Test: Xiaomi Mi TV Stick
Xiaomi ist auf dem europäischen Markt angekommen und hat Mitte Juli 2020 im Rahmen des „Xiaomi Ecosystem Product Launch“ viele neue Produkte präsentiert. Speziell für den westliche Markt hat der chinesische Elektronikriese den Xiaomi Mi TV Stick vorgestellt, der in der Preisklasse bis 40 Euro konkurriert.
Design und Verarbeitung
Normalerweise spielt das Design eines Streaming-Sticks keine große Rolle, denn nach dem Auspacken verschwindet er meistens direkt hinter dem Fernseher. Im Falle des Xiaomi TV Sticks müssen wir allerdings näher auf das Design eingehen. Vor allem was das Gehäuse betrifft.
Mit 15 Millimetern ist der Xiaomi Mi TV Stick vergleichsweise dick. Gleichzeitig ist der HDMI-Stecker mit 6 Millimetern etwas kurz geraten. Üblich sind Steckerlängen von 8 Millimetern. Je nachdem wie dicht die HDMI-Eingänge des Fernsehers beieinander liegen, bzw. wie weit die Anschlüsse in das Gehäuse ragen, kann es zu Problemen kommen. Für den Test wurde der Stick mit einem Samsung und einem Philips Fernseher verbunden. Beim Philips Fernseher lagen die HDMI-Anschlüsse so dicht an der Gehäusebegrenzung, dass der Stick nur im mittleren Eingang passte. Beim Samsung Fernseher ragte der Stick nicht tief genug ins Gehäuse, sodass es zu Kontaktproblemen kam.
Xiaomi ist das Problem bekannt und hat den Lieferumfang dementsprechend angepasst. Der Lieferumfang unserer Testgerätes, das wir Anfang Oktober erhalten haben, umfasst jetzt auch ein HDMI-Verlängerungskabel, obwohl es nicht als Bestandteil des Lieferumfanges aufgeführt ist. Der Release-Version lag dieses Kabel noch nicht bei!
Ebenfalls überarbeitet wurde die Fernbedienung, die im Gegensatz zur Release-Version weniger klappert und mit angenehmen gummierten Tasten statt mit harten Kunststofftasten versehen ist. Weitestgehend entspricht die Fernbedienung des Xiaomi Mi TV Sticks der Fernbedienung der Xiaomi Mi Box S. Die "Live" Taste wurde durch eine "Prime Video" Taste ersetzt und das Logo des Sprachassistenten dem neuen Google Assistant angepasst. Hier beide Fernbedienungen nebeneinander:
Übrigens ermöglicht die HDMI-CEC Kompatibilität auch eine Steuerung des Sticks mit der TV-Fernbedienung. Allerdings gehen damit auch die Sonder- bzw. Schnelleinstiegstasten (Netflix, Prime & Google Assistant) verloren, die sich nicht auf die TV-Fernbedienung übertragen lassen.
Hardware
Der Stick basiert auf einem Amlogic S805Y System-on-Chip (SoC), das speziell für preiswerte Streaming-Sticks entworfen wurde. Obwohl das S805Y SoC zu den neueren Amlogic Chiplösungen zählt, orientiert es sich größtenteils an der 5 Jahre alten Amlogic S905 Reihe. Die CPU bilden 4 Cortex-A53 Prozessorkerne mit maximaler 1.5 GHz Taktrate. Für grafische Berechnungen ist eine Mali-450 GPU zuständig.
SoC | S805Y | S805X | S905D | S905X |
CPU | 4x Cortex-A53 1.5 GHz | 4x Cortex-A53 1.2 GHz | 4x Cortex-A53 1.5 GHz | 4x Cortex-A53 1.5 GHz |
GPU | Mali-450 750 MHz | Mali-450 650 MHz | Mali-450 750 MHz | Mali-450 750 MHz |
DDR | DDR3/4, LPDDR3 Max 3GB | DDR3/4 Max 1GB | DDR3/4, LPDDR3 Max 3GB | DDR3/4, LPDDR2/3 Max 3GB |
Video Dec. | HEVC/VP9 1080p60 10bit | HEVC/VP9 1080p60 10bit | HEVC/VP9 4k60 10bit | HEVC/VP9 4k60 10bit |
HDR | HDR10/HLG | HDR10/HLG | HDR10/HLG | HDR10/HLG |
Output | HDMI2.0, HDCP2.2, TF | HDMI2.0, HDCP2.2 | HDMI2.0, HDCP2.2, TF | HDMI2.0, HDCP2.2 |
Der Speicher des Xiaomi TV Sticks unterteilt sich in einen 1GB Arbeitsspeicher und einen 8GB Datenspeicher, wovon knapp die Hälfte bereits durch das System belegt ist. USB-OTG zum Anschluss externer Datenträger wird nicht unterstützt. Für kabellose Verbindungen stehen Dual-AC WLAN (2.4 / 5 GHz) und Bluetooth 4.2 bereit.
Xiaomi Mi TV Stick im Praxistest
Einrichtung
Der Xiaomi TV Stick ist schnell eingerichtet. Die Inbetriebnahme unterscheidet sich nicht von andern Android TV Produkten. Zu Beginn muss die Fernbedienung gekoppelt werden. Anschließend wählt man die Sprache bzw. Region und folgt den weiteren Schritten.
Für einen besonders einfachen Verbindungsaufbau kann auf die „Google Schnelleinrichtung“ zurückgegriffen werden. Dabei verbindet sich der Stick mit dem Smartphone und erlaubt eine Einrichtung direkt vom Smartphone aus. Im Test hat die Google Schnelleinrichtung leider nicht funktioniert. Trotz Verbindung wurde der Stick nicht von der Google App erkannt. Stattdessen musste das WLAN-Passwort von Hand, über die Fernbedienung eingegeben werden. Im weiteren Verlauf der Einrichtung kann man noch eine App-Auswahl treffen, den Sprachassistenten einrichten und man erhält erste Infos zu den Android TV Funktionen.
Android TV Benutzeroberfläche
Nach der Einrichtung landet man in der aufgeräumten Android TV 9 Benutzeroberfläche. Ob und wann der Xiaomi Mi TV Stick mit einem Update auf Android TV 11 versorgt wird ist – Stand Oktober 2020 – noch nicht bekannt.
Die Benutzeroberfläche ist übersichtlich nach Kacheln aufgebaut. Apps lassen sich der Schnellauswahl hinzufügen und beliebig sortieren. Favoriten lassen sich auf dem Homescreen ausstellen. Eine Vorschau ermöglicht den schnellen Wechsel zu personalisierten Inhalten.
Im Praxistest reagierte die Benutzeroberfläche nicht immer flüssig. Beim Wechsel zwischen den Apps kann es zu längeren Ladezeiten kommen und auch der Aufbau der Kacheln erfolgt nicht immer auf Anhieb. Vereinzelt können bei der Navigation durch die Benutzeroberfläche Ruckler auftreten. Trotz dieser Performanceschwächen liefert der Mi TV Stick dennoch ein gutes Android TV Gesamtbild ab.
Google Play Store
Ein Grund sich für Android TV zu entscheiden ist der Google Play Store. Dieser ist mit dem Play Store auf Android Smartphones vergleichbar und ermöglicht die Installation zusätzlicher Apps. Die Auswahl ist breit gefächert und so ziemlich jeder Streaming-Anbieter (z.B. Netflix, Disney Plus, Prime Video, DAZN und weitere) ist mit einer passenden App vertreten. Daneben stehen auch zahlreiche Mediaplayer (z.B. Kodi, Plex, VLC), Widgets und Werkzeuge zum Download bereit.
Wer den Stick mit Sky Go nutzen möchte schaut in die Röhre. Im Play Store ist die App nicht vorhanden. Über einen Umweg lässt sich Sky Go via Google Cast vom PC Webbrowser an den Stick übertragen.
Google Cast
Der Xiaomi Mi TV Stick ist Google Cast kompatibel und funktional mit einem Google Chromecast vergleichbar. Videos, Bilder und Musik lassen sich mit nur einem Klick vom Smartphone, Tablet oder PC auf das Fernsehgerät streamen.
Google Assistant
Der in Android TV integrierte Google Assistant reagiert auf „Ok Google“ und hilft bei der Suche nach Filmen und anderen Inhalten. Auf der Fernbedienung des Xiaomi Mi TV Sticks befindet sich eine eigene Google Assistant Taste, die den Sprachassistenten auf Knopfdruck aufruft. Fragen und Befehle werden direkt in das Mikrofon der Fernbedienung gesprochen.
Videowiedergabe und Streaming
Strenggenommen ist der Xiaomi TV Stick eine abgespeckte Xiaomi Mi Box S. Statt hochauflösender 4K Videowiedergabe ist der Stick auf Full HD (1080p60) limitiert.
Die Wiedergabe erfolgte im Test durchweg flüssig. Dabei ist es egal, ob man über einen Streaming-Anbieter streamt oder ein Video via Google Cast überträgt. Unterstützt werden die Videoformate RM, MOV, VOB, AVI, MKV, TS und MP4, sowie die Videcodecs VP9-10, H.265, H.264, VC-1, MPEG1/2/4 und Real8/9/10. Die Wiedergabe von High-Dynamic-Range (HDR) Inhalten war zum Testzeitpunkt (noch) nicht möglich, obwohl der Punkt „Farbtiefe“ bereits in den Einstellungen hinterlegt ist.
Kodi lässt sich lauffähig auf dem Stick installieren. Da sich allerdings kein externer Datenträger anschließen lässt, bleibt auch hier nur die Option kabellos über das WLAN zu streamen. Eine umfangreiche Medienbibliothek bringt den Stick allerdings schnell ins Schwitzen. Die erreichten WLAN-Geschwindigkeiten sind für 1080p60 Übertragungen vollkommen ausreichend.
Mehrkanal-Audio lässt sich als PCM oder quellcodiert in Form von Dolby Digital, Dolby Digital Plus, DTS und AAC durchschleifen. Das funktioniert ebenfalls zufriedenstellend. HD-Audio wird jedoch nicht unterstützt.
Xiaomi Mi TV Stick vs. Amazon Fire TV Stick
Im Vergleich zwischen dem Xiaomi Mi TV Stick und dem Amazon Fire TV Stick gibt es keinen klaren Sieger. Beide Streaming-Lösungen punkten an unterschiedlichen Stellen. So ist der Fire TV Stick auf einem technisch etwas aktuelleren Stand. Statt Bluetooth 4.2 bietet der Fire TV Stick bereits Bluetooth 5.0, HDR10+ wird unterstützt und mit einem passenden USB-OTG Adapter lässt sich ein externer Datenträger anschließen.
Modell | Xiaomi Mi TV Stick | Xiaomi Mi Box S | Amazon Fire TV Stick (Lite) | Amazon Fire TV Stick (3.Gen) |
OS | Android TV 9 | Android TV 9 | Fire OS 7 | Fire OS 7 |
SoC | Amlogic S805Y | Amlogic S905X | MediaTek MT8695D | MediaTek MT8695 |
CPU | 4x Cortex-A53 1.5 GHz | 4x Cortex-A53 2.0 GHz | 4x Cortex-A53 1.7 GHz | 4x Cortex-A53 1.7 GHz |
GPU | Mali-450 750 MHz | Mali-450 750 MHz | IMG PowerVR GE8300 | IMG PowerVR GE8300 |
DDR | 1GB DDR3 | 2GB DDR3 | 1GB DDR4 | 1GB DDR4 |
Datenspeicher | 8GB eMMC | 8GB eMMC | 8GB eMMC | 8GB eMMC |
Video Dec. | HEVC/VP9 1080p60 10bit | HEVC/VP9 4k60 10bit | HEVC/VP9 1080p60 10bit | HEVC/VP9 1080p60 10bit |
HDR | HDR10/HLG | HDR10/HLG | HDR10/HDR10+/HLG | HDR10/HDR10+/HLG |
Audio PT. | PCM, DD, DD+, DTS | PCM, DD, DD+, DTS | PCM, DD, DD+, DA, DTS (Va) | PCM, DD, DD+, DA, DTS (Va) |
Output | HDMI2.0, HDCP2.2 | HDMI2.0a, HDCP2.2 | HDMI2.0, HDCP2.2 | HDMI2.0, HDCP2.2 |
WiFi | 802.11b/g/n/ac | 802.11b/g/n/ac | 802.11b/g/n/ac | 802.11b/g/n/ac |
Bluetooth | Bluetooth 4.2 | Bluetooth 4.2 | Bluetooth 5.0 | Bluetooth 5.0 |
Softwareseitig bietet Android TV mehr Möglichkeiten als Fire OS. Ein großer Pluspunkt für Android TV ist die Google Cast Funktion, womit sich Apps, Filme und Musik mit nur einem Klick an den Fernseher übertragen lassen. Wiederum für Fire OS spricht das starke Prime-Ökosystem. So ist beispielsweise Amazons Alexa Sprachassistent dem Google Assistant ein Stück voraus.