Test: Redmi 10
Etwas mehr als ein Jahr nach der Veröffentlichung des Redmi 9 schickt Xiaomi den Nachfolger – das Redmi 10 – ins Rennen. Neben zahlreichen Upgrades erwartet uns auch ein frisches Design. Mit diesem Punkt starten wir auch in den Test.
Redmi 10: Design, Verarbeitung und Lieferumfang
Vom Design des Redmi 9 hat man sich verabschiedet. Stattdessen hat sich das Redmi 10 das Design beim großen Bruder – dem Redmi Note 10 (Pro) – abgeschaut.
Der erste Blick fällt direkt auf den Kamerahügel, der die Hauptkamera durch eine silberne Umrandung von den restlichen Kameras abgrenzt. Neben der Hauptkamera hat man den Schriftzug „50MP Camera“ untergebracht. Und auch unter dem Kamerahügel deutet mit „AI-CAM PHOTOGRAPHY SYSTEM“ darauf hin, dass man der Kamera des Redmi 10 großen Wert beisteuert. Dazu aber später mehr.
Übrigens steht der Kamerahügel ganze 2,5 mm aus der Rückseite hervor, wodurch das Smartphone in Rückenlage zwangsläufig auf der Kamera aufliegt und beim Bedienen dahinwackelt.
Rahmen und Rückseite des Redmi 10 bestehen aus Kunststoff. Das matte Finish meines Testgeräts in der Farbe „Carbon Grey“ schimmert stilvoll im Licht. Fingerabdrücke lassen sich auch hier nicht vermeiden und trüben ein kleinwenig die Erscheinung. Weitere Farben, in denen das Smartphone erhältlich ist, sind „Pebble White“ und „Sea Blue“.
Auf der Vorderseite des 161.95 x 75.53 x 8.92 mm großen und 181g schweren Smartphones befindet sich das 6.5 Zoll DotDisplay. Die 8MP Frontkamera hat man in bester Punch-Hole-Manier oben mittig platziert. Darüber befindet sich der schmale und kaum sichtbare Hörer. Eine Benachrichtigungs-LED gibt es trotz fehlender Always-On Funktion nicht.
Am Rahmen befindet sich links der SIM-Tray, in den man zwei Nano-SIM-Karten und eine MicroSD-Speicherkarte einlegen kann. Auf der gegenüberliegenden Seite befinden sich die Lautstärkewippe und die Power-Taste, die zugleich der Fingerabdruckscanner beherbergt.
Eine Besonderheit des Redmi 10 ist der Stereo-Lautsprecher, der in dieser Preisklasse normalerweise nicht vorzufinden ist. Was die Anschlüsse betrifft, so hätten wir unten mittig eine USB-C Buchse und oben einen 3.5 mm Kopfhöreranschluss. Zu guter Letzt hätten wir noch einen Infrarot-Sender zum Steuern von TV-Geräten und zwei Mikrofone für die Telefonie.
Gegen die Verarbeitungsqualität des Redmi 10 lässt sich nichts Negatives sagen. Nichts knarzt, quietscht oder gab nach zwei Wochen Testphase den Geist auf. Lediglich die Kunststoffrückseite könnte je nach Verwendung etwas anfällig für Kratzer sein.
Der Lieferumfang beinhaltet neben dem Smartphone eine Silikon-Schutzhülle, ein 22.5W Schnellladegerät, ein USB-C Kabel, eine SIM-Nadel und eine Kurzanleitung.
Redmi 10: Display
Das Display ist ein 6.5 Zoll DotDisplay mit 2400 x 1080 Pixel Auflösung. Ein AMOLED Display hätte mir natürlich besser gefallen, aber das wäre bei diesem Preis nicht unbedingt zu erwarten gewesen. Immerhin bietet uns Xiaomi eine 90 Hz Bildwiederholrate, wodurch die Darstellung ein gutes Stück flüssiger erscheint.
Bei meinem Testgerät musste ich die Bildwiederholrate über die Einstellungen auf 90 Hz umstellen. Standardmäßig sind 60 Hz eingestellt. Einen Adaptive Sync Modus, also die automatische Anpassung der Bildwiederholrate, gibt es in den Einstellungen nicht. Obwohl Xiaomi das Redmi 10 mit dieser Funktion bewirbt.
Die Farbdarstellung des Displays ist gut, wenn auch gemäßigt und von den knackigen Farben eines AMOLED weit entfernt. In den Einstellungen lassen sich Farbtemperatur und der Farbmodus (Lebhaft, Gesättigt und Standard) nachträglich anpassen. Der Kontrast des Displays fällt etwas schwach aus. Gerade bei schräger Sichtweise auf das Display macht sich ein abfallendes Kontrastverhältnis bemerkbar. Inhalte bleiben trotzdem gut lesbar erhalten. Gut möglich, dass Xiaomi hier kein IPS-Panel, sondern ein gewöhnliches LCD verbaut hat. Immerhin wird der Displaytyp in den Spezifikationen nicht näher benannt.
Die maximale Displayhelligkeit genügt, damit das Display bei Sonnenschein lesbar bleibt. Bei direktem Lichteinfall stößt das Display des Redmi 10 allerdings an seine Grenzen. Die automatische Helligkeitsanpassung gelingt zeitnah.
Geschützt wird das Display durch Corning Gorilla Glass 3, einem Schutzglas, das als kratzresistent und bruchsicher gilt. Der Touchscreen reagiert schnell und erkennt Eingaben präzise.
Redmi 10: Leistung und Benutzeroberfläche
Kernstück des Redmi 10 ist das MediaTek Helio G88 System-on-Chip, das sich unter anderem aus einer Octa-Core CPU (2x Cortex A75 @2,05 GHz & 6x Cortex A55 @1,8 GHz) einer Mali G52 MC2 GPU und einem Cat7 LTE Modem zusammensetzt.
Der Helio G88 ist der Nachfolger des Helio G85. Die einzigen Unterschiede liegen bei der 90 Hz Displayunterstützung und der Kompatibilität zu 64 MP Kamerasensoren. Beim Speicher hat man die Wahl zwischen 4+64GB, 4+128GB oder 6+128GB. Der RAM ist vom Typ LPDDR4x, der interne Datenspeicher vom Typ eMMC. Mit einer MicroSD-Speicherkarte lässt sich der Datenspeicher erweitern.
So viel zur technischen Seite. Viel wichtiger ist, wie die Performance des Redmi 10 zu bewerten ist. Obwohl der SoC nicht gerade zu den stärksten zählt, lässt sich das Smartphone weitestgehend flüssig bedienen. Mit schnellem Scrollen und Wischen durch die MIUI 12.5 Benutzeroberfläche (Android 11), kommt das Redmi 10 gut zurecht. Lediglich im Webbrowser, auf anspruchsvollen Websites, kann es beim schnellen Scrollen etwas hakelig werden. Das ist allerdings schon Meckern auf hohem Niveau.
Die Ladezeiten von Apps und Spielen fallen durchschnittlich aus. Aber auch dieser Punkt sticht nicht unangenehm ins Auge und entspricht der Preisklasse. Mobile Games wie PUBG waren im Test in HD Grafik und hoher Bildwiederholrate einigermaßen spielbar. Ruckler treten meistens dann auf, wenn Texturen nachgeladen werden. Casual Gamer kommen also durchaus auf ihre Kosten. Wer allerdings viel Leistung in Mobile Games voraussetzt, der sollte sich lieber in einer höheren Preisklasse umschauen.
Redmi 10: Kamera
Die Rückseite ziert ein Quad-Kamera-Setup mit einer 50 MP Hauptkamera (f/1.8), einer 8 MP Ultraweitwinkelkamera (f/2.2 FOV 120°), einer 2 MP Makrokamera (f/2.4) und einem 2 MP Tiefensensor (f/2.4). Vorne hätten wir schließlich noch eine 8 MP Frontkamera für Selfies.
Das Redmi 10 ist das erste Smartphone, das auf den neuen 50 MP Samsung S5KJN1 Bildsensor setzt.
Hauptkamera
Bei Tageslicht sind mit der Hauptkamera brauchbare Aufnahmen möglich. Bildschärfe, Farben und Detailgrad stimmen und sind der Preisklasse angemessen. Der Rauschanteil wird zudem niedrig gehalten.
Durch sogenanntes Pixel-Binning, also die Zusammenfassung von Pixelblöcken, wird eine höhere Lichtempfindlichkeit erreicht und gleichzeitig der Signal-Rauschabstand verbessert. Deshalb werden Fotos trotz des 50 MP Sensors in nur 12 MP gespeichert. Ein separater 50 MP Aufnahmemodus steht ebenfalls bereit, ist aber viel mehr ein nice-to-have, als dass er einen größeren Mehrwert bietet.
Schwierigkeiten bereiten dem Redmi 10 vor allem kontrastreiche Szenen. Hier stößt der Dynamikumfang schnell an seine Grenzen. Der automatische HDR-Modus bietet allerdings einen guten Ausgleich. Diesen sollte man unbedingt aktivieren!
Unter schlechten Lichtbedingungen, insbesondere bei Nacht, nimmt die Aufnahmequalität spürbar ab. Details gehen zunehmend verloren und Farben erscheinen verwaschen. Der Nachtmodus hilft nur bedingt, indem Bilddynamik und Detailgrad leicht angehoben werden.
Ultraweitwinkel
Positiv überrascht die Ultraweitwinkelkamera, die für diese Preisklasse erstaunlich gute Aufnahmen liefert. Kräftige Farben, eine gute Bildschärfe und kaum sichtbare Verzerrungen an den Rändern prägen die Aufnahmequalität.
Sonstige Sensorik
Makrokamera und Tiefensensor sind – wie so oft – kein Funktionsgewinn. Die Makrofunktion wird man bestenfalls 1-2x ausprobieren. Bokeh-Aufnahmen gelingen bei guten Lichtverhältnissen mit sauberer Unschärfetrennung. Die 8 MP Frontkamera ist ausreichend für Selfies oder Videotelefonie.
Videoaufnahme
Im Gegensatz zu den Fotoaufnahmen enttäuscht die Videofunktion. Zum einen nimmt werden Video maximal in 1080p bei 30 Bildern-pro-Sekunde aufgenommen, zum anderen fehlt eine brauchbare elektronische Bildstabilisierung. Wenn man so zittrig ist, wie ich es bin, lassen sich einfach keine brauchbaren Videos aufnehmen. Von der Videoqualität könnt ihr euch hier ein Bild machen:
Redmi 10: Konnektivität
Mobilfunk
Punkten kann das Redmi 10 vor allem bei der Konnektivität. Die in Europa gebräuchlichen 2G, 3G und 4G Mobilfunkfrequenzen bzw. Bänder deckt das Smartphone alle ab. Der Mobilfunkempfang ist stark und die Sprachqualität sowohl über den Hörer als auch die Freisprechfunktion hervorragend. Störgeräusche werden durch das zweite Mikrofon sehr gut unterdrückt, ohne dass die Qualität darunter leidet. VoLTE und VoWiFi werden beide unterstützt.
WLAN und Bluetooth
Auch hier gibt es nichts auszusetzen. Im WLAN überzeugt das Redmi 10 durch eine gute Reichweite und einen ordentlichen Datendurchsatz. Bluetooth steht in Version 5.1 zur Verfügung.
GPS und Sensoren
Das Redmi 10 ist in der Lage, ohne Abweichungen und Aussetzer zu navigieren. Die genaue Position bestimmt das Smartphone innerhalb weniger Sekunden. Für die Positionsbestimmung greift das Smartphone auf GPS und die Satellitennavigationssysteme Galileo, GLONASS und Beidou zurück.
Die Sensorik umfasst einen Beschleunigungssensor, einen E-Kompass, einen Näherungssensor, einen Umgebungslichtsensor, ein virtuelles Gyroskop und einen E-Kompass. Das ist so weit ziemlicher Standard.
Eine Besonderheit ist der IR-Blaster (Infrarot-Sender). In Kombination mit der vorinstallierten „Mi-Fernbedienung“ App lassen sich unterschiedliche Elektrogeräte wie z.B. Fernseher, Audiosysteme oder DVD-Player über das Smartphone steuern. Es muss sich jedoch um ein Gerät mit Infrarot-Empfänger handeln. Eine breite Liste an Herstellern und Geräten steht in der App bereits vorkonfiguriert bereit.
Von Bedeutung ist die Verfügbarkeit von NFC, die vor allem beim mobilen Bezahlen eine Rolle spielt. Hier muss man unbedingt darauf achten, welche Version des Redmi 10 man sich zulegen möchte. In der Global-Version ist kein NFC vorhanden. Die EU-Version hingegen unterstützt NFC und ermöglicht somit auch mobiles Bezahlen (Google Pay).
Fingerabdruckscanner
Der Fingerabdruckscanner ist in die seitliche Power-Taste integriert. Die Erkennungsrate ist gut und das Smartphone wird schnell entsperrt.
Stereo-Lautsprecher
Einen Stereo-Lautsprecher trifft man in dieser Preisklasse normalerweise nicht an. Statt den Ohrhörer als zusätzlichen Lautsprecher zu verwenden, hat das Redmi 10 jeweils oben und unten im Rahmen einen Lautsprecher verbaut. Die Klangqualität ist gut und übertrifft die eines gewöhnlichen Mono-Lautsprechers. Kraftvolle Klänge mit satten Bässen sollte man trotzdem nicht erwarten.
Redmi 10: Akku
Mit dem 5000 mAh Akku des Redmi 10 kommt man ohne Probleme durch den Tag. Bei durchschnittlicher Nutzung, sprich hier und da etwas Telefonie, WhatsApp, Webbrowsing und ein bisschen YouTube sind auch mehr als 2 Tage Laufzeit realistisch.
Die 18 Watt „Schnellladefunktion“ ist dann doch nicht so schnell, wie man eventuell vermutet. Ein Ladevorgang von 1 – 100 Prozent dauert knapp über 2 Stunden. Übrigens kann man das Redmi 10 als Powerbank verwenden. In umgekehrte Richtung (Reverse Charging) lassen sich Geräte mit bis zu 9 Watt laden.
Isabella
Danke für den interessanten und hilfreichen Bericht. Bin gerade auf der Suche nach einem neuen Handy.