Erster Eindruck zum GPD Pocket
Lieferumfang
Der Lieferumfang des GPD Pocket unterscheidet sich kaum vom Lieferumfang eines herkömmlichen Smartphones. Enthalten sind neben dem Pocket PC noch eine Displayschutzfolie, ein Ladegerät mit USB-C Buchse und NEMA-1 Stecker (5V 3A – 9V 2.67A – 12V – 2A), ein USB-C auf USB-C Kabel sowie eine chinesische Bedienungsanleitung.
Design und Verarbeitung
Der GPD Pocket versteht sich als Laptop für die Hosentasche, der vor allem für den vielreisenden Business-Anwender und mobilen ITler gedacht ist. Die Abmessungen des Aluminium-Gehäuses liegen bei einer Länge von 18 cm, einer Tiefe von 10.6 cm und einer Höhe bzw. Dicke von 1.85 cm. Das Gewicht beträgt gerade einmal 503g.
Die Anschlussmöglichkeiten befinden sich allesamt auf der rechten Gehäuseseite und belaufen sich auf eine multifunktionale USB-C Buchse, eine Micro-HDMI Buchse, einen 3.5m Klinke-Audioanschluss sowie eine USB 3.0 Typ-A Buchse. Persönlich vermisst habe ich einen zusätzlichen Micro-SD Speicherkartenslot. Ebenfalls auf der rechten Gehäuseseite befindet sich ein Lüftergitter, denn das System wird nicht passiv, sondern aktiv gekühlt! Vier kleine Gummifüße, die sich in den jeweiligen Ecken der Gehäuseunterseite befinden, sorgen für einen stabilen Stand.
Interessant ist auch die Tastatur (US Layout) des GPD Laptops. Trotz des kompakten Gehäuses, sind die wichtigsten Tasten, sowie Funktionstasten, vorhanden. Mausbewegungen werden nicht über ein Trackpad, sondern über einen Pointer erfasst. Die Funktionsweise des Pointers ist ähnlich dem TrackPoint der Lenovo ThinkPad Reihe.
Die Verarbeitungsqualität des GPD Pocket ist anstandslos. Das Gehäuse ist fehlerfrei gefertigt und auch die Anschlüsse sitzen fest. Das Display-Scharnier öffnet sauber, mit einem angenehmen Widerstand. Einen hochwertigen Eindruck hinterlassen auch das durch Glas geschützte Display, die Tastatur und der kleine blaue Pointer.
Tastatur und Pointer
Trotz der kompakten Bauweise besteht die Tastatur des GPD Pocket aus insgesamt 84 Tasten. Die Tastatur ist dabei nach dem US-amerikanischen Layout belegt. Aus Platzspargründen wurden zahlreiche Tasten deutlich kompakter gestaltet und näher beieinander gerückt. Die ersten Schreibversuche mit dem GPD Pocket sind daher etwas gewöhnungsbedürftig. Hat man sich jedoch an das kompakte und US-amerikanische Layout gewöhnt, ist es kein Problem mit dem Pocket PC kleinere Texte zu verfassen, ohne ständig nach den Tasten Ausschau zu halten. Einen Geschwindigkeitsrekord wird man dabei allerdings nicht brechen und auch auf ein flüssiges 10-Finger-Schreiben sollte man sich nicht einstellen. Besonders positiv verhält sich das Tippgefühl. Tastenanschläge fühlen sich angenehm an und sind kaum hörbar. Vermisst habe ich jedoch eine Tastaturbeleuchtung, die das Arbeiten im Dunkeln deutlich erleichtert hätte.
Mausbewegungen werden statt über ein Trackpad, über einen Trackpoint gesteuert. Wie der Name bereits erahnen lässt, handelt es sich dabei um einen kleinen druckempfindlichen Punkt der sich mehr oder weniger joystickähnlich zu allen Richtungen hin bewegen lässt. Die Mausgeschwindigkeit steuert man durch die Druckintensität. Eine Neuerfindung ist die Funktionsweise des Trackpoints jedoch nicht. Wer die Lenovo ThinkPad-Reihe kennt, wird auch den Trackpoint wiedererkennen!
In der Praxis erweist sich die Trackpoint-Steuerung ebenfalls als zunächst gewöhnungsbedürftig. Man hat auf der blauen Gummikappe zwar einen guten Halt und kann den Mauszeiger präzise steuern, an die Geschwindigkeit und Leichtigkeit einer Maus kommt man jedoch nicht heran. Nichtsdestotrotz reicht der Trackpoint aus um alltägliche Aufgaben zu meistern. Kommt man überhaupt nicht damit zurecht, ist es auch kein Problem eine Maus anzuschließen oder man bedient den Pocket PC über den Touchscreen des Displays.
Display und Touchscreen
Grob könnte man sagen, dass der GPD Pocket ein Tablet mit fest verbundener Tastatur ist. Das Display vom Typ IPS löst bei einer Diagonale von 7 Zoll in Full-HD (1920 x 1080 Pixel) auf und ist mit einem 5 Finger-Multitouch-Touchscreen ausgestattet. Beim Displayschutz setzt GPD auf Corning Gorilla Glass 3.
Die Schärfe und Farbechtheit des volllaminierten Displays ist hervorragend. Durch die hohe Punktdichte von 323 PPI sind einzelne Pixel bei einem normalen Arbeitsabstand nicht zu erkennen. Die Farbdarstellung ist weder zu satt noch zu blass. Punkten kann das Display auch bezüglich der Blickwinkelstabilität. Schaut man schräg auf das Display, bleiben die Schärfe und die Farbdarstellung erhalten. Ungleichmäßig ausgeleuchtete Displaybereiche gab es bei dem von mir getesteten Exemplar nicht. Kritikpunkte gibt es bezüglich der Displayhelligkeit. Gerade im Freien und bei starkem Sonnenschein ist das Display mit maximaler Helligkeitseinstellung nur schwer ablesbar. Einerseits fehlt es dem Display an Leuchtdichte, gleichzeitig spiegelt das Displayglas.
Der Touchscreen gibt ebenfalls eine gute Figur ab. Eingaben werden präzise erkannt und auch hinsichtlich der Reaktionszeit gibt es keine Beanstandungen. Einzig auffällig sind die weniger glatte Oberfläche und die Anfälligkeit für Fingerabdrücke.
Benutzeroberfläche und Leistung
Windows 10 und Linux
Ab Werk ist bereits ein aktiviertes Windows 10 Home 64 Bit vorinstalliert. Einen passenden Lizenzschlüssel legt der Hersteller ebenfalls bei. Dieser befindet sich auf der Verpackung, in der das Gerät ausgeliefert wird. Das vorinstallierte Windows 10 ist mit dem ersten Start direkt einsatzbereit. Sämtliche Treiber sind bereits vorinstalliert. Alternativ ist es auch möglich verschiedene Linux-Distributionen auf dem GPD Pocket zu installieren. Community-Projekte und Anleitungen dazu findet man im Netz.
Leistung
Der verbaute Prozessor ist ein Intel Atom X7-Z8750, der bereits im GPD WIN verbaut wurde. Dieser, im 14nm Verfahren gefertigte und Anfang 2016 vorgestellte Prozessor, bietet insgesamt 4 Prozessorkerne, die mit 1.6 GHz takten und im Burst eine maximale Taktrate von 2.56 GHz erreichen. Gekühlt wird der Prozessor durch ein aktives Lüfter-Kühlsystem. Die Prozessorgrafik ist eine Intel HD 405 die theoretisch zwar mit 4K bzw. H.265 Videomaterial zurechtkommt, sich zum Spielen allerdings weniger eignet.
Hauptanwendungsgebiet des GPD Pocket sind Office-Anwendungen. Etwas Konsolenarbeit, Bildbearbeitung und Browsing im Web sind kein Problem für den Pocket PC. Auch hochauflösende YouTube Videos spielt das Gerät ohne Bildeinbrüche ab. Anspruchsvollere Aufgaben wie Videoschnitt und Gaming sind jedoch kaum denkbar. Aktuelle Spieletitel auf dem Gerät flüssig zu spielen ist nicht möglich. Wiederum gut, funktioniert der Einsatz als Streaming-PC. HEVC kodiertes Videomaterial an andere Geräte zu streamen klappt problemlos.
Die Speicherausstattung beläuft sich auf einen 8GB großen LPDDR3 Arbeitsspeicher und einen 128GB eMMC5.1 Speicher. Eine Speichererweiterung mittels SD-Speicherkarte ist wie bereits erwähnt nicht möglich. Zudem kann auch der interne Speicher nicht getauscht werden. Durch den überaus großen Arbeitsspeicher stellen Multitasking-Aufgaben kein Problem für den GPD Pocket dar. Die Speichergeschwindigkeit des internen eMMC Speichers könnte allerdings besser sein. Im Test wurden eine mäßige Lesegeschwindigkeit von 142 MB/s und eine Schreibgeschwindigkeit von 89 MB/s erreicht. Auch der RAM-Takt hält nicht, was GPD verspricht. Laut GPD sollte der RAM-Takt 1600 MHz betragen. Tatsächlich liegt dieser bei 1066 MHz. Ein nachträgliches Anheben des Taktes ist nur durch das Flashen eines modifizierten BIOS möglich (Link).
Positiv überrascht hat die Kühlleistung des aktiven Kühlsystems. Luft wird über die Unterseite angesaugt, durch ein Wärmerohr geleitet und an der Seite abgegeben. Im Idle lag die Kerntemperatur bei durchschnittlichen 36°C. Unter dauerhafter Volllast wurde eine maximale Temperatur von 74°C erreicht. Selbst auch höchster Drehzahl ist die Lautstärke des Lüfters noch akzeptabel. Alles andere als zufriedenstellend ist jedoch das "Thermal Throttling", das bereits bei milden 68°C einschlägt und die Prozessorleistung mindert. Ursache hierfür sind die aggressiven Intel DPTF Einstellungen im BIOS. Eine Lösung des Problems ist wiederum das Flashen eines modifizierten BIOS!
Konnektivität und Audio
Im WLAN unterstützt der Mini Laptop die Protokolle 802.11a/b/g/n/ac und kann somit sowohl im 2.4 GHz und 5 GHz Netz betrieben werden. Bluetooth steht in der Version 4.1 zur Verfügung. Im WLAN verhält sich der GPD Pocket durchschnittlich gut. Das Signal bleibt auf größere Distanz konstant und auch der Datendurchsatz bleibt in einem angemessenen, wenn auch nicht überragenden, Rahmen. Beim Verbund mit Bluetooth-Geräten gab es keine Auffälligkeiten. Sensorisch ist das Gerät mit einem G-Sensor und einem Hall-Geber ausgestattet.
Den Klang erzeugt der Pocket PC durch einen unauffällig, unter der Tastatur verborgenen Stereo-Lautsprecher. Angetrieben wird der Lautsprecher von einem Realtek ALC5645 Chip. Die Klangqualität ist der Größe des Gerätes entsprechend gut, weshalb sich der GPD Pocket auch zum spontanen Filmschauen oder Musikhören eignet. Ein Klangtalent mit satten Bässen ist jedoch nicht zu erwarten. Zudem neigt der Lautsprecher dazu, auf hoher Lautstärke zu übersteuern.
Ein No-Go ist der 3.5mm Audioanschluss. Im Test war es selbst nach etlichen Neuinstallationen der Audio-Treiber nicht möglich, einen störungsfreien Klang zu erzeugen. Schließt man einen Kopfhörer an, ist der Klang zunächst noch fehlerfrei. Startet man jedoch irgendein Audio-File oder schaut ein Video auf YouTube, beginnt der Klang zu verzerren und zu stottern. Andere Nutzer im Netz berichten ebenfalls von dem Problem. Die Ursache ist vermutlich softwareseitig.
Akku
Die Kapazität des Akkus gibt GPD mit 7000 mAh an. Die nach mehreren Lade- und Entladevorgängen erreichte Akkulaufzeit lag im Schnitt bei 6 Stunden. Von den von GPD angegebenen 12 Stunden ist man somit weit entfernt. Ein kompletter Ladevorgang über das mitgelieferte Ladegerät dauert in etwa 4 Stunden. Störend ist, dass auch während des Ladevorganges der Lüfter des GPD Pocket aktiv wird und auf voller Drehzahl bläst.