xTool S1: Unboxing und Aufbau
Ein fluchender Postbote mit riesigem Paket war das Signal, dass der xTool S1 bei uns in der Redaktion eingetroffen war. Bei der Verpackung hat sich xTool nicht lumpen lassen. Das Gerät ist vollständig in Schaumstoff eingebettet und mit zwei Transportgurten gesichert. Praktisch, denn an diesen lässt sich der rund 20 Kilogramm schwere Kasten leicht herausheben.
Kasten trifft es gut, denn der xTool S1 ist kein offener Lasergravierer, sondern eine vollständig geschlossene Konstruktion, die bereits größtenteils vormontiert geliefert wird. Lasermodul einsetzen, Transportsicherung lösen und Netzteil anstecken – mehr braucht es für den Aufbau nicht. Das notwendige Werkzeug wird gleich mitgeliefert, sodass man kein eigenes auspacken muss.
Der gesamte Aufbau dauert keine 20 Minuten und wird in der bebilderten Anleitung sehr gut erklärt. Um direkt durchstarten zu können, sind im Lieferumfang verschiedene Testmuster wie ein Schieferuntersetzer, ein Stück Leder, Schlüsselanhänger aus Edelstahl und eine Holzplatte enthalten.
Übrigens kann dieser Lasergravierer ohne Probleme im geschlossenen Raum betrieben werden. Gerüche, die beim Schneiden oder Gravieren entstehen, können durch die integrierte Belüftung und das mitgelieferte Flexrohr aus dem Fenster geleitet werden. Das Rohr ist allerdings etwas kurz geraten, sodass es je nach Fensterhöhe Schwierigkeiten bei der Befestigung geben kann.
Alternativ bietet xTool einen Abluftfilter als optionales Zubehörteil an. Mit etwa 700 Euro, was zum bereits 2.000 Euro teuren Lasergravierer nochmal dazukommt, ist der Abluftfilter keine günstige Angelegenheit.
Daneben gibt es weiteres Zubehör, wie z.B. ein Rotary Kit (ca. 270 Euro), einen Siebdrucker (ca. 270 Euro) und eine Erhöhung (ca. 200 Euro). Wer seinen Lasergravierer erweitern möchte, kommt um die originalen xTool Zubehörteile kaum herum. Das System ist dermaßen proprietär, dass es kaum eine Möglichkeit gibt auf passende Drittanbieterzubehörteile auszuweichen.
xTool S1: Sicherheit
Damit weder Unfälle passieren noch die Wohnung in Flammen aufgeht, hat xTool den S1 mit einer Vielzahl an Sicherheitsvorkehrungen ausgestattet. Laut Hersteller und dem internationalen Warenprüfkonzern SGS fällt der xTool S1 unter die Laserklasse 1. Das bedeutet, dass der Laser unter normalen Bedingungen sicher ist und keine Gefahr für die Augen oder die Haut darstellt. Schutzmaßnahmen sind bei dieser Klasse nicht erforderlich.
Eine TÜV-Zertifizierung steht noch aus, soll jedoch bald folgen. Den SGS-Prüfbericht findet man hier als Download oder unter der Prüfnummer GZEE230700241131.
Geschlossenes System
Ganz vorne bei den Sicherheitsfunktionen steht die geschlossene Konstruktion, wodurch kein Laserstrahl entweichen kann und damit auch keine Schutzbrille benötigt wird. Das ist ein immenser Vorteil gegenüber den offenen Konstruktionen, bei denen man die Schutzbrille am liebsten gar nicht erst absetzt.
Um trotzdem sehen zu können, was im Kasten vorgeht, hat xTool den Laserfilter direkt in den Gehäusedeckel integriert. Wird der Deckel während des Betriebs geöffnet, schaltet sich der Laser automatisch ab. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, sollte trotzdem lieber eine Schutzbrille tragen.
IR-Flammen- und Bewegungssensoren
Für zusätzliche Sicherheit sorgen fünf IR-Flammensensoren, die den Arbeitsbereich überwachen und das Gerät abschalten, sobald ein Feuer erkannt wird. Erschütterungen oder Bewegungen während des Betriebs führen ebenfalls dazu, dass sich der Lasergravierer automatisch abschaltet.
Not-Aus-Knopf
Zu guter Letzt wäre da noch der Not-Aus-Knopf. Der ist gut erreichbar an der Seite untergebracht und schaltet den Laser bei Berührung sofort ab.
USB-Schlüssel
Damit der Lasergravierer überhaupt startet, muss ein Schlüssel in Form eines kleinen USB-Sticks eingesteckt sein. Im Lieferumfang sind zwei davon enthalten.
xTool S1: Software
Im Anschluss an den Aufbau wird noch eine Software benötigt. Vom Hersteller selbst gibt es den xTool Creative Space (XCS) für Windows, macOS und als App für iOS sowie Android.
Eine Alternative dazu ist Lightburn. Diese Software kostet allerdings, richtet sich eher an erfahrene Anwender und hat in Bezug auf den xTool S1 den Nachteil, dass nicht alle Funktionen des Lasergravierers unterstützt werden. So unterstützt XCS beispielsweise das Mapping gekrümmter Oberflächen, was Lightburn (noch) nicht kann.
Wir haben uns hier von Anfang an für XCS entschieden, was wir neuen Nutzern auch nahelegen würden, um sich mit dem Lasergravierer vertraut zu machen. Lightburn sollte man im Anschluss durchaus mal ausprobieren. Das Programm lässt sich immerhin als 30-Tage-Trial kostenlos nutzen.
XCS ist eine sehr benutzerfreundliche Software, in der man sich schnell zurechtfindet und die ideal auf den xTool S1 abgestimmt ist. Hier einige der Funktionen, die XCS unterstützt:
- Materialbibliothek: Vorkonfigurierte Materialprofile helfen dabei, die richtigen Einstellungen für verschiedene Materialien zu finden, was besonders für Einsteiger hilfreich ist.
- Design-Tools: XCS bietet grundlegende Design-Tools, mit denen man einfache Formen und Texte erstellen und bearbeiten kann.
- Importfunktion: Die Software unterstützt eine Vielzahl von Dateiformaten wie SVG, DXF, JPG, JPEG, PNG, BMP und TIF, was die Arbeit mit extern erstellten Designs erleichtert.
- Layer-Management: Die Möglichkeit, verschiedene Layer zu erstellen und zu verwalten, erleichtert die Organisation komplexerer Projekte.
- Autofokus und Oberflächen-Mapping: XCS kann den Laser automatisch fokussieren und gekrümmte Oberflächen abbilden, was präzise Gravuren auf unebenen Materialien ermöglicht.
- Echtzeit-Vorschau: Die Software bietet eine Echtzeit-Vorschau der Gravur, sodass man vor dem Start genau sieht, wie das Endergebnis aussehen wird.
Die Verbindung zum Lasergravierer erfolgt entweder per Kabel oder WLAN. Beides hat im Test auf Anhieb funktioniert.
xTool S1: Praxistest
Vorbereitungen
Kommen wir zum Wesentlichen und zwar wie gut sich der xTool S1 in der Praxis schlägt. Das Gravieren oder Schneiden mit dem xTool S1 ist denkbar einfach und erfordert keinerlei Vorkenntnisse. Man muss definitiv kein Profi sein, um beeindruckende Ergebnisse zu erzielen.
Zunächst lädt man das gewünschte Motiv direkt vom Rechner in die XCS Software. Alternativ kann man auch aus einer Vielzahl von zum Teil kostenlosen Vorlagen wählen. Für unseren ersten Versuch haben wir uns für den xTool Schieferuntersetzer entschieden, der bereits im Lieferumfang enthalten ist. Passenderweise stellt xTool dafür auch eine Vorlage zum Download bereit.
Den Schieferuntersetzer platzieren wir auf der Wabenplatte im großzügigen Arbeitsbereich von rund 50 x 32 Zentimetern. Als nächstes positionieren wir den Laser, indem wir ihn manuell zum Werkstück schieben und den Kreuzlaser darauf ausrichten.
In der Software wählen wir noch das Material aus und legen per Knopfdruck die Distanz zum Werkstück fest. Dazu nutzt das Lasermodul einen mechanischen Distanzmesser mit einfahrbarem Metallstift, der den Abstand präzise erfasst.
Besonders gelungen ist die Positionierung der Vorlage auf dem Werkstück. Dafür verwendet xTool ein einzigartiges "Pin-Point"-Positionierungsverfahren, bei dem die Position des Werkstücks in Echtzeit erfasst werden kann. XCS führt einen hier Schritt für Schritt durch den Prozess.
Zuerst wählt man die Form des Werkstücks aus (Rechteck, Kreis oder Polygon). Dann setzt man zwei (oder mehr) Referenzpunkte, indem man den Laser an die entsprechenden Ecken oder Ränder des Objekts fährt. Die Software erkennt automatisch Größe und Position und passt die Vorlage perfekt an das Werkstück an.
Ist alles korrekt ausgerichtet, kann man sich eine Vorschau anzeigen lassen. Der Laser fährt dann die Umrisse des Motivs auf dem Werkstück ab, ohne zu gravieren. So sieht man genau, wo die Gravur platziert wird. Bei Bedarf kann man die Position noch anpassen.
Wenn alles passt, wählt man die gewünschten Einstellungen für Geschwindigkeit und Leistung, die für die meisten Materialien bereits vordefiniert sind. Dann noch auf Start drücken und der S1 legt los. Dank Autofokus stellt er selbstständig den optimalen Laserfokus ein, egal ob das Material flach oder gewölbt ist.
Gravieren und Schneiden
Im Test haben wir eine Schieferplatte und einen Anhänger aus Edelstahl graviert. Durch den feinen Laserfokus von 0,08 x 0,10 mm war das Ergebnis hervorragend präzise. Die Gravuren sind gestochen scharf und selbst feinste Details sind gut zu erkennen. Egal ob auf Stein oder Metall. Mit bis zu 600 Millimeter pro Sekunde ist das Arbeitstempo beachtlich.
Wir haben auch versucht, eine dünne Metallplatte zu schneiden. Darauf gravieren ist kein Problem, durchschneiden schafft der Diodenlaser jedoch nicht, was auch zu erwarten war. Er schneidet zwar ins Material hinein, wobei sich durch die hohe Hitze das Metall verbogen hat, aber das vollständige Durchtrennen schafft er nicht.
Gleiches bei transparentem Acryl. Auch das konnte der S1 im Test nicht schneiden. Dafür würde man einen CO2 Laser wie den xTool P2 benötigen.
Holz dagegen ist gar kein Problem. Ein 18 Millimeter dickes Pappel-Brett zerlegt der 40 Watt Laser in einem Durchgang. Hier sollte man aber mit den Einstellungen für Laserstärke und Geschwindigkeit experimentieren. Ansonsten können unschöne Schmauchspuren entstehen.
Ein Pluspunkt des S1 ist das austauschbare Lasermodul. Neben dem 40 Watt Modul gibt es noch ein schwächeres 20W Modul, aber auch einen 2W 1064 nm Infrarotlaserkopf. Letzterer eignet sich vor allem für die Gravur von Metallen, Acryl und Kunststoff. Testen konnten wir das allerdings nicht, weil wir lediglich das 40 Watt Modul hier hatten.
Hier noch ein paar zusätzliche Details und Tipps:
- Für optimale Ergebnisse empfiehlt es sich, die Materialeinstellungen in der Software zu nutzen. Dort sind für viele gängige Werkstoffe bereits die idealen Parameter für Leistung und Geschwindigkeit hinterlegt. Wer häufig dasselbe Material bearbeitet, kann auch eigene Presets anlegen und so Zeit sparen.
- Beim Schneiden dicker Materialien wie Holz oder Acryl sollte man mehrere Durchgänge einplanen, um ein sauberes Ergebnis zu erzielen. Die Software erlaubt es, die Anzahl der Wiederholungen festzulegen.
- Für filigrane Designs oder kleine Schriften ist der 2W IR-Lasers empfehlenswert, da dieser einen noch feineren Fokus von 0,03 x 0,03 mm bietet.
- Beim Gravieren von Fotos oder Graustufenbildern erzielt man die besten Resultate mit speziell beschichtetem Lasergravur-Material (eloxiertes Metall etc.). Aber auch auf Holz und Stein lassen sich mit den richtigen Einstellungen tolle Ergebnisse erzielen.