen austauschbar. Es handelt sich dabei weder um Quick-Release noch um Selbstsicherende-Propeller. Die Propeller werden lediglich auf die Welle des Motors aufgesteckt. Der Propeller-Schutz (Prop-Guards) wird festgeklippt und ist abnehmbar. Die Standfüße sind mit Gummidämpfern versehen.
Inbetriebnahme
Vor dem ersten Flug sollte man sich vergewissern, dass der Akku der Tello aufgeladen ist. Zum Aufladen muss dieser lediglich eingelegt und die Drohne über die MircoUSB-Buchse mit einer Stromquelle verbunden werden. Ein spezielles Ladegerät liegt nicht bei. Stattdessen kann man sich ganz unkompliziert einem Smartphone-Ladegerät, einem PC oder einem Notebook, oder aber einer Powerbank bedienen.
Für die Inbetriebnahme der Drohne benötigt man die Tello-App, die sowohl für Android, als auch für iOS Mobilgeräte in den jeweiligen App-Stores zur Verfügung steht. Wird die App erstmalig gestartet, wird man durch einen Einrichtungsassistenten geführt, der unter anderem die WLAN-Verbindung zwischen Drohne und Mobilgerät erklärt. Zur Verbindung baut die Tello ein eigenes, zunächst unverschlüsseltes WLAN auf. Eine individuelle SSID und ein Passwortschutz lassen sich nachträglich über die Einstellungen einrichten.
Praxistest der Ryze Tello
Tello App
Der Aufbau der Tello App erinnert gewissermaßen an die DJI Go App. Nach dem Start der App und mit verbundener Drohne erhält man eine Live-Bildausgabe mit Overlay. Im unteren Bildabschnitt befinden sich die virtuellen Joysticks. Der obere Bildabschnitt enthält verschiedene Shortcuts zu den Flugmodi, den Einstellungen oder aber den Kameramodi. Des Weiteren befindet sich im oberen Teil eine Statusanzeige, die unter anderem Angaben zum verbleibenden Akku, dem WiFi, dem Bluetooth und auch der Geschwindigkeit sowie der Flughöhe liefert.
Die App-Einstellungen fallen übersichtlich aus. Hier eine Übersicht:
- Fluggeschwindigkeit - „Slow“ und „Fast“
- VR-Modus
- Bluetooth-Controller Einstellungen – Diagramm und How To
- WiFi - SSID und Passwort
- Erweiterte Einstellungen
- Einheitensystem - metrisch / imperial
- Bildqualität – normal / hoch
- Warnung bei niedrigem Akku – 10% - 50%
- Stick-Mode – Mode 1 / Mode 2
- Lichtwert – -3 / 3
- Bitrate – Auto bis 4 MB
- IMU Status – Kalibireren
- Gyro – Kalibieren
- Firmware – Update
- App Version
- Loader Version
- Support
Steuerung
Gesteuert wird die Drohne entweder über den Touchscreen des Mobilgerätes oder optional über ein Bluetooth-GamePad. Die Touchscreen-Steuerung erfolgt über virtuelle Joysticks. Wie bei einem Mobile-Game werden die jeweiligen Toucheingaben an die Drohne übertragen. Eine Eingabeverzögerung gibt es nicht. Die Steuerung ist zwar nicht ganz so präzise, wie mit einem echten Controller, es genügt jedoch um die Tello sicher in der Luft zu halten und zu steuern. Erleichtert wird die Bedienung zusätzlich durch das automatische Starten und Landen auf Knopfdruck und die automatische Einhaltung der Höhe (Altitude Hold).
Eine präzisere Steuerung ist über ein GamePad möglich. Die Tello ist mit verschiedenen Bluetooth-Controllern kompatibel. Ryze Technology empfiehlt das GameSir T1s GamePad. Ein im Test verwendetes iPega PG-9025 GamePad funktionierte ebenfalls, benötigte jedoch zur Erkennung bzw. Tastenzuteilung die „Octopus“-App. Die Verbindung zwischen Controller und Drohne erfolgt nicht direkt, sondern über das Mobilgerät als Vermittler. Alle Eingaben werden lediglich über Bluetooth an das Mobilgerät übermittelt, welche diese über WLAN an die Tello weiterleitet. Die mögliche Flugreichweite wird somit nicht beeinträchtigt. Eine nachteilige Eingabeverzögerung tritt auch im GamePad-Verbund nicht auf.
Sicherheit, Flugeigenschaften und Flugmanöver
Visual Positioning System und Failsafe
Einscheidend für einen guten Quadrocopter sind vor allem auch eine hohe Flugsicherheit, eine gutes Flugverhalten und eine langanhaltende Flugdauer. Ryze beschreibt die Tello als „Super Safe“. In Zusammenarbeit mit DJI hat Ryze eine Drohne geschaffen, die unter anderem ein "Visual Positioning System" verwendet, wie es auch in DJI Drohnen vorkommt. Dieses Sichtsystem setzt sich aus einer Kamera und zwei 3D-Infrarot-Sensoren zusammen. Dadurch ist die Tello in der Lage die Position präzise zu halten und Höhenunterschiede auszugleichen. Ein GPS-Modul hat die kleine Tello Drohne nicht integriert.
Im Test erwies sich das Sichtsystem als überraschend präzise. Beim Flug im Freien gleicht das Visual Positioning System kleinere Windböen akkurat aus. Voraussetzung ist jedoch, dass man sich weder über einer reflektierenden Oberfläche befindet, als auch ausreichende Helligkeitsverhältnisse vorhanden sind. Gerade beim Indoor-Flug mit gedimmten Abendlicht funktionierte das Sichtsystem nicht zuverlässig, wodurch es häufiger zu einem Abdriften der Drohne kommt. Ob das Sichtsystem aktiv ist, lässt die Status-LED, die sich neben der Kamera befindet, erkennen.
Daneben bietet die Drohne einen Failsafe, der bei niedrigem Akkustand warnt oder bei einem Verbindungsabbruch den Quadrocopter automatisch und auch sicher landet. Der Failsafe funktioniert zuverlässig. Ein kritischer Akkustand ist über die Status-LED, Akkuanzeige und auch Warnsignale zu erkennen. Bei einem Verbindungsabbruch leitet die Tello automatisch eine Landung ein.
Flugreichweite, Fluggeschwindigkeit und Flugdauer
Die maximale Flugreichweite ist auf 100 Meter, die Flughöhe auf 10 Meter limitiert. Die in der Praxis erreichte (sichere) Flugreichweite lag bei ungefähr 40 Metern. Ab ungefähr 40 Metern traten im Freien vermehrt Übertragungsabbrüche auf. Im stark bewohnten Gebieten mit vielen Störsignalen können bereits nach wenigen Metern Interferenzen auftreten. Eine entsprechende Einblendung über das Live-Bild der Drohne weist darauf hin.
Die Fluggeschwindigkeit ist in 2 Stufen anpassbar. Im Modus "Slow" beschleunigt die Tello vergleichsweise langsam und erreicht unter Idealbedingungen eine maximale Fluggeschwindigkeit von 4 m/s. Der Modus eignet sich vor allem für den Indoor-Flug und auch für Anfänger. Für sportliche Drohnenflieger gibt es den Modus "Fast", innerhalb dessen die Ryze Tello mit bis zu 8 m/s durch die Luft rast.
Die maximale Flugdauer gibt Ryze Technology mit 13 Minuten an. Auch dieser Wert ist nachvollziehbar. Im Schnitt liegt die Flugzeit zwischen 9 und 13 Minuten. Die mögliche Flugdauer ist dabei von verschiedenen Faktoren, wie z.B. der Verbindungsstärke, ob eine Aufnahme läuft und auch dem Flugverhalten abhängig. Getrübt wird der Flugspaß durch die lange Ladezeit des Akkus. Diese liegt bei ungefähr 90 Minuten. Den Ladefortschritt ist über die Status-LED erkennbar.
Flugmodi
Die Tello ist mit insgesamt 6 intelligenten Flugmodi ausgestattet.
- Bounce Modus: Die Drohne fliegt vollautomatisch auf auf und ab. Die Flughöhe ist dabei auf 0.5 bis 1.2 Meter begrenzt.
- 360 Modus: Die Drohne dreht sich um die eigene Achse und fertigt eine 360° Videoaufnahme an.
- Throw & Go Modus: Dieser Modus erleichtert den Start der Drohne, indem diese durch einen geschickten Wurf automatisch in den stabilisierten Flug übergeht.
- 8D Flips: Durch Wischgesten kann der Pilot bestimmen, in welche Richtung die Tello einen Salto vollführt.
- Up & Away Modus: Die Drohne fliegt hoch sowie nach hinten davon und fertigt eine Videoaufnahme an. Der Flug erfolgt selbstverständlich kontrolliert.
- Circle Modus: Die Tello Drohne umkreist den Piloten oder ein Objekt und fertigt eine Luftaufnahme an.
Sämtliche Flugmodi funktionieren zuverlässig und sind sicher durchführbar. Viele der Flugmodi eigenen sich jedoch nur für den Flug im Freien. Aus Versehen einen dieser Flugmodi im Innenbereich auszuführen ist kaum möglich. Jeder Modus muss mit entsprechenden Hinweisen einzeln bestätigt werden und lässt sich zudem auf Knopfdruck abbrechen.
Kamera
Ein weiteres Ausstattungsmerkmal ist die nach vorne gerichtete 5 Megapixel Kamera. Die Kamera ist fixiert und nicht neigbar. Fotos werden mit einer Auflösung von 2592 x 1936 Pixel aufgenommen. Videos nimmt die Kamera in HD (1280 x 720) bei 30 Bildern-pro-Sekunde auf. Das Sichtfeld liegt bei 82.6 Grad. Die Verarbeitung der Aufnahmen erfolgt mit Hilfe eines Intel Prozessors.
Die Aufnahmequalität ist entsprechend dem Preis akzeptabel. Besonders Fotoaufnahmen überzeugen durch eine angenehme Detail- und Farbwiedergabe. Vor jedem Flug empfiehlt es sich jedoch den Lichtwert (EV) entsprechend den jeweiligen Umgebungsbedingungen anzupassen. Standardmäßig werden sowohl Foto- als auch Videoaufnahmen teilweise unterbelichtet aufgenommen. Zu kritisieren ist, dass die Kameraeinstellungen nicht gespeichert werden und nach jedem Start der App zurückgesetzt sind.
Akzeptable Videoaufnahmen mit der Tello anzufertigen ist deutlich schwieriger. Sämtliche Aufnahmen werden direkt an das verbundene Mobilgerät an übertragen. Die Möglichkeit auf eine Speicherkarte zu schreiben fehlt. Gespeichert wird also das, was man über die Live-Bildübertragung sieht. Übertragungsabrüche werden somit genauso wie auch Interferenzen in der Aufnahme festgehalten. Bei einer schlechten Verbindung zur Drohne bricht auf die Bitrate ein, wodurch es zu einer deutlichen Artefaktbildung kommen kann.
Die einzelnen Clips der Testaufnahme wurden unter gleichen Bedingungen aufgenommen. Mit dem Standard-Lichtwert erscheint die Aufnahme unterbelichtet. Die Belichtungskorrektur verlangt Feingefühl!
Im Gegensatz zu den deutlich teureren DJI Modellen, verwendet die Ryze Tello keine Gimbal-Stabilisierung. Stattdessen werden die Aufnahmen elektronisch stabilisiert (EIS). Die Stabilisierungsleistung ist stark von den Umgebungsbedingungen abhängig. Fliegt man die Tello im Freien, kann es häufiger zu Bildstörungen im Form des "Jello-Effekts" kommen. Vibrationen und Erschütterungen die die Bildstabilisierung nicht ausgleichen kann, führen zu einem regelrechten Verzerren der Bildinformationen.
Programmierbarkeit
Eines der wesentlichsten Features der Ryze Tello ist die freie Programmierbarkeit der Drohne. Hierzu stellt der Hersteller ein fertiges Software Development Kit (SDK) zur Verfügung, das unter anderem in Zusammenarbeit mit Forschern des MIT entstanden ist. Um vor allem Kindern den Einstieg in die Welt des Programmierens schmackhaft zu machen, wird neben dem Tello SDK auch die visuelle Programmiersprache „Scratch“ unterstützt. Ryze verspricht, dass kaum Grenzen bezüglich der Programmierbarkeit gesetzt werden, weshalb auch Nutzer mit vorhandenen Programmierkenntnissen eine durchaus interessante Drohne geboten bekommen.
Sera
Leider Klappt das nicht so wie hier beschrieben, Ich habe meinem Mann die Drohne zu Weihnachten geschenkt und nach herunterladen der App ( keine Einführung wie oben angegeben bei der Erstinbetriebnahme !!) reagierte die Drohne zwar, aber nach dem der Akku leer war und wir den nochmals geladen hatten ( 2 Tage später ) reagiert gar nichts mehr . Die Drohne blinkt nur gelb und bekommt keinen Empfang zum Handy. Auch beim entfernen der App und Neuinstallation ( auch auf einem Zweiten iPhone ) das gleiche Problem! Wir haben auch diese 5 Sec. gedrückt damit sich angeblich die Drohne wieder auf “Werkseinstellung” zurücksetzt … Keine Reaktion 🙁 Vermutlich ist das Teil bereits defekt ??
N3rdz
Einfach nur WOW. Krasses Teil, das ich mir garantiert zulegen werde. Ich bin schon seit langem auf der Suche nach einem Quadrocopter, den man auch sicher fliegen kann und für den man kein Kennzeichen braucht. Ich bin schon richtig gespannt drauf. Könnte bei dem Preis und mit DJI im Rücken ein richtiger Verkaufsschlager werden.