Test: realme GT Master Edition
Die Zeiten, in denen Smartphone-Hersteller ein bis zwei Modelle pro Jahr veröffentlichten, sind lange vorbei. Mittlerweile ist man zu umfänglichen Modellreihen übergegangen, deren Modelle sich meist nur noch anhand ihrer Namenszusätze, wie z.B. „Pro“, „Max“, „Plus“ oder „Lite“, unterscheiden.
Deutlich abstrakter hält es realme mit der realme GT Master Edition, die allein auf den Namen abgestellt ein besseres realme GT (Hier geht’s zum Test) erwarten lässt. Tatsächlich ist die Master Edition viel mehr eine preiswertere „Lite“-Version.
realme GT Master Edition: Design, Verarbeitung und Lieferumfang
Mit der realme GT Master Edition setzt realme erneut ein regelrechtes Design-Statement. Das Design ist in Zusammenarbeit mit dem japanischen Industriedesigner Naoto Fukasawa entstanden. Zumindest wenn wir von der Farbe „Voyager Grey“ sprechen, denn das Smartphone ist auch in den schlichteren Ausführungen „Luna White“ und „Cosmos Black“ erhältlich. Das besondere an „Voyager Grey“ ist die Rückseite des Smartphones, die aus grau gefärbtem Kunstleder gefertigt ist und optisch an einen Hartschalenkoffer erinnern soll.
Mein Testgerät in „Luna White“ ist hingegen im schlichten Weiß gehalten. Das Gehäuse besteht komplett aus Kunststoff, was sich allerdings durch den Rahmen in Chromoptik nicht direkt erkennen lässt. In Kombination mit der mattierten und zu den Seiten hin abgerundeten Rückseite gibt sich das Smartphone elegant und liegt zudem angenehm in der Hand. Größe (159,2 x 73,5 x 8,0 mm) und Gewicht (174g) sind moderat. Einen Wasserschutz (IP-Rating) gibt es nicht.
Ein weiteres Designmerkmal ist der rechteckige Kamerabuckel mit drei vertikal angeordneten Linsen, die sich durch ihre schwarze Einfassung vom Weiß der Rückseite abheben. Was die Bedientasten angeht, haben wir links am Rahmen eine Lautstärkewippe und rechts die Einschalttaste. Beide Bedientasten sind mit einer Hand gut erreichbar und zeigen einen angenehmen Druckpunkt. Linkerhand befindet sich außerdem der SIM-Slot, der sich mit zwei Nano-SIM-Karten ausstatten lässt. Platz für eine microSD-Speicherkarte gibt es leider nicht.
Kabelgebundene Kopfhörer lassen sich bequem über die 3.5 mm Klinkenbuchse verbinden. Für die Übertragung von Daten und zum Laden des Smartphones, was übrigens mit bis zu 65 Watt möglich ist, haben wir einen klassischen USB-C-Anschluss (USB2.0). Ansonsten gibt es noch einen Mono-Lautsprecherausgang und zwei Mikrofone, eins unten und eins oben.
An der Verarbeitungsqualität gibt es nichts auszusetzen. Trotz des vielen Kunststoffs ist die realme GT Master Edition ein kleiner Handschmeichler. Genauso wenig lässt sich etwas gegen den Lieferumfang sagen. Ein 65-Watt-Schnellladegerät und ein USB-C-Kabel liegen bei, eine Schutzhülle ist enthalten und eine Displayschutzfolie befindet sich ab Werk bereits sorgfältig aufgetragen auf dem Display.
realme GT Master Edition: Display
An dieser Stelle wechseln wir auch zum Display, das mit einem „Screen-to-body“ Verhältnis von 91,7% einen Großteil der Vorderseite einnimmt. Die Displayränder fallen allesamt durchschnittlich groß aus. Die 32 MP Frontkamera hat realme in einem „Punch-hole“ untergebracht. Dabei wird ein kleines Loch in das Display gestanzt und dahinter die Kamera platziert. Es ist die mittlerweile gängigste Lösung, um die Frontkamera platzsparend unterzubringen. Angaben zum Displayschutzglas macht realme nicht.
Unter dem Display versteckt befindet sich ein In-Display-Fingerabdruckscanner, der das Smartphone zuverlässig und in kürzester Zeit entsperrt. In den Einstellungen können wir aus acht verschiedenen Fingerabdruck-Animationen wählen. Eine Benachrichtigungs-LED gibt es nicht. Stattdessen gibt es eine schicke Randbeleuchtung und eine Always-On-Funktion. Beide Funktionen können ebenfalls in ihrer Darstellung angepasst werden.
Beim Displaytyp setzt man auf ein Samsung AMOLED Panel mit einer 6,43 Zoll Bildschirmdiagonale und einer 2400 x 1080 Pixel Bildschirmauflösung. Das wiederum entspricht einer gestochen scharfen 409 PPI Pixeldichte.
Auch was die Bildwiederholfrequenz betrifft, ist man keine Kompromisse eingegangen. Wie schon das realme GT unterstützt die neue Master Edition eine flüssige 120 Hz Bildwiederholrate. Ein wahrer Augenschmaus, der nicht selten zulasten der Akkulaufzeit geht. Um dem einigermaßen entgegenzuwirken, gibt es einen Auto-Modus, der die Bildwiederholrate automatisch an Inhalte anpasst. Noch schneller geht es bei den Touch-Eingaben zu. Eine hohe Erkennungsgenauigkeit garantiert die 360 Hz Touch-Abtastrate.
Farben werden durch das AMOLED Display kraftvoll und satt dargestellt. Schwarz erscheint tatsächlich als Schwarz und nicht als Grau, denn um Schwarz darzustellen bleibt, beim AMOLED Display der selbstleuchtende Pixel einfach ausgeschaltet. Dadurch reicht der Kontrast nahezu ins Unendliche. Die Farbgenauigkeit des Displays ist gut. Abgestimmt ist es auf den DCI-P3 Farbraum, der in der amerikanischen Filmproduktion üblich ist. Individuelle Anpassungsmöglichkeiten sind anhand der Bildschirmfarbtemperatur und dem Bildschirmfarbmodus (Lebhaft, Mild und Brilliant) möglich.
Bei Sonnenschein bleibt das Display lesbar. Die automatische Helligkeitsanpassung reagiert schnell und steigert bei direktem Lichteinfall die maximale Displayhelligkeit über den manuellen Helligkeitsmodus hinaus. Die im Test gemessene maximale Displayhelligkeit lag bei 650 cd/m². An der Blickwinkelstabilität gibt es ebenfalls nichts auszusetzen. Die Darstellung bleibt selbst bei ungünstigen Betrachtungswinkeln nahezu unverändert.
Inhalte von Streaming-Apps wie Netflix und Prime Video lassen sich durch die Widevine L1 Hardwarelizenzierung in hoher 1080p Auflösung streamen. High-Dynamic-Range (HDR) wird in der Theorie zwar unterstützt, HDR-Inhalte ließen sich dennoch nicht über Netflix streamen.
realme GT Master Edition: Leistung und Benutzeroberfläche
Angetrieben wird das Smartphone durch eine Qualcomm Snapdragon 778G 5G Mobilplattform. Die CPU bietet acht Kerne, die sich wiederum in einen schnellen Prime-Kern mit 2,4 GHz Taktrate, drei Leistungskerne (2,2 GHz) und vier Energiesparkerne (1,9 GHz) unterteilen. Die GPU ist eine Adreno 642L. Erhältlich ist das Smartphone in zwei Speicherkonfigurationen, entweder mit 128GB oder 256GB Datenspeicher (UFS2.2) und mit 8GB Arbeitsspeicher (LPDDR4X).
So viel zu den technischen Details. Viel wichtiger ist die Alltags-Performance der realme GT Master Edition. Bei diesem Punkt gibt das Smartphone ein überzeugendes Gesamtbild ab. Das auf Android 11 basierende realme UI 2.0 lief die gesamte Testphase hinweg flüssig und stabil. Unerwartete Abstürze oder anderweitige Probleme sind nicht aufgetreten. Alltägliche Aufgaben (Webbrowsing, Social Media, Streaming und Telefonie) meistert das Smartphone mit Bravour. Apps starten ohne große Verzögerung, laufen flüssig und werden lange im Speicher gehalten.
Mobile Gamer kommen mit der realme GT Master Edition vielleicht nicht ganz auf ihre Kosten. Hier ist der große Bruder, das realme GT mit Snapdragon 888 Chip, deutlich schneller unterwegs. Trotzdem lassen sich auch anspruchsvolle Spiele einigermaßen flüssig mit der Master Edition spielen. Einzig die Details müssen etwas heruntergeschraubt werden. Sogenanntes Thermal Throttling, also das temperaturbedingte Heruntertakten der Leistung, ist im Test nicht aufgetreten.
Werfen wir noch einen Blick auf die Benutzeroberfläche, die in den kommenden Monaten mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Update auf Android 12 erhalten wird. Der Aufbau der Benutzeroberfläche ist strukturiert und man gelangt schnell dorthin, wo man hinmöchte. Funktional befindet sich das realme UI 2.0 auf einem modernen Standpunkt.
Als Nutzer hat man die Möglichkeit die Benutzeroberfläche umfänglich zu personalisieren. So gibt es neben der gängigen Hintergrundbildanpassung weitere Anpassungsmöglichkeiten zum Symbolstil, dem App-Layout, den Farben, der Schrift und Anzeigegröße, dem Benachrichtigungsbereich, der Randbeleuchtung und der Fingerabdruck-Animation.
Praktische Tools, wie z.B. Splitscreen, eine intelligente Seitenleiste, ein Game-Mode oder Bildschirmaufnahmemöglichkeiten, sind bereits direkt in das System integriert. Weitere nützliche Funktionen, die sich allerdings noch in einer Testphase befinden, lassen sich über das realme Lab abrufen.
Über den Menüpunkt „Datenschutz“ hat man Zugriff auf Sicherheits-Funktionen, wie z.B. den Privatsafe, den Systemkloner oder den Kinderbereich. Störende Drittanbieter-Apps sind nur sehr wenige vorinstalliert.
realme GT Master Edition: Kamera
Eine gute Smartphone-Kamera ist für viele das wohl wichtigste Kaufargument. Mehr als zwei Sensoren hat mittlerweile so ziemlich jedes Smartphone, egal in welcher Preisklasse wir uns bewegen. Die Anzahl der Sensoren und viele Megapixel machen aber noch lange keine gute Smartphone-Kamera aus.
Insgesamt hat die realme GT Master Edition vier Kameras zu bieten. Auf der Rückseite befindet sich das Dreifach-Kamerasystem mit einer
- 64 MP Hauptkamera (f/1.8 Blende) einer
- 8 MP Ultra-Weitwinkelkamera (f/2.3 Blende und 119° FOV) und einer
- 2 MP Makrokamera (f/2.4 Blende).
Auf der Vorderseite hätten wir eine 32 MP Sony IMX615 Frontkamera (f/2.5 Blende).
Zur verbauten Sensorik der Dreifachkamera macht realme keine näheren Angaben. Die technischen Angaben der Hauptkamera sprechen hier für einen 64MP Omnivision OV64B Bildsensor.
Wenn es um Smartphone-Bildsensoren geht, konnte sich OmniVision bisher noch nicht behaupten. Viele Hersteller setzen zumindest bei der Hauptkamera auf Sensorik von Sony oder Samsung. Eine schlechte Wahl ist der Omnivision OV64B aber keinesfalls.
Hauptkamera
Die realme GT Master Edition ist durchaus in der Lage, sehenswerte Fotos und Videos aufzunehmen. Mit der Hauptkamera aufgenommene Fotos sind bei guten Lichtverhältnissen detailreich und angenehm scharf. Statt natürlich sind die Farben zum Teil übersättigt. Schaltet man die Kamera-AI hinzu, wird die Farbsättigung zusätzlich intensiviert. Die Fotos erscheinen dadurch zwar dynamischer, die knalligen Farben treffen allerdings nicht jeden Geschmack.
Manch einer wird sich wundern, wieso die Hauptkamera standardmäßig Fotos in nur 16 MP aufnimmt, obwohl wir einen 64 MP Bildsensor verbaut haben. Der Grund dafür ist sogenanntes „Pixel Binning“. Dabei werden benachbarte, gleichfarbige Pixel (hier 2x2) zu einem Pixel zusammengefasst. Die Pixelfläche vervierfacht sich, die Auflösung reduziert sich auf 16 MP und wir erreichen eine höhere Lichtempfindlichkeit und weniger Signalrauschen.
Sobald sich die Lichtverhältnisse verschlechtern, nimmt auch die Aufnahmequalität zunehmend ab. Die Auslösezeit erhöht sich und durch die fehlende Bildstabilisierung wird es schwieriger, wackelfreie Fotos aufzunehmen. Die Detailmenge nimmt außerdem ab und Feinheiten verschwimmen. Das Bildrauschen hält sich jedoch in Grenzen und auch die Farben verblassen durch die allgemeine Übersättigung nicht zu sehr.
Abhilfe schafft der Nachtmodus, der Details sichtbar zurückbringt, die Unschärfe reduziert und für mehr Dynamik sorgt.
Bokeh-Aufnahmen bzw. Portraits gelingen der realme GT Master Edition gut. Egal ob bei Personen oder Objekten, der Vordergrund hebt sich meistens sauber vom Hintergrund ab. Über einen Slider kann man vor der Aufnahme den Unschärfegrad festlegen. Nach der Aufnahme sind keine Unschärfeanpassungen mehr möglich.
Ultraweitwinkel-Kamera
Die Ultra-Weitwinkelkamera kann der Hauptkamera nicht das Wasser reichen. Abbildungsfehler in Form chromatischer Aberration treten vermehrt auf, Farben werden überspitzt dargestellt und zu den Rändern hin macht sich eine leichte Bildunschärfe bemerkbar.
Makrokamera
Die Makrokamera bietet wie so oft keinen Mehrwert und ist schnell in der Versenkung verschwunden. Hier zwei Testaufnahmen:
Videoqualität
Videos nimmt die Hauptkamera in bis zu 4K bei 30 Bildern-pro-Sekunde auf. Auf 1080p sind auch 60 Bilder-pro-Sekunde wählbar. Stabilisiert werden Videoaufnahmen mit Hilfe einer elektronischen Bildstabilisierung, die im Test gute Dienste verrichtete. Im Gegensatz zum Fotomodus sind die Farben deutlich gemäßigter und näher an der Realität.
Zoomen ist mit 10-facher Vergrößerung möglich. Während der laufenden Aufnahme auf die Ultra-Weitwinkelkamera zu wechseln, funktioniert nicht. Weitere Funktionen wie Kamera-AI, Bokeh oder Farbfilter sind auch im Videomodus vorhanden. Eine HDR-Funktion allerdings nicht.
Frontkamera
Die 32 MP Frontkamera nimmt Fotos und Videos in guter Qualität auf. Damit aufgenommene Selfies sind detailreich und scharf. Der Dynamikumfang ist gut und wird durch HDR zusätzlich verbessert. Die Farbwiedergabe ist stimmig.
Neben einem gewöhnlichen Fotomodus unterstützt die Selfie-Kamera noch einen Portrait- und einen Nachtmodus. Videos nimmt die Frontkamera in 720p oder 1080p auf.
realme GT Master Edition: Konnektivität
Mobilfunk
Beim Mobilfunk hinterlässt die realme GT Master Edition einen guten Eindruck. Neben 4G wird auch der neue 5G Mobilfunkstandard unterstützt, der hierzulande immer weiter ausgebaut wird. Hier eine Übersicht der vorhanden Mobilfunkbänder.
- GSM: 850/900/1800/1900
- WCDMA: B1/B2/B4/B5/B6/B8/B19
- FDD LTE: B1/B2/B3/B4/B5/B7/B8/B12/B17/B18/B19/B20/B26/B28/B66
- TDD LTE: B38/B39/B40/B41(2496-2690MHz)
- 5G NSA/SA: n66/77/78/38/40/41(2496-2690MHz)/1/3/5/7/8/20/28
Der Dual-SIM-Slot lässt sich mit zwei Nano-SIM-Karten bestücken. Die Sprachqualität ist in beide Richtungen hervorragend. VoLTE und VoWiFi können über die Einstellungen aktiviert werden.
WLAN und Bluetooth
Auch bei diesem Punkt ist die realme GT Master Edition gut aufgestellt. Die aktuellen Standards WiFi 6 und Bluetooth 5.2 werden unterstützt. Der Datendurchsatz ist hoch und die Verbindungstabilität ist weitreichend.
GPS und Sensoren
Die realme GT Master Edition ist zwar kein Smartphone mit Dual-GPS, unterstützt aber alle wichtigen Satellitensysteme. Eine präzise Positionsbestimmung erfolgt innerhalb weniger Sekunden. Ungenauigkeiten beim Navigieren sind im Testbetrieb nicht aufgetreten.
Weitere Sensoren sind ein Umgebungslichtsensor, ein Beschleunigungssensor, ein Gyroskop, ein Näherungssensor und ein E-Kompass. NFC ist vorhanden, sodass auch mobiles Bezahlen mit Google Pay funktioniert.
Mono-Lautsprecher
Einen kleinen Seitenhieb kassiert das Smartphone beim Lautsprecher. Zum einen handelt es sich lediglich um einen Mono-Lautsprecher und kein Stereo-Lautsprechersystem. Zum anderen ist der Klang zwar klar, die maximale Lautstärke dürfte allerdings gerne etwas höher ausfallen. Im lauten Straßenverkehr ein Telefonat über die Freisprechfunktion zu führen, gestaltet sich durchaus schwierig.
realme GT Master Edition: Akku
Realme hat der realme GT Master Edition einen 4300 mAh Akku spendiert. Vollgeladen kommt man damit gut über den Tag. Wer hin und wieder mit dem Smartphone surft, E-Mails abruft, Musik hört und YouTube Videos schaut, muss im Schnitt alle 1 ½ Tage den Akku laden. Eine Stunde Netflix verbraucht in etwa 10% Akku. Das ist keine Bestleistung, aber durchaus noch verkraftbar.
Erfreulicher ist die Ladegeschwindigkeit. Die 65 Watt SuperDart Ladetechnologie lädt den Akku in gerade einmal 35 Minuten voll. Mit nur 10 Minuten am Strom lässt sich der Akku bereits um knapp die Hälfte aufladen. Ungewöhnlich heiß wird das Smartphone beim Schnellladen nicht. Kabelloses Qi-Laden wird nicht unterstützt.