xTool S1 im Test: Was der High-End Lasergravierer wirklich kann

Aktualisiert von Timo Altmeyer am 11. Oktober 2024

Gravieren und Schneiden mit hoher 40 Watt Laserleistung, ganz ohne Schutzbrille: Das und noch viel mehr verspricht der xTool S1 Lasergravierer, den wir uns im Test genauer angesehen haben.

9.3

Unsere Bewertung
xTool S1 Testbericht Hero

xTool S1: Unboxing und Aufbau

Ein fluchender Postbote mit riesigem Paket war das Signal, dass der xTool S1 bei uns in der Redaktion eingetroffen war. Bei der Verpackung hat sich xTool nicht lumpen lassen. Das Gerät ist vollständig in Schaumstoff eingebettet und mit zwei Transportgurten gesichert. Praktisch, denn an diesen lässt sich der rund 20 Kilogramm schwere Kasten leicht herausheben.

xTool S1 Verpackung
Komplett in Schaumstoff eingepackt und mit Gurten gesichert.

Kasten trifft es gut, denn der xTool S1 ist kein offener Lasergravierer, sondern eine vollständig geschlossene Konstruktion, die bereits größtenteils vormontiert geliefert wird. Lasermodul einsetzen, Transportsicherung lösen und Netzteil anstecken – mehr braucht es für den Aufbau nicht. Das notwendige Werkzeug wird gleich mitgeliefert, sodass man kein eigenes auspacken muss.

Der gesamte Aufbau dauert keine 20 Minuten und wird in der bebilderten Anleitung sehr gut erklärt. Um direkt durchstarten zu können, sind im Lieferumfang verschiedene Testmuster wie ein Schieferuntersetzer, ein Stück Leder, Schlüsselanhänger aus Edelstahl und eine Holzplatte enthalten.

xTool S1 Benutzerhandbuch
Das Benutzerhandbuch des xTool S1 ist kein billiger Druck, sondern hochwertig im Stil eines Magazins gedruckt.

Übrigens kann dieser Lasergravierer ohne Probleme im geschlossenen Raum betrieben werden. Gerüche, die beim Schneiden oder Gravieren entstehen, können durch die integrierte Belüftung und das mitgelieferte Flexrohr aus dem Fenster geleitet werden. Das Rohr ist allerdings etwas kurz geraten, sodass es je nach Fensterhöhe Schwierigkeiten bei der Befestigung geben kann.

Alternativ bietet xTool einen Abluftfilter als optionales Zubehörteil an. Mit etwa 700 Euro, was zum bereits 2.000 Euro teuren Lasergravierer nochmal dazukommt, ist der Abluftfilter keine günstige Angelegenheit.

xTool S1 Lieferumfang
Im Lieferumfang ist alles enthalten, was zum Loslegen benötigt wird.

Daneben gibt es weiteres Zubehör, wie z.B. ein Rotary Kit (ca. 270 Euro), einen Siebdrucker (ca. 270 Euro) und eine Erhöhung (ca. 200 Euro). Wer seinen Lasergravierer erweitern möchte, kommt um die originalen xTool Zubehörteile kaum herum. Das System ist dermaßen proprietär, dass es kaum eine Möglichkeit gibt auf passende Drittanbieterzubehörteile auszuweichen.

xTool S1 geöffneter Deckel
Im Inneren ist genügend Platz für die Wabenplatte.

xTool S1: Sicherheit

Damit weder Unfälle passieren noch die Wohnung in Flammen aufgeht, hat xTool den S1 mit einer Vielzahl an Sicherheitsvorkehrungen ausgestattet. Laut Hersteller und dem internationalen Warenprüfkonzern SGS fällt der xTool S1 unter die Laserklasse 1. Das bedeutet, dass der Laser unter normalen Bedingungen sicher ist und keine Gefahr für die Augen oder die Haut darstellt. Schutzmaßnahmen sind bei dieser Klasse nicht erforderlich.

xTool S1 40W Lasermodul (1)

Eine TÜV-Zertifizierung steht noch aus, soll jedoch bald folgen. Den SGS-Prüfbericht findet man hier als Download oder unter der Prüfnummer GZEE230700241131.

xTool S1 Anschlüsse und Laserklasse 1
Auf der Rückseite befinden sich sämtliche Anschlüsse und der Sticker zur Laserklasse 1.

Geschlossenes System

Ganz vorne bei den Sicherheitsfunktionen steht die geschlossene Konstruktion, wodurch kein Laserstrahl entweichen kann und damit auch keine Schutzbrille benötigt wird. Das ist ein immenser Vorteil gegenüber den offenen Konstruktionen, bei denen man die Schutzbrille am liebsten gar nicht erst absetzt.

xTool S1 geschlossener Deckel
Der durchsichtige Deckel funktioniert wie eine Schutzbrille und hat den Laserfilter direkt integriert.

Um trotzdem sehen zu können, was im Kasten vorgeht, hat xTool den Laserfilter direkt in den Gehäusedeckel integriert. Wird der Deckel während des Betriebs geöffnet, schaltet sich der Laser automatisch ab. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, sollte trotzdem lieber eine Schutzbrille tragen.

IR-Flammen- und Bewegungssensoren

Für zusätzliche Sicherheit sorgen fünf IR-Flammensensoren, die den Arbeitsbereich überwachen und das Gerät abschalten, sobald ein Feuer erkannt wird. Erschütterungen oder Bewegungen während des Betriebs führen ebenfalls dazu, dass sich der Lasergravierer automatisch abschaltet.

xTool S1 Warnhinweise
Ein Sticker mit Warnhinweisen befindet sich direkt auf dem Gerät.

Not-Aus-Knopf

Zu guter Letzt wäre da noch der Not-Aus-Knopf. Der ist gut erreichbar an der Seite untergebracht und schaltet den Laser bei Berührung sofort ab.

xTool S1 Not-Aus-Knopf
Der Not-Aus-Knopf befindet sich seitlich.

USB-Schlüssel

Damit der Lasergravierer überhaupt startet, muss ein Schlüssel in Form eines kleinen USB-Sticks eingesteckt sein. Im Lieferumfang sind zwei davon enthalten.

xTool S1 USB-Keys
Ohne einen dieser USB-Schlüssel funktioniert der xTool S1 nicht.

xTool S1: Software

Im Anschluss an den Aufbau wird noch eine Software benötigt. Vom Hersteller selbst gibt es den xTool Creative Space (XCS) für Windows, macOS und als App für iOS sowie Android.

Eine Alternative dazu ist Lightburn. Diese Software kostet allerdings, richtet sich eher an erfahrene Anwender und hat in Bezug auf den xTool S1 den Nachteil, dass nicht alle Funktionen des Lasergravierers unterstützt werden. So unterstützt XCS beispielsweise das Mapping gekrümmter Oberflächen, was Lightburn (noch) nicht kann.

Wir haben uns hier von Anfang an für XCS entschieden, was wir neuen Nutzern auch nahelegen würden, um sich mit dem Lasergravierer vertraut zu machen. Lightburn sollte man im Anschluss durchaus mal ausprobieren. Das Programm lässt sich immerhin als 30-Tage-Trial kostenlos nutzen.

XCS ist eine sehr benutzerfreundliche Software, in der man sich schnell zurechtfindet und die ideal auf den xTool S1 abgestimmt ist. Hier einige der Funktionen, die XCS unterstützt:

  • Materialbibliothek: Vorkonfigurierte Materialprofile helfen dabei, die richtigen Einstellungen für verschiedene Materialien zu finden, was besonders für Einsteiger hilfreich ist.
  • Design-Tools: XCS bietet grundlegende Design-Tools, mit denen man einfache Formen und Texte erstellen und bearbeiten kann.
  • Importfunktion: Die Software unterstützt eine Vielzahl von Dateiformaten wie SVG, DXF, JPG, JPEG, PNG, BMP und TIF, was die Arbeit mit extern erstellten Designs erleichtert.
  • Layer-Management: Die Möglichkeit, verschiedene Layer zu erstellen und zu verwalten, erleichtert die Organisation komplexerer Projekte.
  • Autofokus und Oberflächen-Mapping: XCS kann den Laser automatisch fokussieren und gekrümmte Oberflächen abbilden, was präzise Gravuren auf unebenen Materialien ermöglicht.
  • Echtzeit-Vorschau: Die Software bietet eine Echtzeit-Vorschau der Gravur, sodass man vor dem Start genau sieht, wie das Endergebnis aussehen wird.

Die Verbindung zum Lasergravierer erfolgt entweder per Kabel oder WLAN. Beides hat im Test auf Anhieb funktioniert.

xTool S1: Praxistest

Vorbereitungen

Kommen wir zum Wesentlichen und zwar wie gut sich der xTool S1 in der Praxis schlägt. Das Gravieren oder Schneiden mit dem xTool S1 ist denkbar einfach und erfordert keinerlei Vorkenntnisse. Man muss definitiv kein Profi sein, um beeindruckende Ergebnisse zu erzielen.

xTool S1 XCS Vorlage
Die Vorlage wird direkt in XCS geladen.

Zunächst lädt man das gewünschte Motiv direkt vom Rechner in die XCS Software. Alternativ kann man auch aus einer Vielzahl von zum Teil kostenlosen Vorlagen wählen. Für unseren ersten Versuch haben wir uns für den xTool Schieferuntersetzer entschieden, der bereits im Lieferumfang enthalten ist. Passenderweise stellt xTool dafür auch eine Vorlage zum Download bereit.

Den Schieferuntersetzer platzieren wir auf der Wabenplatte im großzügigen Arbeitsbereich von rund 50 x 32 Zentimetern. Als nächstes positionieren wir den Laser, indem wir ihn manuell zum Werkstück schieben und den Kreuzlaser darauf ausrichten.

In der Software wählen wir noch das Material aus und legen per Knopfdruck die Distanz zum Werkstück fest. Dazu nutzt das Lasermodul einen mechanischen Distanzmesser mit einfahrbarem Metallstift, der den Abstand präzise erfasst.

Besonders gelungen ist die Positionierung der Vorlage auf dem Werkstück. Dafür verwendet xTool ein einzigartiges "Pin-Point"-Positionierungsverfahren, bei dem die Position des Werkstücks in Echtzeit erfasst werden kann. XCS führt einen hier Schritt für Schritt durch den Prozess.

xTool S1 Test XCS Software Pin-Point
Bei einem rechteckigen Werkstück einfach nur zwei Ecken markieren.

Zuerst wählt man die Form des Werkstücks aus (Rechteck, Kreis oder Polygon). Dann setzt man zwei (oder mehr) Referenzpunkte, indem man den Laser an die entsprechenden Ecken oder Ränder des Objekts fährt. Die Software erkennt automatisch Größe und Position und passt die Vorlage perfekt an das Werkstück an.

Ist alles korrekt ausgerichtet, kann man sich eine Vorschau anzeigen lassen. Der Laser fährt dann die Umrisse des Motivs auf dem Werkstück ab, ohne zu gravieren. So sieht man genau, wo die Gravur platziert wird. Bei Bedarf kann man die Position noch anpassen.

xTool S1 Test XCS Software Vorschau
Bevor der Laser loslegt, gibt es noch eine Vorschau mit geschätzter Arbeitszeit.

Wenn alles passt, wählt man die gewünschten Einstellungen für Geschwindigkeit und Leistung, die für die meisten Materialien bereits vordefiniert sind. Dann noch auf Start drücken und der S1 legt los. Dank Autofokus stellt er selbstständig den optimalen Laserfokus ein, egal ob das Material flach oder gewölbt ist.

Gravieren und Schneiden

xTool S1 Schiefer gravieren

Im Test haben wir eine Schieferplatte und einen Anhänger aus Edelstahl graviert. Durch den feinen Laserfokus von 0,08 x 0,10 mm war das Ergebnis hervorragend präzise. Die Gravuren sind gestochen scharf und selbst feinste Details sind gut zu erkennen. Egal ob auf Stein oder Metall. Mit bis zu 600 Millimeter pro Sekunde ist das Arbeitstempo beachtlich.

xTool S1 Schieferplatte
Nach ungefähr 5 Minuten ist der Schieferuntersetzer fertig.

Wir haben auch versucht, eine dünne Metallplatte zu schneiden. Darauf gravieren ist kein Problem, durchschneiden schafft der Diodenlaser jedoch nicht, was auch zu erwarten war. Er schneidet zwar ins Material hinein, wobei sich durch die hohe Hitze das Metall verbogen hat, aber das vollständige Durchtrennen schafft er nicht.

Gleiches bei transparentem Acryl. Auch das konnte der S1 im Test nicht schneiden. Dafür würde man einen CO2 Laser wie den xTool P2 benötigen.

xTool S1 Schlüsselanhänger
Wie wärs mit einem Schlüsselanhänger für die Liebste oder den Liebsten?

Holz dagegen ist gar kein Problem. Ein 18 Millimeter dickes Pappel-Brett zerlegt der 40 Watt Laser in einem Durchgang. Hier sollte man aber mit den Einstellungen für Laserstärke und Geschwindigkeit experimentieren. Ansonsten können unschöne Schmauchspuren entstehen.

Ein Pluspunkt des S1 ist das austauschbare Lasermodul. Neben dem 40 Watt Modul gibt es noch ein schwächeres 20W Modul, aber auch einen 2W 1064 nm Infrarotlaserkopf. Letzterer eignet sich vor allem für die Gravur von Metallen, Acryl und Kunststoff. Testen konnten wir das allerdings nicht, weil wir lediglich das 40 Watt Modul hier hatten.

xTool S1 Test gravierter Eierbecher
Oder mit einem gravierten Eierbecher?

Hier noch ein paar zusätzliche Details und Tipps:

  • Für optimale Ergebnisse empfiehlt es sich, die Materialeinstellungen in der Software zu nutzen. Dort sind für viele gängige Werkstoffe bereits die idealen Parameter für Leistung und Geschwindigkeit hinterlegt. Wer häufig dasselbe Material bearbeitet, kann auch eigene Presets anlegen und so Zeit sparen.
  • Beim Schneiden dicker Materialien wie Holz oder Acryl sollte man mehrere Durchgänge einplanen, um ein sauberes Ergebnis zu erzielen. Die Software erlaubt es, die Anzahl der Wiederholungen festzulegen.
  • Für filigrane Designs oder kleine Schriften ist der 2W IR-Lasers empfehlenswert, da dieser einen noch feineren Fokus von 0,03 x 0,03 mm bietet.
  • Beim Gravieren von Fotos oder Graustufenbildern erzielt man die besten Resultate mit speziell beschichtetem Lasergravur-Material (eloxiertes Metall etc.). Aber auch auf Holz und Stein lassen sich mit den richtigen Einstellungen tolle Ergebnisse erzielen.

xTool S1

9.3

POSITIV

Robuste Verarbeitung und Bauqualität

Komplett geschlossenes Gehäuse für maximale Sicherheit

Hohe Laserleistung mit bis zu 40W

Hohe Präzision und Detailtreue bei Schnitt und Gravur

Benutzerfreundliche Software (XCS) und kompatibel mit LightBurn

Integriertes Rauchabzugssystem mit optionalem Abluftfilter

Viele intelligente Funktionen wie Autofokus, dynamische Fokussteuerung, Air Assist

5 IR-Flammensensoren und Bewegungssensor für Notabschaltung

Austauschbare Lasermodule (20W, 40W, 2W IR) für Flexibilität

Großer Arbeitsbereich (498 x 319 mm bei 40W Version)

Erweiterbar mit Rotationsmodul, Erhöhung und Abluftfilter

NEGATIV

Hoher Anschaffungspreis, besonders für 40W Version

Größtenteils nur mit Zubehör des Herstellers kompatibel

Kann bestimmte Materialien wie klares Acryl nicht schneiden (Einschränkung aller Diodenlaser)

Relativ kurzer und dünner Abluftschlauch im Lieferumfang

FAZIT

Der xTool S1 ist ein Porsche unter den Lasergravierern im Consumer-Bereich. Durch seinen unkomplizierten Aufbau und die benutzerfreundliche Software zählt er nicht nur zu den einsteigerfreundlichsten Geräten, die geschlossene Konstruktion macht ihn auch zu einem der sichersten Lasergravierern auf dem Markt.

Auch für Profis ist der xTool S1 attraktiv. Der Lasergravierer bietet mit seinem 40 Watt Lasermodul genügend Leistung, um den meisten Gravur- und Schnittanforderungen gerecht zu werden. Metalle markiert er mit Bravour und selbst dickeres Holz kann er in einem Durchgang schneiden. Seine Grenzen erreicht er beim Schneiden von Metall und transparentem Acryl. Hierfür ist ein CO2-Laser wie der xTool P2 die deutlich bessere Wahl.

Nicht zu unterschätzen ist der hohe Preis von rund 2.000 Euro, der durch teures Zubehör wie den Abluftfilter (ca. 700 Euro) weiter in die Höhe getrieben wird. Die Investition lohnt sich aber, denn man erhält hier ein rundum gelungenes Paket, das nicht nur für Hobbyanwender, sondern auch für Kleingewerbe oder die Forschung geeignet ist.

PREISVERGLEICH

20W
40W
xtool.com
Price icon 1.499,00€
xtool.com
Price icon 1.999,00€

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