Vorwort: Xiaomi Mi Box S
Die Mi Box S als Nachfolger der Mi Box International zu bezeichnen wäre falsch. Vielmehr handelt es sich um eine neue Revision der bereits 2016 erschienenen TV Box. Das zeigt vor allem die fast identische Hardwareausstattung. Das so genannte System-on-Chip (SoC), das unter anderem CPU und GPU vereint, ist weiterhin das Amlogic S905X mit ARMv8-A CPU und Mali 450 MP3 GPU.
Design und Verarbeitung
Im Vergleich zur Mi Box International hat die Mi Box S ein Designupgrade erfahren. Statt schnittig-gewölbt ist die neue Box deutlich kantiger. Das quadratische Kunststoffgehäuse ist mit Maßen von 95.5 x 95.5 x 16.7 mm sogar leicht geschrumpft und mit knapp 150g auch ein weinig leichter. Was die Box leider vermisst ist eine unterseitige Gummierung für einen sicheren Stand.
Wie auch die Box, wurde auch die Fernbedienung überarbeitet. Um den Wünschen des US-amerikanischen Markts gerecht zu werden, auf dem die Mi Box S hauptsächlich vertrieben werden soll, bietet die Fernbedienung eine zusätzliche Taste für Netflix und Live TV.
Die Verarbeitungsqualität sowohl der TV Box, als auch der Fernbedienung, ist anstandslos. Box und Fernbedienung hinterlassen einen, dem Preis entsprechenden Eindruck. Die Fernbedienung ist griffig und die Tasten weisen einen angenehmen Druckpunkt auf.
Lieferumfang
Der Lieferumfang umfasst fast alles, was zum Betrieb der Box benötigt wird. Enthalten sind neben der Mi Box S und der Fernbedienung noch ein Netzteil mit EU-Stecker, ein HDMI-Kabel sowie eine Bedienungsanleitung. Einzig was fehlt sind 2 AAA Batterien für den Betrieb der Fernbedienung.
Anschlussmöglichkeiten
Nichts neues gibt es bei den Anschlussmöglichkeiten. Die einzige USB-Buchse ist weiterhin nur vom Typ USB 2.0. Um gewöhnliches 4K Videomaterial von einem USB-Datenspeicher abzuspielen genügt das gerade so. Weitere Anschlussmöglichkeiten sind eine HDMI 2.0a Buchse und ein Audio Ausgang (S/PDIF / 3.5mm). Eine Ethernet-Buchse fehlt leider. Stattdessen wird beim Netzwerk-Streaming auf Dual-AC WiFi zurückgegriffen. Wer trotzdem nicht auf Ethernet verzichten möchte, kann einen USB > Ethernet Adapter an den USB-Port anschließen.
Hardware
Die Mi Box S baut auf einem Amlogic S905X SoC auf. Die ARMv8-A CPU umfasst 4 Cortex-A53 Prozessorkerne, die mit bis zu 2.0 GHz takten. Beim Speicher kommt ein 2GB DDR3 Arbeitsspeicher und ein 8GB eMMC Datenspeicher zum Einsatz. Abzüglich des Systems bleiben noch 5GB Datenspeicher übrig. Zeitgemäß ist anders! Selbst wenn das System flüssig läuft (mehr dazu weiter unten), für aktuelle Apps und Mobile Games wäre ein größerer Arbeits- und Datenspeicher sicherlich von Vorteil gewesen. Neu ist der verwendete Bluetooth-Standard. Statt Bluetooth 4.0 setzt die Mi Box S auf den etwas neueren Bluetooth 4.2 Standard.
Inbetriebnahme
Die Android TV Benutzeroberfläche lässt sich kinderleicht und in nur wenigen Schritten einrichten. Die Box umfasst zahlreiche Systemsprachen und kann bereits kurz nach dem ersten Start auf Deutsch umgestellt werden. Sämtliche Konfigurationsschritte sind nachvollziehbar und auf Deutsch erklärt. Um die Konfiguration nochmals zu vereinfachen können sämtliche WLAN und Google Anmeldedaten über ein bereits vorhandenes Android Gerät synchronisiert werden. Dadurch erspart man sich die etwas fummelige Eingabe über die Fernbedienung. Ist die Konfiguration abgeschlossen, landet man startklar auf der Android TV Benutzeroberfläche.
Android TV
Als Benutzeroberfläche kommt Googles Android TV 8.1 zum Einsatz. Hierbei handelt es sich um ein speziell für TV Boxen angepasstes Android Betriebssystem, das auch auf vielen Smart TVs zu finden ist. Funktional hat Android TV einiges zu bieten. So werden Chromecast Streamingfunktionen unterstützt, der Google Play Store steht mit speziellen Android TV Apps bereit, als auch stehen zahlreiche Video-on-Demand und Musik-Dienste zur Auswahl. Was im Test nicht funktionierte ist das „Live TV“ Feature. Diese Funktion ist hauptsächlich für den US-amerikanischen Markt bestimmt und in der deutschen Android TV Sprachversion nicht vorhanden. Systemupdates empfängt die Mi Box S automatisch über das WLAN.
Dank einer umfänglichen DRM-Unterstützung (z.B. Widevine L1) sind viele der VoD-Dienste, wie z.B. Netflix, auf höchster 4K Auflösung abrufbar. Amazon Prime Video kann per Sideload auf die Box geladen werden, steht allerdings nur in 1080p zur Verfügung. Dienste wie Sky Ticket oder Waipu sind nur per Google Cast auf die Box übertragbar. Filme, Musik oder sonstige Apps lassen sich so unkompliziert vom Smartphone, Tablet oder PC an die Mi Box S übertragen. Als „alternative Benutzeroberfläche“ kann Kodi installiert werden.
Eine weitere Funktion von Android TV 8.1 ist der integrierte Google Assistant. Der Sprachassistent beantwortet Fragen und ist bei der Steuerung von Smart Home Geräten behilflich. Auf der Mi Box S hilft der Assistant bei der Suche nach neuen Filmen oder um mal eben die Beleuchtung zu dimmen. Befehle können direkt in das Mikrofon der Fernbedienung eingesprochen werden. Die Erkennungsgenauigkeit überzeugt. Locker flockig die Fernbedienung in der Hand gehalten, werden komplizierte Wörter oder ungewöhnliche Namen genauso erkannt wie umfangreiche Sätze.
Videowiedergabe und Streaming
Die Xiaomi Mi Box S ist in der Lage hochauflösendes 4K Videomaterial mit bis zu 60 Bildern-pro-Sekunde wiederzugeben. Hardwareseitig dekodiert das Amlogic SoC unter anderem den aktuellen H.265 und VP9 Standard. Für ein möglichst realistisches Klangerlebnis werden die Mehrkanal-Tonsysteme Dolby Digital und DTS unterstützt. Nicht unterstützt werden Dolby Atmos und Dolby TrueHD. Interessant ist auch die Kompatibilität zu HDR Videomaterial, sofern man einen HDR kompatiblen Bildschirm und entsprechendes HDR Videomaterial zur Hand hat. Die Wiedergabe von HDR10 Content funktioniert tadellos! Aber Achtung: Nicht unterstützt wird HDR10+ und Dolby Vision Videomaterial!
Ein großer Kritikpunkt des Vorgängers und leider auch der neueren Mi Box S ist das fehlende bzw. nicht funktionierende Auto Framerate Switching. Die Bildwiederholrate und auch die Auflösungen werden nicht automatisch, sondern müssen manuell auf das entsprechend abgespielte Videomaterial angepasst werden!
Im Test durfte sich die Mi Box S MPEG2, MPEG4, H.264, H.265 und VP9 Videomaterial stellen. Bei der Übertragung über eine externe Festplatte gab es wie zu erwarten keine Probleme. Aber auch im Stream über das WLAN konnte 4K Videomaterial verlustfrei und ohne Buffering abgespielt werden. Auffällig ist allerdings, dass die WiFi Leistung bei zunehmender Entfernung zum Access Point rapide abnimmt. Für verlustfreies 4K Streaming sollten sich Mi Box und Access Point im selben Raum befinden! Die unterschiedlichen Audio-Codecs wie AC3 oder DTS HD bereiten der Box keine Probleme. Alle VoD-Liebhaber können Netflix in 4K genießen und auch 4K HDR Content streamen.
Gaming mit der Mi Box S
Man sollte die Mi Box S hauptsächlich als Streaming-Box sehen. Gaming ist zwar bis zu einem gewissen Grad möglich, keinesfalls jedoch mit einer Nvidia Shield vergleichbar. Emulatoren (NES, SNES oder N64) sind lauffähig. Bei grafisch anspruchsvollen Android Games machen sich jedoch Bildeinbrüche bemerkbar. Spiele wie Asphalt oder Modern Combat 5 laufen, können aber durch vereinzelte Ruckler den Spielspaß trüben. Bluetooth Game-Controller lassen schnell und einfach verbinden. Eine spürbare Eingabeverzögerung gab es im Test nicht.
peter
Kann ich meine MI Box S auch in Thailand verwenden?
Mic
Kann mann z.B. ARD oder ZDF Mediatheken streamen ohne einen Google Account erstellen zu müssen???
Danke für Feedback und die ausführlichen Infos im Test
Cedrik
Andere schreiben, dass Dolby ATMOS und TrueHD unterstützt werden. Und damit zu spielen sei auch kein Problem… Was stimmt denn nun?
PeterSch
Hallo, wenn ich das richtig verstehe, gibt es kaum Unterschiede zum Vorgänger? Habt ihr da einen näheren Vergleich? Will mir die Box nämlich für Netflix bestellen und da gibt es leider nicht sehr viele die das auf 4K können.
Timo
Hi Peter, das ist richtig. Zum “Vorgänger” gibt es kaum Unterschiede. Die Hardware ist bis auf Bluetooth 4.2 identisch. Neu ist das Design (etwas eckiger, etwas kompakter) und das Android TV 8.1. Wenn es dir hauptsächlich um VoD, insbesondere Netflix 4K geht, machst du mit der Mi Box S nix verkehrt.
danmue
Geht mit der Box auch das interaktive Netflix „Black Mirror: Bandersnatch“? Mit den Fire-TV gehts ja nicht…
Rudolf
Hallo, läuft auf der Box Amazon Prime Vidio ?
Timo
Hi Rudolf, Prime Video wird vermutlich drauf laufen. Zumindest läuft es auf dem fast baugleichen Vorgänger. In ein paar Tagen kommt aber auch mein Testexemplar. Dann kann ich dir bestätigen obs läuft.
Phillip Mers
Hallo Timo, ich habe mir deinen Test zu den anderen Box durchgelesen. Würdest du eher diese hier empfehlen oder doch die alte? Oder vit. doch was ganz anderes? Ich möchte nicht mehr als 80€ ausgeben. Außerdem möchte ich SkyGo und Netflix streamen. Der Google Assistant wäre nice to have, muss aber nicht sein. Mir geht es hauptsächliches um flüssiges streamen.
Timo
Hi Phillip, die neue kostet so viel wie die alte. Deshalb würde ich erstmal die neue empfehlen. In wenigen Tagen kommt aber auch mein Testexemplar. Dann werde ich berichten, wie sich die Mi Box S schlägt und auch mit der alten vergleichen.
Erik
Bin demnächst drüben. Wo gibt es die dort zu kaufen?
Timo
Hi Erik, bei Walmart wird es die Box garantiert geben.
Sven
Hört sich auf den ersten Blick doch nicht schlecht an. Beim Vorgänger gibts ja ordentliche Probleme mit den Updates. Wenn das bei der hier nicht der Fall sein sollte würde ich sie direkt kaufen. Kein USB 3.0 und keine Netzwerkbuchse ist aber wirklich ein Downer. Bin auf euren Test gespannt.
Diana
Ordentliche Probleme? – Wir haben vier von diesen Boxen im Einsatz und die schlagen sämtliche Boxen, die wir vorher durchgetestet hatten (und mehr kosteten!)…
Mit nun mehrjähriger Erfahrung darf ich guten Gewissens sagen, dass man das Teil problemlos kaufen kann.
Timo
Hi Sven, ja das ist echt schade. Ich bin auch schon gespannt, ob Android TV auf der Mi Box S besser läuft. Ich habe bereits ein Exemplar bestellt, aber bis das ankommt wird es sehr wahrscheinlich November werden.